263 aufs Strengste systemalisch angeordnet; eine Uebersicht dieser Anordnung gewahrt zunichst das sehr sorgfaltig gearbeitete Re- gister, welches dem Buche vorausgesandt ist. Hiedurch hat es der Verf. méglich gemacht, alles tiberfliissige Raisonnement zu vermeiden und die Entwickelung so kurz, wie unmittelbar an der Reihenfolge der Gegenstinde selbst, ob auch das gering- fiigigste Detail derselben nicht ausser Acht lassend, zu geben. Fir alles Einzelne ist das sicher bezeichnende Wort gefunden, was begreiflicher Weise bei einer Ueberfiille kostiimlicher Ge- genslinde, die unsrer Anschauung zundchst fremd sind, seine bedeutenden Schwierigkeiten hatte; шбойсв war dies nur da- durch, dass der Verf. sein Material sich selbst zuvor, mit allen Mitleln ktinserischer Veranschaulichung, zum entschieden kla- ren Verstandnisse gebracht halle. Fir jede Angabe ist die Quelle, auf welcher sie beruht, als Beleg angefithrt; fiir jeden Gegen- stand. sind die bildlichen Darstellungen namhaft gemacht, die, in der Reihe der betreffenden Werke, seine Abbildung enthal- ten. Beispiele dieses Verfahrens hier im Einzelnen zu geben, wirde so unzweckmissig wie iiberfliissig sein; jede Seite des Buches enthalt deren in Menge; der Einblick in dasselbe kann allein den steten Zusammenhang, in welchem die Einzelheiten untereinander und mit dem Ganzen stehen, vergegenwartigen. Wir haben glinzende und gelehrte Werke, auch bereits einige Handbiicher, welche das agyptische Alterthum behandeln; keins vielleicht wird den unvergleichlichen Reichthum und die Ausdehnung zunachst der ausseren Cultur jenes wunderbaren Volkes auf eine so schlagende Weise begreiflich machen, wie dies anspruchslose Buch. Dem Aegyptologen wird die so er- schépfende wie tibersichiliche Zusammenstellung des in ihm ent- haltenen Materiales vielleicht schon an sich zu folgereichen Be- obachtungen Anlass geben; er wird es vielleicht auch anerken- nen, dass der Verf., indem er jene oft verworren scheinenden Dinge von seinem praktischen Standpunkte aus ordnet und lost, der Agyptischen Alterthumskunde auch unmittelbar manch einen wichtigen Dienst geleistet hat. Der darstellende Kinstler wird durch das Studium schon dieses ersten Bandes die Er- scheinungen der uns bekannten dltesten Cullur vom Einfachsten bis zum Reichsten vor sich ausgebreitet sehen und dadurch fir die Auffassung aller weiteren Culturentwickelungen die gecig- netste Grundlage gewonnen haben. Es wird sich ihm dabei eine Fille so eigenthiimlicher Lebensgestaltungen ergeben, dass diese schon an sich, wie fern sie uns liegen mégen, zur man- nigfaltigen bildlichen Behandlung reizen diirften. Wird sodann dem ersten Bande zundichst der zweite, mit der Darstellung des Kostiims der alten Vélker von Asien, gefolgt sein, so wird sich u. A. schon eine véllig neue Weise der Behandlung altbiblischer Stoffe ergeben, — eine solche, die uns, ihren Mitteln nach, ungleich tiefer anmuthen wird, als die bisherige, in dieser Be- ziehung doch nur durchaus conventionelle Darstellungsweise. Es ist so eben gesagt, dass bei jedem einzelnen Gegen- stande die Werke (und die Stellen derselben) genau angegeben sind, welche seine Abbildung enthalten. Dem Bedirfniss der Anschauung sind somit durchweg die sichersten Wege bereitet. Nach dem Vorwort ist ausserdem aber noch die Herausgabe eines besonderen kostiimgeschichtlichen Bilderatlasses, der un- ter der Redaction des Verfassers und mit steter Hinweisung auf den Text seines Werkes erscheinen soll, in Aussicht genommen. Es bedarf der Anfihrung der Griinde nicht, dass cin solcher den Nutzen und die Wirkung des Buches um das Doppelle er- hohen wird. Das Werk kommt so schr dem entschiedenen Bedirfnisse der ganzen Kunstwelt entgegen, dass dem Verf. die Anerken- nung und die Aufmunterung zur Fortsetzung seiner, allerdings zwar sehr schwierigen und gewiss sehr erschépfenden Arbeit die Hand nimmt, wird sich bald uberzeugen, dass dasselbe einer tieferen Auffassung so wenig entbehrte, wie es mit bewusster Kritik, mit kiinstlerischem Scharfblick, mit handwerklicher Si- cherheit gearbeitet ist. Der Umfang des Werkes ist durch den Hauplitel angedeutet. Der Verf. hat sich weder auf den engsten Begriff des Wortes Kostiim — auf die Tracht — eingeschrankt, noch dasselbe in seinem weilesten Begriffe genommen, nach welchem es auch auf eine Darstellung der Sitten, Gebrauche, Institutionen ete. ankommen wiirde, Sein Zweck war: eine Darstellung der ,tast- baren Resullate* der Culturgeschichte, also neben der Geschichte der Tracht auch die der baulichen Einrichtungen und des Ge- rithes, d.h. eben derjenigen Dinge zu geben, deren genaue Kenntniss Bedirfniss aller darstellenden Kunst ist. Er beschrankt sich dabei auf die vornehmsten Vélker der dstlichen Erdhalfte, 9. В. auf diejenigen, welche bis auf die neuere Zeit das eigent- liche Leben der Geschichte ausgemacht haben. Das Ganze son- dert sich, dem Vorwort zufolge, in drei Hauptabschnitte, von denen der erste die vornehmsten Volker des Alterthums, der zweite die des Mittelalters, der dritte die modernen Volker ent- halt. Jeder von diesen Abschnitten zerfallt sodann in verschie- dene Unierabtheilungen, der Art, dass z. B. der erste Haupt- abschnitt in drei Theilen die wichtigsten alten Vélker von Afrika, von Asien und von Europa behandelt. Der vorliegende erste Band ist der erste Theil-des ersten Abschnittes, Es steht also noch eine Reihe von Banden in Aussicht. Eine solche, verhaltniss— missig umfassende Ausdehnung war aber noéthig, wenn der Verf. mehr als allgemeine Andcutungen und Grundsatze, wenn er tiberall auch eine charakteristische Durchfihrung des Ein- zelnen geben, — d.h. wenn er den praktischen Zweck sei- nes Werkes erfiillen wollte. Ein Blick in den vorliegenden ersten Band wird es erkennen Jassen, dass der Verf. sich gleich- wohl aller méglichen Kirze befleissigt hat und dass diese nur das Ergebniss der vollkommen sicheren Beherrschung des Stoffes ist, ohne welche letztere die Darstellung allerdings nur aufs Neue in jene verwirrende gestaltlose Breite, die auf allen fri- heren derartigen Versuchen lastet, hatte hinauswachsen miissen. Der erste Band ist hienach den allen Vélkern von Afrika gewidmet. Voran, №15 5. 22, geht eine Einleitung, welche, nachdem auf wenigen Seiten die allgemcinsten Grundsiatze fest- gestellt sind, Beispiele fiir die fritheste, rein naturgemasse Ge- staltung des Kostiims von einigen wilden Vélkern — den Wald- indianern in Stidamerika und den Kiistenbewohnern von Neu- hoHand und der Stidspitze Amerika’s — entnimmt. Diese Vél- ker gehéren allerdings nicht dem Kreise derer an, deren Be- irachtung das Werk eigentlich gewidmet ist; aber sie geben, ob auch klimalisch bedingt, doch eine Anschauung von Urzu- standen, die bei den Vélkern der historischen Entwickelung verwischt sind und von denen sich, mit Vermeidung aller miss- lichen Phantasiegebilde fir primitivste Gestaltungen, gewisse besltimmle Ausgangspunkte verfolgen lassen. Mit 8.23 beginnt die Darstellung des Kostims der altafrikanischen Vélker. Diese zerfallt in zwei Abschnitte, deren erster (bis 8.98) die ge- schichtslosen Vélker des Erdtheiles, der zweite die Aegypter behandelt. An der Betrachtung jener, der Buschmanner, Hol- tenlotten, Kaffern, Negern, Galla’s, entwickclt sich, in mannig- facher Abstufung, wiederum das Bild urspriinglicher Zustinde, das allen wissenschaftlichen Merkzeichen zufolge heutiges Ta- ges noch dasselbe ist, wie zu jener Zeit, da Aegypten als das eigentliche Culturland des afrikanischen Welithciles erstand. Sie geben somil wiederum die naturgemasse Unterlage fiir die Be- irachlung der agyplischen Kostiimgeschichte, welche den Haupt- inhalt dieses Bandes ausmacht. In jedem der genannten Einzelabsehnitte ist das Material