920 auch, wie wir vernehmen, seine weitere Vermiitclung zur Her- stellung dieses Denkmals geboten. Es witirde еше solche um so erwiinschler erscheinen, als die gcring gewordene Zahl der Reste dieser Kunst taglich sich noch vermindert. Yom Jahre 1839 an, wo Hr. v. M. die damals noch ziemlich zahlreich vorhandenen Denkmiler der Art in der Provinz nolirle und theils selbst aufnahm, theils durch Kiinstler aufnehmen liess, sind vicllcicht bereits neun Zehntheile derselben vernichtet. Um sic der Nachwelt zu erhalten, hat er, wie uns aus sicherer Quelle zugeht, schon im Jahre 1840 die Herausgabe seiner in- ieressanten Zeichnungen vorbereitet, wurde aber durch seine amltlichen Geschafle an der Emanirung bchindert. Médchte er sich doch veranlasst fiihlen, recht bald mit der Bekanntmachung dieser ftir die Bau- und Kunstgeschichte so héchst interes- gsanien Denkmaler vorzugehen und hicrin das fir die Anwen- dung so wichtiger Ueberresle geeignetste Mittel zu ergreilen. Wir diirfen dann auch hoffen, itber dic obengedachten Verzic- rungen Ausfihrlicheres zu crfahren. Liegnitz, im Juni 1850. Dr. Sammiter. Gemalde der alt-deutschen Schulen in Spanien. Von J, D. Passavant. (Schluss.) Gemalde deutscher Mcister in dem koniglichen Museum zu Madrid. Ein ausgezeichnetes, alt-niederdeutsches- Bild von zwei Ab~ theilungen wird hier unter No. 409 der Schule des van Eyck zugeschrieben. Es stellt die Werbung um Maria und ihre Trau- ung mit Joseph dar. Links sieht man einen kleinen runden Tem- pel, worin der Hohepriester betend vor dem Altar kniet; um- her befinden sich die Freier der Maria in mehr oder minder heftiger Gemiithsbewegung dariiber, dass der Stab des Joseph Blithen getrieben. Dieser wird, beim Ausgehen aus dem Tem- pel, von zwei reich gekleideten Mamern angehalten. In den Glasfenstern des Tempels ist die Schépfungsgeschichte dargestellt, und in den Steinreliefs am Gesims das Opfer Abrahams. Die Abtheilung rechts enthalt die Trauung unter einem gothischen Portal im deutschen Styl der feinsten Arbeit, wie er in Céln vorkommt. Maria ist reizend im Ausdruck der Demuth bei ju~ gendlicher Schénheit; Joseph dagegen ein alter Mann. Viele Manner und Frauen umgeben dic heilige Handlung. Die Zeich- nung ist gut, die Farbung klar und blahend; Gewander, Miitzen и. А. haben dfters goldene Einfassungen. Dieses Bild ist von demselben Meister, der das Mannalesen im Pariser Museum ge- malt, was dort irrig dem Martin Schongauer zugeschrieben wird. Ich glaube in ilinen bestimmt den Meister mit dem Weberschiffchen, oder Johann-von Céln in Zwoll zu erkennen, dem wir auch das interessante Bildchen der Anbetung der Kénige im Berliner Museum verdanken. Dieses ist jedoch elwas tiefer im Ton, weicher in den Umrissen und massenhafter bei Anwendung des Goldes. Bezeichnet ist keines jener Bilder, obgleich es bei seinen Kupferstichen stets der Fall ist. Es darf uns dieses aber um so weniger befremden, als auch die Ge- milde seiner Zeitgenossen, Marlin Schongaucr und Meister € S von 1466, ohne alle Bezeichnung geblieben sind. Ein anderes schones Bildchen der deutschen Schule aus dem letzten Drittel des 15. Jahrh., mit No. 408 bezeichnet, stellt die Verkiindigung dar. Die gothische Architektur theilt das Bild in zwei Raume; in dem rechts kniet Maria, in dem andern be- findet sich der verkiindende Engel in einem Priestergewand, und iiber ihm Gott Vater mil Engeln von einem Goldgrund um- seben. Sowohl dieses Bild, als auch das vorhergchende, ist enlwickellen, geregellen Thitigkeit. Dieses Thema variren in anmuthigster Weise die kleinen Relicfdarstellungen, welche den Bauch der Schale als Band umschlingen. Das hichste Ziel menschlicher Thatigkeit, die Erlangung geistiger Freiheit und Herrschalt, vergegenwarligt der gefliigelte, den Gipfel des Wer- kes krénende Genius, der mit gewalligem Griff der Linken dic dreiképfige Hydra erwirgt und mit der Rechten die Fackel der Erkenntniss, der Bildung emporhalt. Lieferer and Besitzer des Kunstwerkes war der Hofjuwelier Johann Wagner und Sohn und wir freuen uns, melden zu kén- nen, dass Se, Maj. der Konig, der hohe Beférderer heimischer Kunst, in Anerkennung dieser vorirefflichen Leistung, dicselbe durch Ankauf dem Vaterlande erhalten hat. WY. парке. Neraffito im Schiesien. Bei Gelegenheit des Abputzes cines an der Pforte No. 1 hierselbst belegenen Hauses, im Jahre 1841, hatte der Regie- rungsrath A. v. Minutoli bedeutende Ueberreste von Wand- verzicrungen in Sgraffito entdeckt. Seine Bemthungen, den Be- silzer damals zu deren Erhaltung zu bewegen, blicben jedoch leider fruchtlos. Das einzige, was er zu bewirken vermochte, war dic Zusage des Wirthes: die alten Verzierungen unter dem neuen Abputz in ihrer Integritét zu belassen und zwei lebens- grosse Figuren der Apostel Petrus und Paulus fir das Auge bloss zu legen. Von diesen Figuren war indess die eine, durch Anlegung eines neuen Fensters, wieder zerstért worden. Vor einigen Tagen nun wollte der neue Hausbesitzer, Land- schaftkassen-Rendant Wehner, das Haus neu anstreichen und den auf der Facade befindlichen Putz abnehmen lassen; da hoffte Hr. v. M., von der Humanitét desselben seinen alten Wunsch und Plan realisirt zu schen. Er téuschte sich auch hierin nicht. Hr. W. liess die Blosslegung der ganzen Wandfliche zu, und nach Wegschaffung der vielfachen Lagen spaterer Farbe und nach behutsamem Ablésen des Mérlelputzes erscheint die Fa~ cade jetzt ganz in ihrer ersten Urspringlichkeit. Nur an den Stellen, wo spadter Fenster angelegt worden waren oder Mauersprunge verpulzt sind, ist die Zeichnung ип- terbrochen. ; Eine sehr interessante, architektonische Anordnung prasen- lirt sich dem Auge, deutlich erkennt man: oben nah am Dache den Apostel Johannes mit der Unterschrift: St. Johannes. Auf der anderen Seite einen anderen Apostel, wahrscheinlich Lucas (ап dem Zeichen des Stierkopfes kennllich), die Unterschrift ist verwischt; weiter unterwarts drei Papste, durch die Tiara kenntlich, mit den Unterschriften: Ambrosius, Gregorius, Hie- ronymus, mit dem Krummstabe in der Hand. Noch weiter unten eine weibliche Figur mit Kelch und Kreuz, unterschrieben: fides; ferner eine Figur mit: ¢emperantia bezeichnet, еше ап- dere mit Schwert und Wage (justitia, welches Wort aber nicht mehr zu lesen ist); dann eine Gruppe, die leider verstimmelt erscheint, mit der Unterschrifi: hodie mihi cras tii. Dann den Apostel Petrus (Paulus ist, wie oben bemerkt, durch Anlegung des Fensters vernichtet). Dann einen Ritter und das Liegnitzer Stadtwappen, den Lowen mit zwei Schliisseln. Endlich an bei- den Seiten noch die Jahreszahl 1613. Es steht solche auf cinem besonderen Felde mit folgenden Worten: ASDIFICAVIT...ES 1613. C. & B. Die schénen Arabesken, Sdulen м. $. \. sind nur noch an einer Seite vdllig sichtbar, dic wbrigen dirften jedoch bei sorgfalligerer Reinigung noch zum Vorschein kommen. Hr. v. Minutoli, der ‘sich schon seit 12 Jahren bemiht hat, dieser alten trefflichen und gerade fir die Provinz so geeig~ nelen Verzierungsweise wieder Eingang zu verschaffen, hat