klarster Darstellung auch Alles das ingesammt anschaulich ma-
chen, was uns durch eigene, wie auch fremde Forschungen
neuerdings tiber das Leben und die Werke der beriihmtesten
Koryphaen der Malerei bekannt geworden ist* (Vorw. S. 4).
Ob unter diesen , eigenen Forschungen* die des Herausgebers
oder die der Leser verstanden sind, ist uns, d. h. den Lesern,
nicht recht klar geworden; die erste Lieferung bringt namlich
so gut wie gar keine eigene Forschungen des Herausgebers.
Doch méchle auch das noch hingehen, wenn’s nur mit dem
»Anschaulichmachen “ besser bestellt ware. Dazu aber bedirfte
es einer wirklichen Bearbeitung des vorgefundenen Stoffes, einer
geordneten Zusammenstellung desselben, einer Deutlichmachung
und Erklarung der Namen, die nur der mit den alteren Quellen
Vertraute kennt, und die dem grésseren Publikum, fir welches
doch das Buch berechnet ist, ginzlich unverstandlich sind; dazu
bediirfte es ferner éiner besseren ausseren Anordung, die
durch Eintheilangen, Ueberschriften, bessere Absitze und Druck-
yerschiedenheiten bewirkt wird, woran es bis jetzt ginzlich
fehlt. Auch Seiteniiberschriften sind in solchen Biichern uner-
lasslich. So wie es da ist, hat das Buch das Ungliick, weder
fiir den Kenner, noch fiir den Laien zu sein, weder ein neues
Urtheil, noch eine neue Thalsache zu bringen. Ob es in den
spaiteren Lieferungen mit den eigenen Forschungen oder mit
dem klareren Zusammenstellen des Compilirten’ besser aussehen
wird, wissen wir nicht; unsere Aufgabe ist es, zunichst die
Wahrheit der ausgesprochenen Behauptungen zu beweisen und
zu zeigen, dass eine so wortliche Aufnahme ganzer Seiten aus
anderen Schriftstellern, ohne genaue Angabe dieser Originale,
kaum noch mit dem gelinden Namen einer Compilation benannt
werden darf.

Des Herausgebers (um nicht zu sagen Verfassers) erwahnte
Unwissenheit in der Geschichte der Kunst des Alterthums of-
fenbart sich §. 8 in den aus Vasari (I. §. 16 Ausg. v. Schorn)
entnommenen Worten tiber die altesten griechischen Maler: ,der
Corinther Cleophant war der erste, welchcr mit Farben mallte,
und Apollodor der erste, der den Pinsel gebrauchte, ihnen
folgten Polygnot, Xeuxis (sic!), Timagoras, Pytheas, Alauphos
und Apelles*, Worte, die Schorn mit Ausnahme des rein er-
fundenen Namens Alauphos unangetastet liess, obwohl sie von
Irrthimern wimmeln, wozu dann noch , Xeuxis* kommt, was
wohl kein Druckfehler ist, da es sich auf S.11 wiederholt.
Diese Irrthiimer sind: 1. dass Apollodor nicht der erste war,
der den Pinsel gebrauchte, da die Worte des Plinius primus
gloriam penicillo jure contulit das um so weniger bedeuten
kénnen, da 2. Polygnot, der doch entschieden schon mit dem
Pinsel malte, ihm bekanntlich nicht folgte, sondern voranging ;
3. dass Pytheas gar kein Name eines berithmten Malers ist, da
es doch unméglich der ganz obscure bei Steph. Byz. 8. у. Вобоа
sein kann; 4. dass eben so wenig Alauphos existirt. Ferner
sagt der Herausgeber, zum Theil nach Vasari, dass Praxiteles,
Polyklet und Lysippus sich in gegrabener Arbeit auszeichneten,
und scheut sich nicht, den mythischen Pygmalion, wie es Va-
sari thut, als Elfenbeinarbeiler zu nennen. Auf diesen ersten
Seiten giebt die Einleitung auch einige Proben sinn- und ord-
nungsloser Zusammenstoppelung aus den Originalschriftstellern,
in folgenden Worten: ,In dieser Zeit (wie es scheint, ,bald  
nach Olymp. 60%) finden wir indessen auch noch toscanische
Denkmialer, welche besonders in dem steifen Gefalte der Ge~
wandung den Aginetischen Styl erkennen lassen. So fand man
auch in der Inselstadt Rhodus gegen 30,000 Statuen in Marmor
und Erz vor.“ Aus welchem Schriftsteller der erste Satz ent-—
nommen ist, weiss ich nicht; der zweite, aus Vasari (S. 17)
entlehnt, kann durch das ,so* mit dem ersten Satz eben so
wenig in Verbindung. gebracht werden, wie die mit ,ferner
	angeknipfte Geschichte von einem ,Kénige von Lycien, der
solch ein Verlangen trug, eine Venus des Praxiteles zu be-
sitzen, dass er fast allen Reichthum seiner Volker dafir hin-
gab“. Abgesehen davon, dass diese aus Vasari genommene
Geschichte mit dem kurz zuvor erwahnten Reichthum der Grie-
chen an plastischen Kunstwerken in keinem Zusammenhange
steht, ist sie, so ausgedriickt, bekanntlich kaum zur Halfte wahr,
da offenbar das vergebliche Anerbieten des Kénigs Nikomedes
von Bithynien an die Bewohner von Knidos damit gemeint ist.
~~ Nachdem wir sodann das Nahere бЪег das technische Ver-
fahren der Alten beim Malen und iiber ihre Anwendung der
Farben erfahren haben, werden einige Data tber die Malerei
bis Ol. 155 angegeben, und pldizlich geht’s von da mit einem
Sprunge in die Zeit des. ,,Wiederauflebens der Kunst* d. В. in
den byzantinischen Styl (von 600—1200). Dann folgen einige
Notizen tiber die Reprdsentanten der Hauptrichtungen der Ma~
lerei von Giotto an bis in die zweite Halfte des 17. Jahrhun-
derts, und eine kurze Schilderung des bis ins Jahr 1780 dauern-
den Verfalls, so wie des-nach dieser Zeit wieder erwachten
Kunstlebens.

Nach dieser Einleitung von elwa 15 Seiten beginnt das
1. Buch (Italienische Schulen) im 1. Capitel mit den dltesten
Meistern der Toscanischen Schule: Cimabue, Duccio, An-
drea Tafi, Gaddo Gaddi, Margaritone. Das 2. Capitel
(Toscanische Schulen) beginnt mit Giotto, der in vorliegender
1. Lieferung fast zu Ende gefiihrt wird. Da es indessen nicht
der Mithe werth ist, den Lesern d. Bl. die Originale zu jedem
einzelnen Passus der vorliegenden Biographien nach Capitel
und Seitenzahl vorzufiihren, so begrtigen wir uns damit, an
den Abschnilten fiber Cimabue und Giotto nachzuweisen, wie
der Herausgeber im Zusammenstellen, so wie in mehr oder we~
niger wortlichem Abschreiben seiner Autoren zu Werke ge-
gangen ist. In dieser Beziehnng ist es bemerkenswerth, dass
da, wo die Schriftsteller genau nach Band und Seitenzahl ci-
	Url sind, in der Regél wenig daraus abgedruckt ist; das mas-
	senweis Abgedruckte dagegen enlweder gar nicht den Namen
der Quelle, oder den blossen Namen ohne genauere Angabe
des Wo enthalt. Und wo der blosse Name angefiihrt ist, da
fragt man sich vergebens, wie weit sich die abgeschriebenen
Worte des Autors erstrecken und wo die Worte des Heraus-
gebers anfangen. Auf Leizteres miissen wir freilich antworten:
Fast nirgends.

Ueber Cimabue’s frihstes Bild in der Akademie zu Flo-
renz, so wie iiber die Madonna in S. Maria Novella daselbst
berichtet der Herausgeber fast ganz mit Kugler’s (Gesch. der
Malerei I. S. 290) Worten, den er hier zwar anfiihrt, aber nicht
mit genauerer Angabe des Wo, Aehnlich verhalt es sich mit
den Wandmalereien in der Oberkirche S. Francesco zu Assisi,
aus Kugler mit einigen Verdnderungen und Abkirzungen ohne
Angabe dieser Quelle entnommen. Nun folgen tiber Cimabue
die Urtheile und Charakteristiken Lanzi’s und seines Ueber-
setzers v. Quandt (fast wortlich abgeschrieben aus Bd. I. 8.17
u. 18 Note 31), ferner v. Rumohr’s (genau citirt) mit einigen
stylistischen Verschiedenheiten nachgesprochen, Landini’s und
einiger alteren Italiener, wiederum vy. Rumohr’s (ohne Angabe
des Namens) und Speth’s. Dann wird in der Aufzahlung der
ibrigen Bilder unseres ‘Meisters, abgekiirzt nach Vasari, fort-
gefahren, wobei jedech der Madonna in S. Maria Novella zu
Florenz abermals Erwahnung geschieht und F. Férster’s
(Kunstbl. 1832. 8. 127) Urtheil tiber diese, so wie tiber die Ma-
donna der dortigen Akademie wérllich, ohne Nennung dieser
Quelle, abgeschrieben ist. Zum Schluss folgt, nach Erwahnung
ciniger zweifelhaften Arbeiten Cimabue’s, die Angabe seines
Todesjahres und, aus Vasari wérllich abgeschrieben, die Nach-