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	Organ
	der deutschen Kunstvereine,
	Zeitung
	fiir hildende Kunst. wnd Baukunst,
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfuri — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf’ — Schnaase
in Berlin — EFGrster in Minchen — Bitelberger v. Edelberg in Wien
			herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 30. Juli.
	Yuhalt: Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von Albert Eichhorn. (Fortsetzung.) — Kaulbach’s neue Friescompositionen. Fr.
Eggers. — Ueber einen Theil der dltesten niederlindischen und deutschen Bilder in der Sammlung des Hrn. Stadtbaumeisters Weyer in Сб.
‘M. Unger. (Fortsetzung.) — Zeitung. Berlin. Diisseldorf. Nurnberg. Frankfurt. Madrid. Rom.

  ihre méglichste Dauer: zu gewihrleisten sich bestrebte. Man
	Die Wandmalerel in
	einer neuen Technik erfunden von
Albert Eichhorn.
	(Fortsetzung. )
	hat, erstaunt tber die fast 20QQjahrige Dauer pompejanischer
Wandbilder, die Technik der Alten studirt. Eine Hypothese
hat die andere verdrangt, und wenn auch grosse Wahrschein-
lichkeit, — Gewissheit wird sich wohl schwerlich ermitteln
lassen.

Es ist nothwendig fiir den Kinstler, sich an hoheren Ideen
zu begeistern und die Mihseligkeit seines Strebens nicht in dic
Waagschaale zu legen, gegeniiber einer hewegten, grossartigen
Zeitrichtung. Es muss ihm geniigen, sein Talent als Sandkorn
zum Bau des Parnasses beizusteuern, dem grossen Zweck der
Kunst um der gesammten Menschheit willen seine Krafte zu
widmen. Und so wage auch ich es, mein Scherflein, treu dem
inneren Gefiihle der Pflicht, zum Bau unseres Kunsttempels bei-
zutragen; denn die Kunst allein vermag es, dem Materialis-
mus der Newzeit die Waage zu halten, indem sie die milderen
	Geftthle cultivirt, indem sie, inmitten des Egoismus, unter dem
	heitersten Gewande innere Kampfe und Sttrme verbirgt und
aufopfernd zur Freude, zur Begliickung der Menschen beitragt.

Dies sind, wenn auch verkannt und unbeachtet, die Ge-
fithle eines wahren Kiinstlers; sie leiten ihn auf der oft dunklen
Bahn seines Strebens. Auch mich beseelte jener Drang, nach
allen Kraften der Kunst zu dienen, und schon frihe empfand
ich den inneren Trieb, mich ihr hinzugeben; doch die leitende
Hand des Geschickes verstatlete dies erst in reiferen Jahren,
nachdem ich sieben Jahre dem Baufache angehért und mich auf
der Kéniglichen Bauschule in Berlin fiir dasselbe vorbereitet
рае. — Tribe Verhillnisse entrissen mich der sicheren Bahn,
um mich dem unsicheren Schicksal des Kinstlerdaseins preis~
zugeben. Muth und Entschlossenheit leiteten mich anfanglich
durch die ersten schwierigsten Anfinge, und so fand mich denn
das Jahr 1840 in der alten Wiege der Kunst, in Rom. Man
sage, was man mége, aber Rom bleibt Rom! Es ist weniger
das Vorbild lebender Meister, welches dort begeisternd auf jedes
Kiinstlergemiith einwirkt; es sind die Mahnungen geschiedener
Aeonen, die uns iiber die Spanne Zeit hinwegsehen lassen,
welche uns von ihnen trennt. Es ist die andere, fremdartige
Welt, die den pilgernden Kiinstler ergreift, ldutert und fast
	verwandelt. Das Studium der Naturschonheit, als des Sockels aller
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	Einleitung mit einer kurzen Geschichte meiner Erfindung.
	Ел in den letzten Decennien ist die Wandmalerei wieder
zu dem Anschen in Deutschland gelangt, das ihr von den
gréssten Kunstrichtern zu allen Zeiten -angewiesen war. Die
Wiederbelebung der Wandmalerei ging in dieser Zeit zuerst
von Bayerns hochsinnigem Kénige Ludwig aus, und Rom ist
als die Pflanzschule der neu angewendeten Technik, der al fresco
Malerei, zu bezeichnen. Overbeck, Cornelius und Schadow wa-
ren die Grinder derselben. Theils von Diisseldorf, theils von
Miinchen verbreitete sie sich durch Schiller, welche von jenen
Meistern herangebildet wurden, itber Deutschland; auch Athen,
dieser Amme roémischer Kunst, wurde die besonders in Rom
zu hoher Kulturstufe gelangte Malerei durch germanische Stamme
zugefihrt. Zu uns nach Berlin gelangte sie durch einen der
Koryphaien derselben, und seit wir ihn in unsern Mauern be-
sitzen, wird sich dem Aufschwunge der Wandmalerei durch die
Munificenz unseres erhabenen Kénigs sicherlich ein reiches Feld
des Wetteifers eréffnen. In Betracht dessen dirfen wir nicht
die Hoffnung aufgeben, sich eine nationale Kunst tiberbaupt her-
anbilden zu sehen. Die Wandmalerei als monumentale Kunst
vermag es, einen Sammelpunkt zu bilden fiir die sich immer
mehr und mehr zersplitternden Richtungen der Gegenwart.

Die allgemein fast ausschliesslich bisher angewendete Tech-
nik der Wandmalerei war die Malerei al fresco, die Malerei mit
Kalkwasser und geeigneten Farben auf nassem Kalkmdrtel. Die
Anwendung dieser Malwcise rief fiir unsere klimatischen Ver-
haltnisse Bedenklichkeiten in Bezug auf ihre Dauer hervor, die
bis heute wobl nicht widerlegt sein dirften, indem sogar der
Verfall der sich seit 300 Jahren erhaltenden Fresken des Vati-
cans, das Abendmalil von Leonardo da Vinci und andere im
Stande waren, ihren Ruf in Misskredit zu bringen. So war
denn mit dem Erwachen der Wandmalerei auch jene Regsam-
	keit der Technik verbunden, welche den Kunslerzeugnissen  
	IV. J anrgang.