derselben schlafend von seinem Hunde bewacht. Prachtgebaude
erfiillen den Hintergrund, auf deren Zinnen viele Manner mit
Fackeln bemerkt werden, die ndchlliche Zeit andeutend. Das
Zeichen steht in der Mitte des Vorgrundes. Breite 8 Zoll 8 Li-
nien, Héhe 6 Zoll 9 Linien.

Die Behandlung ist in den ersten Drucken noch delikater
und vollendeter, als in dem vorherbeschriebenen Blatte. Von
dieser Auflage zeigen die friihesten das Monogramm unvoll-
kommen, namlich nur dessen obere Halfte, hernach verschwin-
det der. Reiter in der Sichel. Eine ungenaue, roh radirte Co-
pie hat Hieron. Hopfer geliefert (No. 35 bei Bartsch), worin
Pellegrino’s Zeichen durch dessen eigenes ersetzt ist. Hiernach
wurde die Platte auf dieselbe Weise iibergangen wie die vor-
hergehende, die wenigen davon bekannten Exemplare zeigen
verschiedene Grade der Vollendung. Ottley, dem der erste Zu-
stand unbekannt geblieben, hat das getreue Facsimilie einer
daraus entlehnten Gruppe in der Ucberarbeitung geliefert’).

Barisch widmet diesem interessanten Blalte einen langen
ausfithrlichen Artikel, auf den ich mich beziehe. Es ist bei
ihm ,,fa puissance de [amour genannt, wogegen ein mit der
Feder gezeichneter Original-Entwurf in meinem Besitze durch
die Inschrift ,,¢rionfo della luna“ die etwas unklare Intention
des Kinstlers zu erkennen giebt. Diese Zeichnung enthalt ver-
schiedene Abweichungen, deren wesentlichste darin besteht,
dass die Hauptfigur weiblichen Geschlechts erscheint und dass
der schlafende Kriegsmann und‘sein Hund darin deutlich aus-
einandergehen. -

Der Einfluss des Planeten, Lunus oder Luna bei den Alten,
auf das Menschengeschlecht, hier unter Anderm auf Schlafer
und Reisende, auch Krieg und Seuche verktindend, dann als
Lucina fiir Luna auf Miitter und Sduglinge einwirkend, soll
vermuthlich in dieser vermittelten Vorstellung sich aussprechen.
Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Pellegrino’s gelehrter Lands-
mann, Pierio Valeriano aus Belluno (geb. 1477), der gleich-
zeitig zu Venedig astrologischen Studien nachging und dessen
Hieroglyphien manches Dahingehérige enthalten, dem Kiinstler
dazu Anleitung gegeben.

3. Eine Léwenjagd, Composition von vielen Figuren in einer
reichen, weit ausgedehnten Landschaft; man sche die Beschrci-
bung bei Bartsch, wobei zu bemerken, dass dieselbe einer ge-
genseitigen Copie entlehnt ist, welche ibrigens die Feinheit und
Vollendung des Originals bei weitem nicht erreicht.

Vorstehende drei Blatter diirften, nach der Uebereinstim-
mung mit den friihesten Fresken und Oelgemalden, um 1500
entstanden sein.

4. Der heil. Christoph, rechts gewendet, tragt das Jesus-
kind auf den Schultern iiber das Meer. Seine Rechte halt das
Kind, die Linke stiitzt sich auf einen jungen Palmbaum. Oben
befindet sich die Inschrift: PO7 ENS, unten in der Mitte
das Zeichen. Breite 2 Zoll 7 Linien, Héhe 2 Zoll 11 Linien.
Von sehr zarter und geistreicher Ausfiihrung. Die Svolazzi des
Gewandes deuten auf etwas spitere Zeit. Dieselbe Composi-
tion, mit unwesentlichen Abweichungen, hefindet sich in des
Kiinstlers erster Manier gemalt unter den Fresken zu S. Antonio.

5. David als Sieger, ganz von hinten gesehen, nur mit
einem leichten Gewande bekleidet. Die etwas herkulische Ge-
stalt sliitzt sich auf ein mit einer Schleuder umwundenes Schwert
unter dem linken Arme, an welcher Seite Goliath’s kolossaler
Kopf zu Fiissen liegt. Punktirt, mit Ausnahme des Haares und
des Schwertes. Das Zeichen befindet sich unten ‘in der Mitte.
	Втеце 5 701 4 лшеп, Нойе 12 201 5 Шшеп ®).
	1) An Inquiry into the origin and early history of engraving, by W.
Y. Ottley. 4°. London 14816. Vol. I. p. 478.
2) Duchesne. ainé, Voyage d’un Iconophile. Paris 1834. 80. p. 115.
	6—8. ПОгег ВаЦег mit perspectivischen Ansichten gcome-
metrischer Kérper, in einer freieren Manier geritzt, alle unten
in der Mitte das Monogramm tragend.

6. Zwei solcher Kérper, links ein zwilfseiliger, einem nie-
drigen Gebaéude mit einem Kuppeldache gleichend, in dessen
unterem Theile eine Anzaltl Fenster mit gedffneten Laden be-
findlich sind, rechts cin spharischer von 128 Seiten. Breite 12
Zoll 4 Linien, Hohe 6 Zoll 3 Linien,

7. Zur Rechten eine hohle Sphare mit awélf halbgedffneten
runden Klappen, links die Figur eines Mazocco ), nur zur Halfte
gesehn. Breite 7 Zoll 10 Linien, Hohe 8 Zoll 10 Linien.

8. Links ein ahnlicher Kérper mit fiinfzehn gedffneten vier-
eckigen Klappen, rechts die andere Halfte der im Vorigen ег-
wahnten Figur, also zum Zusammenfiigen bestimmt. Breite 7
Zoll 11 Linien, Héhe 8 Zoll 8 Linien ?).

Die Linearperspective der sogenannten regelmissigen Ког-
per Euklid’s, wie tberhaupt der hierzu besonders geeigneten
Polyeder, hat in der ersten Halfte des 16. Jahrhunderts viele
Mathemaliker und Kiinstler beschafligt, und es mégen wohl diese
Figuren die Altesten existirenden sein, falls sie nicht durch Fra
Luca Pacioli’s beriihmtes Werk hervorgerufen sind, in welchem
ihnliche vorkommen®). Diese waren dem Daniel Barbaro be~
kannt, der ihrer im Manuscripte seines Perspectivwerkes*) er-
wihnt, in Begleitung der linken Halfte von 6 und Federzeich-
nungen nach 7 und 8, aber den Autor nicht zu kennen scheint °).
Aus dem Umstande, dass der Patriarch nur ein Fragment eines
dieser Blatter besass, lisst sich schliessen, dass dieselben nie-
mals publicirt worden, noch fiir ein Werk bestimmt gewesen sind.

Diese acht Blalier, simmilich von grosser Seltenbeil, ist
alles, was von Pellegrino’s Kupferstichen auf unsere Zeit ge-
kommen. Ein bei Bartsch unter No. 2 beschriebenes Bachanale
nach Andr. Mantegna stimmt so wenig mit jenen tberein, dass
ich des Meisters Hand nicht darin erkennen kann, auch weicht
das Monogramm ginzlich ab und scheint vielmehr die Jahres-
gahl 1515 2u bedeuten, worin die Ziffer 5 verkehrt gestellt ist.
	Nachtraglich iiber Giov. Bellino’s Bachanale, flr Herzog

Alfons i von Ferrara gemalt.

Nachdem oben der Reise G. B.’s nach Ferrara gedacht wor-
den, seien mir noch einige Worte tber jenes berihmte Gemilde
erlaubt, welches, nachdem es lange Zeit im Palast Aldobrandini
zu Rom aufbewahrt gewesen, gegenwirtig die dorlige Galerie
Camuccini ziert.
	1) Der Mazocco ist das feste Gestelle der Kopfhekleidung bei Personen
von Stande beiderlei Geschlechts wahrend des 13. bis 15. Jahrhunderts in
Italien, so wie auch die Kopfbekleidung selbst. Sie wurde bei Mannern mit
einem rothen oder schwarzen Tuche umwunden, von dem ein Zipfel auf
die linke Schulter herabhing, bei Frauenzimmern oft mit kostbaren, gold-
durchwirkten Stoffen bekleidet. Diese Form, meistens ет Wulst von Wolle,
wurde auch aus Carton yerschiedenartig gebildet, doch stets ringformig.

Varchi glaubt, die Sitte sei aus Flandern gekommen; noch Philipp der
Gute von Burgand erscheint haulig mit dieser Kopfbedeckung. Vasari er-
zahlt, dass Paolo Uccelli sich eifrig damit beschaftigte, an dergleichen Fi-
guren Perspective zu studiren, wortiber sich Donatello tadelnd aussprach.
Es ging so weit, dass Paolo in einem seiner Fresken des Kreuzganges von
Sia Maria Novella, die Siindfluth darstellend, einen Manu nichts retten lasst,

als scinen Mazoeco.
	2) Duchesne ainé a. a. O.
3) Divina Proportione. Venezia 1509. Fol.
A) La pratica, della Perspectiva di Monsignore Daniel Barbaro, eletlo
	Patriarca @ Aquileia, Ven. 1569. Fol.

5) Fin tanto io ponero qui appresso aleuni corpi sferict faiti con bel-
lisstimo artificio. Ma perche sono ingeniosi io ho volute che non si perde la
memoria lore. Fol. 30 tergo Cl. IV. Cod. XXXIX. der Bibl. Naniana.

Diese Stelle ist im Abdrucke, der nur ein gedrangter Auszug des Ma-
	nuscripts ist, ausgelassen.