Mewliehes
	Ae1tung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Krovftblatt.
	Organ
der deutschen Kunstvereine.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — FGrster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
	_ 1853.
	«ЛР 25.
	herausgegeben von Dr. F.. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 18. Juni.
	Subalt: Der Untergang von Babel. Carton von Peter vy. Cornelius. Е. Е. — Die herzogliche Kupferstichsammlung zu Gotha. J. H. Schneider. —
	Gemiilde der alt-deutschen Schulen in Spanien. J. D. Passavant.
Linder. Herausgegeben von F. O. Heintich. H. A. Miller. —
Kunstvereine. Die Ausstellung des Kunstvereins zu Halberstadt.
	Der Untergang von Babel.
	Carton von Peter von Cornelius.

(Hierbei cine Radirung.)
	Kw Cornelius diesmal zu einem abermaligen Besuche der
ewigen Stadt iber die Alpen ging, hat er noch einen Carton zu
seiner grossartigen Illustration der Offenbarung Johannis voll-
endet, auf den wir schon 8.13 hingedeutet haben und den wir
mit der speciellen Erlaubniss des Meisters unsern Lesern bei-
liegend in einer Umriss-Radirung seines Schilers, Hermann
Schulz, mittheilen ).

Als der siebente Engel seine Zornesschale ausgegossen
hatte in die Luft, da ward, nach den Worten der Bibel, Ba-
bylon, der grossen, gedacht vor Gott, dass ihr gegeben wiirde
der Kelch des Weines von scinem grimmigen Zorn.

Dort steht jener starke Engel, der einen grossen Stein in’s
Meer geworfen hat, so dass er, wie von der Erde vertilgt, nie
mehr gesehen ward, Jetzt erhebt er den Arm und seine Stimme
und spricht das schwere Wort der Verurtheilung gegen die
siindige Stadt, welches anhebt: , Also wird mit einem Sturm
verworfen die grosse Stadt Babylon und nicht mehr erfunden
werden.“ Riesenhaft und gewaltig steht der Verkinder des
géttlichen Gerichts da, alle Menschenkinder tiberragend; sie sc-
hen ihn nicht, die rund umher mit ihrem Jammer und ihrem
Tode ringen; denn gegeniiber brennt schon Babylon, die grosse
und starke Stadt; die verderblichen Rauch- und Flammensaulen
winden sich um die marmornen und , Babylon ist eine Behau-
sung der Teufel worden und cin Behialtniss aller unreinen Gei-
ster“. Das Volk, das nicht theilhaftig werden soll ihrer Sin-
den und nicht von ihren Plagen empfangen soll, zichet in eiliger
Flucht zu den Thoren hinaus. Auf dem Berge aber liegen die
Kaufleute und Schiffherren voll Jammer und Wehklage mit ih-
	1) Wir machen bei dieser Gelegenheit auf den Complex der Entwirie
aufmerksam, der, von Julins Thater gestochen, in einer neuen, wohl-
feilen Ausgabe (11 BI. in gr. Royal. Mit Erklarungen in 3 Sprachen. 63 Thlr.)
bei Georg Wigand in Leipzig erschienen ist.

LY, Jahrgang.
	— kKunstliteratur. Leben und Werke der bertiihmtesten Maler aller Zeiten und
Gegenerklarung von Linck. — Zeitung. Wien. Amsterdam. Rom. Madrid. —
	ren Weibern und Kindern. Sie driicken krampfhaft den Beulel
mit Golde und umklammern die reichen Waarenballen; sie wei-
nen und tragen Leid, ,dass ihre Waare Niemand mehr kaufen
wird, denn sie sind reich worden von der Wollust der Stadt®,
von ihr, die ,bekleidet war mit Seiden und Purpur und Schar-
lach und tibergildet war mit Gold und Edelgestein und Perlen,
die voll war von allerlei Gefiss von Elfenbein und késtlichem
Holz, von Erz und Eisen und Marmor*. Auch die Kénige, welche
mit ihr Unzucht und Muthwillen getrieben haben, stehen von
ferne vor Furcht ihrer Qual und beklagen die Stadt, die dem
ewigen Strafgericht verfallen ist, in Einer Stunde verwiistet
al? solcher Reichthum.

Im Vordergrunde ist die ftirchterliche Begebenheit noch
einmal in allgemeineren und symbolischen Zigen zur Anschauung
gebracht. Man sieht eine jener Gruppen von Unglicklichen,
welche Cornelius so ergreifend zu componiren weiss. Hier hat
der Tod die Verzweiflung zu Gaste geladen und schwelgt mit
ihr in den Seelen und Leibern der Menschen — ein schauer-
liches Bankett! — Babylon aber erscheint hier unter dem Bild-
niss eines buhlerischen Weibes, wie es im 17. Capitel der Of-
fenbarung geschildert wird. Dasselbe sitzt auf einem rosinfar-
benen Thiere, das voll Namen der Lasterung war und sieben
Haupter und zehn Horner hatte; sie ist mit Scharlach bekleidet
und hat einen gildenen Becher in der Hand. Da liegt sie hin-
geworlen, trunken von dem Blut der Heiligen und der Zeugen
Jesu und die Haupter des Thieres, -welches sie fassen und ihr
Fleisch essen wird, beginnen, sich gegen sie zu richten. Dies
ist das Gericht, welches tiber das antichristliche Reich, tber
die grosse Babylon, die Mutter aller Grauel auf Erden, erging.
So hat Gott an ihr das Blut seiner Knechte von ihrer Hand
gericht.

Bei der Einreihung dieses Bildes in den ganzen Cyclus
der Darstellungen fir das Campo Santo wird es eins der Haupt-
bilder der Nordwand bilden, die ihrem allgemeinen Inhalte nach
das Ende des Irdischen und den Uebergang zum Ewigen zur
	Anschauung bringt. F. E,