director. v. Olfers, um ihre Priifung und Anwendung 2u er-
zielen. Das Uebrige ist aus dem Vorwort bereits bekannt, und
	‘so schliesse ich diese Einleitung mit der Hinweisung auf das
	Capitel von dem System der Erfindung, wo ich die Selbstent-
wickelung derselben miglichst klar darzustellen mich bemithen
werde. (Fortsetzung folgt.)
	Kaulbach’s neue Friescompositionen.
	Scitdem wir unsern Lesern zuletzt Rechenschaft abgelegt
haben von den Arbeiten Kaulbach’s im neuen: Museum zu
Berlin, ist er zum Gegenstande des Angriffs von Seiten eines
sehr ehrenwerthen Kunstgenossen wegen seiner Fresken an der
neuen Pinakothék in Miinchen geworden. Wir haben die Akten
zu dem daraus entstandenen Streite, der in der , Allg. Zeitung *
ausgefochten wurde, sorgfallig gesammelt, wartcten aber mit
einer Miltheilung dariiber, bis wir eine, uns von cinem unserer
Miinchener Mitarbeiter versprochene Beschreibung des Zank-
apfels wiirden mitgeben kénnen. Wir wollen unsern Freund
hierdurch an seine Pflicht ermahnt haben, bestdligen aber 2u~
gleich, dass inzwischen eine andere Gelegenheit, diesen und
verwandle Punkte zu besprechen, aufgetaucht ist, und da wir
sie in unserer kritischen Rubrik wahrzunehmen nicht versau-
men werden, so kénnen wir heute in der Schilderung derje-
nigen Arbeiten unseres Gastes fortfahren, dic sich wohl am
unhestrittensten der allgemeinen Gunst erfreuen; wir meinen
den Fries und was dazu gehdort.

Unsere Leser werden sich erinnern, dass es eine liebens-
wirdige Eigenthtimlichkeit des Frieses ist, neben einer gewis-
sen Ungebundenheit seiner Figuren doch in seinen Grundziigen
eine durch rhythmische Gesetze bestimmte Bewegung zu ent-
falten, gleich tibereinstimmend mit dem strengeren architekto-
nischen und dem freieren malerischen Ganzen, welches er ver-
volistindigen hilft: so wie die Wellen des Meeres vdllig zti-
gellos daherzurauschen scheinen und doch in ihren Bewegungen
wie in ihrem Ténen gebunden und beherrseht sind von ewigen
Naturgesetzen. Wir wiederholen, dass wir keine Arabesken-
Compositionen kennen, welche das architektonische Geseta in
Bezug auf symmetrische Struktur und rhythmische Anordnung
so gewissenhaft durchfihrte, sich zugleich der Freude sei-
ner mirchenhaften Existenz mit einer solchen Lebenslust hin-
giebt und dabei eine solche Fille der anmuthigsten Figuren
und der reizendsten Einfalle emporblihen lasst. Betrachten wir
Beides niaher.

Wir waren in unserer Beschreibung bis zum Ende der
einen Halfte gekommen. Der ganze Streifen der gegeniber-
liegenden Langseite, welche der Darstellung der germahischen
Welt gewidmet ist, wurde nun ebenfalls vollendet. Die An-
ordnung dieser Seite macht sich etwa wie nebenstehend.

Wir beginnen also mit der Gruppe tiber der Wissenschalt.
Rechis weg kniet ein kleiner Astronom — der. Leser wird sich
erinnern, dass wir es mit holden Knaben zu thun haben, welche
Weltgeschichte spielen — und schaut durch einen grossen Re-
fractor nach dem Monde. Kaulbach miisste nicht er sein, wenn
dergleichen ohne Spass bei ihm abginge. Man versteht die
verwunderte Geberdé des Kleinen vollkommen, wenn man sieht,
dass er im Monde Hebels bekannten Dieterli mit dem Reisbiin-
del erblickt, wie er gerade im Begriff ist, der Mondnase einen
empfindlichen Stoss mit dem Absatz zu versetzen. Nebenbei
trauert der kleine Bessel durch einen Flor am Arme; denn
Gruithuisen slarb, als er erschaffen wurde. Sein Gegeniber,
der sich links wegwendet, misst die Tiefen des Mceres aus.
Fische spiclen mit dem Senkblei. Wie jener den Mond, hat
	bildet wird, scheint hieraus der Wachsgehalt pompejanischer
Wandbilder unzweifelhaft hervorzugehen.

Ich begniigte mich damals mit der gewonnenen Erkennt-
niss und verliess mit einem Schatz gesammelter Erfahrungen
Neapel im September 1841. Ich ging uber Sicilien und Malta
nach Griechenland. Nachdem ich besonders Morea durchkreuzt,
wohin mich der allerhéchste Befehl Sr. Majestat des Konigs ge-
sendet halte, befand ich mich im November bis Januar 1842 in
Athen. Aus jener Zeit hat sich einer meiner ersten Versuche,
auf Marmor gemallt, erhalten, wie schon in dem Vorwort bemerkt.

Endlich aus Griechenland wber Triest und Wien nach Berlin
zuriickgekehrt, war in Bezug auf jene, nur auf cinzelne Ver-
suche sich stitzende Malart noch Alles zu thun iibrig. In den
vorhandenen Werken fand ich wenig Aufklérung. Das Material,
worauf gemalt werden sollte, die verschiedenartige Porositat und
Ungleicharligkeit desselbea schienen anfanglich uniibersteigliche
Hindernisse darzubieten. Zuerst beschafligte mich die Zusam-
mensetzung und Priifung cines Bindemittels fir die Farbe, wel-
ches mit den Vortheilen der Oelfarbe ihre Nachtheile nicht ver-
binden sollte. Zahllose Versuche, indem ich theils vorhandene
Zusammenselzungen prifte, theils eigene Mischungen zusam-
menstellte, fiihrlen mich zwar langsam,. aber sicher dem Ziele
entgegen und ‘ich blieb fiir das Farbenbindemiltel bei einer fir
den Zweck variablen Zusammensetzung aus Terpentingeist, Harz—
auflésungen, Wachs und gereinigten Oelen stehen.

Das fiir die Farben geeignetste Bindemittel. musste auch
fiir die Folie als das einzig brauchbare in Anwendung kommen;
doch machte die Herstellung derselben zu einer bequemen und
vielseitigen Technik ausserordentliche Schwierigkeiten. Es ge-
lang mir indess durch zuletzt fast ausschliessliche Anwendung
der Kreide, indem der weisse Thon, das Kalkpulver (Kalkhy-
drat), der Gyps u.s.w. grosse Nachtheile bei manchen Vor-
theilen hatten. Andere verschiedene, gepulverte Kérper, wie
feiner Quarz, Glaspulver, Bimstein u. s. w., beforderten zwar
ein schnelleres Erhdrten der Folie, raubten derselben aber die
angenehme Behandlungsweise beim Daraufmalen; dennoch sind
jene Beimischungen in gewissen Fallen spater als sehr zweck-
dienlich von mir erkannt worden, besonders in Anwendung auf
wenig pordsem Material. Zu jener Zeit kam mir auch jene
merkwiirdige Stelle des Plinius zu Gesicht, welche (Plin.
XXXV. 30) lautet: ,,Anulare quod vocant, candidum est, quo
muliebres picturae illuminantur. Fit et ipsum creta, admixtis
vitreis gemmis ex vulgi anulis, unde et anulare dictum“; und
aus welcher hervorging, dass sich die Alten der Kreide zu den
verschiedenartigsten Zwecken bedienten. Vitruv erwahnt des
Marmorstaubs als letzte Lage des zur Wandmalerei dienenden
Verpulzes der Mauerflache.. Kreide und Marmorpulver sind aber
kohlensaurer Kalk, Es liessen sich hier noch viele Citate an-
fahren alterer und neuerer Gewdhrsmanner fiir die zweckdien-
liche Anwendung des Kreidegrundes in der Malerei. Viele Mei-
ster der italienischen, deutschen und niederlandischen Schulen
malten auf Kreidegrund, dessen Zusammenselzung aber eben-
falls verloren gegangen. Ich blieb bei einer je fir den Zweck
variablen Mischung von Kreide, mit und ohne Beimischung von
Quarzpulver etc., Trockendlen, Terpentingeist und Wachs, wozu
fiir gewisse Zwecke noch Copaiva-Balsam und Harzauflosungen
kamen. — Die mit obigem Bindemittel auf der so eben ange-
deutelen Folie erzeugte, theils auf frischem, theils auf trock-
nem Grunde auf verschiedenartigem Malerial ausgefiihrien Pro-
ben wurden in ihrem Verhalten zu schadlichen Einflissen sorg-
faltig gepriift, und nachdem ich bis Juli 1845 die Ueberzeugung
von der Brauchbarkeit, Dauer und leichten Behandlungsweise
dieser von mir erfundenen Malertechnik gewonnen halle, uber-
gab ich dieselbe am 17. bis 20. Juli 1845 dem Herrn General-