es, dass ihm Gott ein specifisch religidses Gefihl vorherr- schend in das Herz gelegt hat, sei es, dass seine Brust mit vorwaltendem Phantasiereichthum ausgestaltet ist, so dass er der Vermitlelung der Kunst bedarf, um den Ewigen zu erfas- sen, Das aber ist die géttliche Macht der Kunst, dass sie zu Thm fihrt und wer gelernt hat, sich an ihren héchsten Schd- pfungen wahrhaft 2u erbauen, der baut an seiner inneren Kirche und wird auch nicht der Letzte sein, wenn der Sickel umgeht fiir den Bau der. steinernen Golteshauser. Allen aber, welche sich naher ftir den evangelischen Kunst- verein interessiren, auch denen, welche zégern bDeizutreten, weil sie ,noch kein Lebenszeichen von ihm gesehen* diene zur Nachricht, dass, wie schon angedeutet, bereits Julius Schnorr von Carolsfeld fiir denselben beschafligt ist; cin zur Vertheilung bestimmtes Blatt: ,Christus als Knabe im Tempel lehrend“ zu zeichnen, dessen Ausfihrung in kraftigem Holzschnitt und in grésserer Dimension erfolgen wird.. Dieser Anfang ist klein, gewiss, aber er ist nicht unbedeutend. Und welches Saamen- korm ist gross gegen das, was sich daraus entwickelt¢ Fr. Eggers. Das jingste Gemalde Lessing’s, Dr. Martin Luther die papstliche Bannbulle verbrennend. *) Dieses Werk unseres Lessing hatle schon lange уог зе1- ner Vollendung die gespannteste Aufmerksamkeit in weitem Kreise erweckt, sowohl riicksichtlich des in demselben. behan- delten Gegenstandes, wie auch als die Arbeit gerade dieses gefeierten Kinstlers. Bei unserer confessionellen Zwiespallig- keit konnte in der ersteren Beziehung das 6ffentliche Interesse an dem Bilde freilich nur ein getheiltes sein, da die Katholiken begreiflicherweise fiir den Gegenstand desselben eine besondere Sympathie nicht hegen kénnen, und zu einer Polemik iiber die Richtigkeit des Thatsichlichen — und noch weniger zu einer Ereiferung tiber eine gehassige Auffassung desselben, jede Ver- anlassung fehlte. Ohne Zweifel ist dieser Umstand dem Ein~ drucke dieses Bildes auf die grosse Mehrzahl der Beschauer sehr zu Statten gekommen und hat die Bildung eines uhigen und unbefangenen Urtheiles tiber dasselbe nicht wenig begiinstigt. Leider ist auch dieses Meisterwerk, gleich dem friheren, »Huss am Scheiterhaufen*, unserm Vaterlande auf immer ent- fremdet. Es wurde, noch ehe es vollendet war, von Hrn. Notte- boom in Rotterdam erworben, an welchen es so eben, nach- dem es nur wenige Tage im Modellsaale der hiesigen Akademie éffentlich ausgestellt gewesen, abgesandt worden ist. Ich glaube daher den Kunstfreunden-in grésserem Kreise durch den Ver-. such, ihnen das Bild so weit zu veranschaulichen, wie es das geschriebene Wort mir gestaltet, einen Dienst zu erweisen. Wenn es zur gerechten Wiirdigung eines historischen Bildes unerlasslich ist, sich auf den principiellen Standpunkt des Kinst- lers, der es schuf, zu stellen und, abgesehen von unserer sub- jectiven Vorliebe fiir den Idealismus oder fiir den Realismus in der Historienmalerei, in die demselben eigene Richtung einzu- gehen und dieser gemiss unsere Anforderungen zu stellen, so kann der Ausgangspunkt dieser Besprechung nicht aweifelhaft sein. Lessing huldigt bekanntlich dem entschiedensten Realis- mus und hat seine ganze Bedeutung als Kiinstler durch die 1) Da es zweifelhaft geworden ist, ob wir im Stande sein werden, un- sern Lesern eine Abbildung dieses Kunstwerks zu geben, so zdgern wir nicht mit der Mittheilung der Besprechung desselben und werden uns freuen, wenn wir spater noch eine bildliche Darstellung werden hinzufiigen kénnen. D. Red. ligkeit nicht auch пиНеаг dem Bau der Kirchen zu statten kommen? Sollte sie nicht wenigstens dazu beitragen den er- bauten Kirchen manchen Besucher zuzufiihren? — Wenn wir aber auch fiir einen Augenblick den Bau und Schmuck der Kirche allein in’s Auge fassen und anerkennen, dass fir jenes erste, nothwendige Bediirfniss gar viel zu thun ist, sollen wir mit dem Schmuck der bestehenden Kirchen warten, bis die noch zu errichtenden vollendet sind? Wir hoffen sehr, dass es wiirdige Lehrer genug geben mige, die berufen sind und sich berufen fihlen, die Kirche des Herrn schon in den Seelen der Menschen fertig zu bauen, ehe der Meister Steinmetz noch den Hammer rihrt. Ware diese innere Kirche nicht vorhanden, so wirden auch alle Spitzbégen der Welt nichts helfen. Wenn wir aber anstchen wollten, sie zu bauen, bis auch der letzle Siinder und der letzle Indianer seine lebendige Kirche auf Schritt und Tritt mit sich herumtragt, dann widen wir’s zuleizt nicht mehr néthig haben, weil dann die Erde ihre Himmelfahrt gemacht hatte. Also miissen welche da sein, die da bauen und andere, die den Bau schon und wiirdig einrichten helfen. Wer will aber beim Beginn schon sagen kénnen, wie weit sich diese Hilfe erstrecken wird? Als vor elwa dreissig Jahren die ersten deutschen Kunst- vereine sich bildeten, ahnte man nicht, welch’ eine Entwicke- lungsfahigkeit diese Institute in sich schléssen. Wir erwaihnen ihrer hier, um die Stellung, welche der evangelische Kunst- verein einnimmt, desto klarer bezeichnen zu kénnen. Es ist bekannt, dass die Kunstvereine — um ganz von unten anzu- fangen — darauf ausgehen, zahlreiche Nachbildungen vorziigli- cher ~- meist dem Genre oder der Geschichte angehériger — Bilder zu. verbreiten, Dann aber auch schmiicken sie die Wande der Privatwohnungen durch Oelgemilde. Abgesehen davon, dass sie ferner regelmassig wiederkehrende Schaustalten aufschlagen, wo ein erhebender Kunstgenuss zu finden ist, bemthen sich Alle, bleibende Sammlungen. zu griinden und diese durch grés- sere historische Werke zu verherrlichen. Die Geschichte des speziellen Vaterlandes oder der Stadt giebt den Stoff dazu und vorziiglich gern hat man den Blick auf die besondere Refor- mationsgeschichte der Sladte gerichtet. Endlich ist bekannt, dass Vereine, wie der Disseldorfer, Frankfurter, Prager u. a. sich auch an den grossen, monumentalen Kunstwerken bethei- ligen, welche im Lande geschaffen werden und namenilich tbt der zuerst Genannte darin eine sehr schéne und anerkennungs- werthe Wirksamkeil. Und wenn wir nun sehen, wie derselbe neben der kiinstlerischen Ausstattung der Wohnhiuser, neben der Bekleidung von Rathhauswanden mit geschichtlichen Fresken schon von Anbeginn an und fort und fort die Kirchen mit Altar- blattern und die Friedhéfe mit Statuen schmiickt, wie er selbst den Kélner Dom durch Overbeck’s Hand zieren hilft, so diirfen wir doch einerseits fragen, ob es nicht erfreulich sei, dass dieser Verein die schéne Lebenskunst, das Eine zu thun und das An- dere nicht zu lassen so wohl verstehe, andererseits aber, ob denn unser Verein nicht auf solche Weise die nothwendige Ent- wickelung der Kunstvereine, eine Fortbildung ihres héchsten Princips sei, ob er etwas anderes sei, als das bewusste Er- fassen von einer sich natirlich darbietenden Aufgabe, cin Ent- gegenkommen an derjenigen Stelle, wo sich die Kunstvereine zur Bethaligung ihres héchsten Zicles und Zweckes erheben. Auf der anderen Seite stehen ihm die Verecine, welche religidse Zwecke im engeren Sinne haben, und so bildet der evangelische Kunslverein das organische Mittelglied zwischen diesen und den vorzugsweise so genannten Kunstvereinen. So- mit ist Niemand, der in dieser vollen Skala der Vercinsthatig- keit sich nicht mitwirkend zu betheiligen verméchte, wenn er namlich von dem Sinn fir das Allgemeine erfillt ist, sei