fur sich zu erwerben. Nachmals sei es nach Spanien gesendet worden.. Woher Wouters diese Nachricht genommeu, ist mir unbekannt. Auch durften Zweifel entstehen, ob hier von einem und demselben Bilde die Rede ist, da wir jetzt zwei Originale desselben in Spanien antreffen. Jedenfalls ist eine Vermuthung des Dr. Waagen im Kunstblatt von 1847. S. 171. irrig, nach welcher cins dieser Bilder dem alten Roger angehéren dirfte und dabei geltend macht, dass die Kénigin Maria sicher keinen so hohen Preis fiir das Bild eines lebenden Malers bezahlt ha— ben wiirde. Nun kam sie aber erst im Jahre 1529, in wel- chem der jiingere Roger gestorben, nach den Niederlanden, und so fallt diese Beweisfihrung in sich zusammen; vielmehr wird es begreiflich, wie nach dem eben erfolgten Tode des hochge- feierten Ktinslers grade damals eines seiner Hauptwerke in sehr hohem Preise gehalten werden musste. Das urspringliche, erste Bild der Kreuzabnahme befindet sich jetzt in der Sakristei der Laurentiuskirche des Escorial. Es steht der Malweise des 4l- teren Roger noch ziemlich nahe, ist mit grosser Sorgfalt aus- gefiihrt, aber von einer Feinheit der Zeichnung, einer Harmo- nie der Farbung, die keinen Zweifel an seiner Originalitat auf- kommen lasst. Dass das Bild dem jiingeren und nicht dem &1- leren Meister angehort, ergiebt sich nicht nur aus der lebhaft bewegten Darstellungsweise, wie sie erslerem eigenthiimlich war, sondern auch aus der Behandlung der Gewander und aus der schéneren Zeichnung der Fiisse, namentlich des Johannes, dessen der Altere Meister nicht fahig war. Das herrliche Werk musste hei seiner Enistehung grosses Aufsehn erregt haben, wodurch es begreiflich wird, dass er es zweimal zu wiederholen bekam, wie dieses die sicher vom Meister selbst ausgefihrten Bilder im kénigl. Museum zu Madrid und in dem zu Berlin, letz— teres vom Jahre 1488, und wohl das jiingste, aufs uberzeu- gendste darthun. Das Exemplar im kénigl Museum zu Madrid ist etwas breiter behandelt, als das im Escorial, aber meister- lich und mit grosser Sorgfalt, wie ich dieses ganz in der Nahe zu beobachten im Stande war, indem Director Don José de Madrazo die Gefalligkeit hatte, fiir mich das Bild von seinem gewohnlichen hohen Standorte herabnehmen zu lassen. Auf dem Giirtel des klagenden Weibes stechen die Namen Ihsvs Maria. Ihr Kleid von einer gelblichen, in’s Graue gehenden Farbe, mit rothen Ermelin, ist mit Pelz besetzt. Ihr Mantel violet-grau. Die Lichter sind sehr hell und nur wenig lasirt. Joseph von Arimathia, mit rothen Beinkleidern, halt den Leichnam Christi unter den Armen, wahrend Nicodemus, in Goldbrokat- Mantel, ihn bei den Fiissen fasst. Links sinkt Maria in Ohnmacht und wird von Johannes und Magdalena unterstitzt. Von ausgezeich- neter Schénheit ist der Maria herabhaingende Hand. Sie ist blau gekleidet, Johannes hat einen rothen Mantel an, Magdalena ein griines, der auf der Leitér stehende Mann ein weisses Kleid. Diese an sich geringfigigen Angaben diirften zum Vergleich mit dem Berliner Exemplar von Interesse sein, daher sic hier einen Platz gefunden. Noch bewahrt das Escorial an dunkler Stelle im Saal der Chorbiicher einen Christus am Kreuz, mit Maria und Johannes zu den Seiten, in Lebensgrésse. Hs ist ein tiichliges Werk unsers Meisters, das. aber durch Abblaltern seinem Untergange entgegengeht, wenn nicht baldige Abhilfe ihm vorbeugt. Eine schéne Piela, Maria den Leichnam Christi umarmend, halbe Figuren unter Lebensgrésse, befindet sich in der Sakri- stei des Chors der Kathedrale zu Sevilla. Das Bild ist von er- greifender Stimmung, auf’s sorgfaltigste ausgeftihrt und unzwei- felhalt von dem jingeren Roger van der Weyden, obgleich es dort dem Morales zugeschrieben wird. Als Albrecht Direr bezeichnet, durch dessen Monogramm Meisters Roger im konigl. Museum zu Madrid, und im Catalog unter No. 466 aufgefiihrt.. Es stellt eine Kreuzigung Christi dar. Der Ausdruck des Schmerzes bei den Frauen ist von ergrei- fender Wahrheit. Die Magdalena ist der im grossen Gemalde der Kreuzabnahme sehr ahnlich. Ein anderes Kleines Bild der Kreuzigung von unserm Roger und noch feiner und geistreicher als obiges behandelt, besitzt Herr Peleguér, Professor der Kupferstecherkunst in Madrid, der es aber fir ein Werk des Johann van Eyck halt. Den Gekreu~ ziglen umschweben sechs kleine Engel in schillernden Gewan- dern. Maria umfasst, dem Schmerz erliegend, den Stamm des Kreuzes, Links befinden sich zwei der Frauen und rechts sitat eine dritte hinter dem stehenden, fast vom Rticken gesehenen Johannes, dessen lebhafter Ausdruck des Schmerzes héchst ог! ginell und ergreifend ist. Die Képfe der Weiber sind sehr schén. Das Nackle des Christus ist etwas mager, aber wie auch Hande und Fiisse von guter Zeichnung. Die Landschaft, harmonisch in der Farbung, zieht in einen etwas grauen Ton. Dieses Klei- nod der Malerei. dirfte der Jugendzeit des Meisters angehéren. Eine besondere Liebhaberei an den Werken des Hiero- nymus Bosch aus Herzogenbusch hatle Kinig Philipp Il; er scheint selbst solchen Gefallen an dessen phantastischen Dar- stellungen und Teufelsspuk gefunden zu haben, dass er die Niederlande von dessen Bildern fast ganz entblisste und sich rihmen konnte, wenigstens 17 derselben zu besitzen. Ein gros- ser Theil davon ging beim Palastbrande zu Grunde; von den noch erhaltenen ist das ausgezcichnetste, im Museum No. 444, eine Anbelung der Kénige, mit Figuren von etwa einem Drittel Lebensgrésse. Das Mittelbild enihalt den Hauptgegenstand von einer im Allgemeinen wirdigen Hallung; betrachtet man aber das Einzelne, z. B. die Kragenbesetzung am Mantel des einen Konigs, so gewahrt man darin neben Figuren von Heiligen auch allerlei Teufelsspuk, und am Rand des schénen weissen Gewan- des des Mohrenkénigs eine Reihe phantastischer Végel. Im Fligel links kniet der Donatar bei dem Apostel Petrus, wo geschrie- ben steht ,,een vor al. Im Fliigel gegentiber kniet die Stif- terin bei einer lesenden Heiligen. Die allgemeine Auffassung des Gegenstandes hat etwas Genreartiges, was dadurch noch sehr gesteigert wird, dass das Landschaftliche gegen die Fi- guren beinahe vorwiegt. Die Farbung ist klar, die Ausfihrung sorgfallig, aber meisterlich. In einer der drei Darstellungen der Versuchung des h. An- tonius, in denen unser Meister ganz auf seinem Felde sich be- findet, sehen wir den heiligen Eremiten von Teufeln tiber eine Brucke gezerrl; im einer anderen fUhren sie ihm ein nacktes Weib zu. Es ist Joronimus Bosch bezeichnet. — Ein an- deres seiner phantastischen Bilder stellt den Sturz der Engel dar, wobei auch die Erschaffung und der Siindenfall des Adam und der Eva und das Paradies. — Noch abenteuerlicher erscheint seine Allegorie auf den Triumph des Todes. Dieser reitet, Alles niederwerfend und Schrecken verbreitend, durch die Menge der Menschen allen Standes, Geschlechtes und Alters, wahrend ein Heuwagen, worauf die Eitelkeit, der Ruhm und ein die Po- saune blasender Teufel sitzen, von sieben halb in Thiere ver- wandelten Menschen gezogen wird. — An Phantasterei aber Alles titberbielend ist seine Allegorie auf die Hilelkeit der Welt und so voll der wunderlichsten Einfalle und von Teufelsspuck, dass die Erinnerung daran wie cin béser Traum nachzuwirken vermag. Auch die Provinzial- Galerie zu Valencia bewahrt ein merk- wirdiges, mit seinem Namen bezeichnetes Werk von Hierony- mus Bosch, welches sich ehedem in der k6niglichen Kapelle der dortigen Kirche der Trinitarios Desealzos befunden. Es und der Jahreszahl 1513, ist ein kdstliches Bildchen unsers besteht aus drei Gemalden von ovaler Form, von denen das