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	sler aus gesteigerter Wahrheit hier mehr schwarzlich und un-
entschieden ist, so kann in keinem Falle seine direkte Einwir-
kung in diesem Bildchen verkannt werden.
	Quintin Messys.
	Coxcie, deren Differenz von der des Quintin Messys leicht
zu ersehen ist, wenn man das Bild No. 111 derselben Galerie
in naheren Betracht zieht, das der Schule des Letzteren ange-
hort, Wieder auf die weibliche Figur jenes Altarbildes zu kom-
men, so geben die mit feinem Bildnersinn aufgefassten vollen
Formen dersclben Veranlassung, die sonst so auffallend dinner
behandellen Hinde der Madonna dieses Meisters als eine Ab-
sicht betrachten zu diirfen, mit der Quintin Massys die Gotles-
mutter dem irdischen Materialismus zu entrticken strebt. Gleich-
zeitig entfaltet cr in der Handlage und der Stellung der Finger
einen. Adel des Gemiiths- und Seelenlebens, mit dessen Aus-
drucksweise er den feinsten italienischen Meistern begegnet,
was bei dem Dunkel, welches Бег den Gang seiner artistischen
Ausbildung herrscht, sehr bedeutsam ist, da solche Eigenthiim-
lichkeit weder bei den van Eycks, noch bei Memling angetroffen
wird, so fein auch diese in der Auffassung solcher Theile sein
mégen, Aus solchen Anklangen mag es gekommen sein, dass
man im Museum von Amsterdam das Bild No. 344, vorstellend
cine Madonna mit dem Kinde, dem Parmegiano zugeschrieben,
welches von jedem Sachverstindigen fiir cin Werk des Quintin
Messys angesehen werden muss. Der italientsche Einfluss macht
sich in diesem Bilde in ‘solcher Weise bemerklich, dass man
wohi mit Recht annehmen kann, dieser Meister miisse in Italien
gewesen sein.

Hier mag das Bild No. 117, die Anbetung der drei Kénige,
eine geeignete Stelle finden, da es mit grosser Virtuositat von
allen drei Meistern, van Eyck, Memling und Quintin Massys
Anklange in sich vereinigt.
	Hollandische Schule.
	Sehr bedeutsam ist eine eben so wichtige niederlandische
Kunstrichtung wie die der van Eycks und Memlings in der
Sammlung vertreten, nimlich die des Quintin Messys, des
Schmiedes von Antwerpen, dessen Eigenthiimlichkeit viel deut-
licher ausgepragt ist, als die der beiden letzigenannten Meister.
Bei den in seinen Bildern oft wiederkehrenden bestimmten Per-
sonlichkeiten werden die Physiognomicen stabiler und besonders
in seinen Madonnen entwickelt sich endlich daraus ein gewisser
Typus. Ausserdem ist die Farbung, das Traktament, die Auf-
fassung und Behandlung der Gewander und der Draperien, dic
Auffassung und Behandlung des Beiwerklichen, besonders des
Landschafilichen und der Architektur von den erstern Meistern
wesenllich verschieden. Die Falten der Gewander sind weicher
und natirlicher, die Architektur ist nicht mehr die gothische
oder deutsche und die Landschaft nihert sich schon um Vieles
dem Malerischen und leitet so die Richtung der Breughels
ein. Das Colorit der Carnation ist sanft und gleichwohl leuch-
tend, haufig von einer zinoberartigen Rothe darchdrungen, die
sich in der Kunst bei diesem Meister zum ersten Mal bemerk-
lich macht. Die Lichter in derselben sind breit und weisslich,
die Schatten klar und briunlich, die Vermittelung sanft und na-
tirlich geheimnissvoll. In den tiefen Stellen der Mundéffnung,
der Augen und Nase, wo gleichsamn die kérperliche Materie
negirt ist, da entfaltet Quintin Massys cine gesteigerte Kraft,
deren Lebendigkeit als letztes Agens dem Ganzen erst jenen
bestimmten Ausdruck verleiht, von dem seine Seele unwandel-
bar wahrend seines Schaffens durchdrungen scheint. Bis zu
diesen Stellen hat seine Behandlung bei aller Klarheit eines
Kinstlerischen Wollens gewissermaassen etwas Schiichternes.
Wenn in van Eycks Bildern sich cine gewisse religidse Zuver-
sicht, in Memlings ein frommer kindlicher Sinn zu erkennen
giebt, so herrscht in den Werken des Quintin Messys eine ge-
wisse ehrfurchtsvolle Scheu vor, die gleichsam fiirchtet, die
hohe Virtuositét, mit welcher sie die himmlischen Weisen an-
zuslimmen vermag, mit voller Kraft ins Leben trcten zu lassen.
Solche gesinnungsvolle Zuriickhallung, wovon namentlich das
ganz vortreffliche Werk der Peterskirche zu Lowen Zeugniss
giebt, lisst seine von himmlischer Unschuld erfiillte Madonna
hier in der rihréndsten Schénheit erscheinen, und wie dieser
Meister jedem schroffen Gegensalze fern steht, so sind auch die
ibrigen. Gestallen dieses Bildes durch die segensvolle Nahe der
Mutter des géttlichen Kindes geldutert und zur reinsten Mensch-
lichkeit erhoben. .

Das Altarbild No. 141 der in Rede stehenden Sammlung,
vorstellend eine in Wolken thronende Maria mit betenden Do-
natoren, ist nicht in allen Theilen von der beschriebenen Eigen-
thimlichkeit des Quintin Messys; aber nichisdestoweniger tragt
es den unyerkennbaren Stempel desselben. In hohem Grade
interessant ‘sind dic Portraitgestallen der Slifler dieses Bildes,
indem daraus hervorgeht, in welchem Grade dieser Meister sich
der individuellen Wahrheit anzuscliliessen weiss. In der weib-
lichen Gestalt, wo scine Manier klarer zu Tage liegt als in der
minnlichen, wird man Ichrreich auf denselben Ursprung der
letztern hiniibergeleitet, und es diirfte so aus dicsem Bilde die
Berechtigung zu der Behauplung erwachsen, dass das dem Quin-
tin Massys zugeschricbenc Portrait, befindlich in der Stadelschen
Galerie zu Frankfurt, eben so wenig von diesem Meister her-
riihrt, als es den Knipperdolling vorslellt, vielmehr tragt diescs
Zildniss das unverkennbare Gepriige der Manier des Michael
	Von den alteren Schulen von Holland, die man so selten
in 6ffentlichen Galerien vertreten findet, enthalt die Sammlung
in No. 98 bis No. 117 gleichfalls sehr Schatzbares und es kann
nicht genug anerkannt werden, dass der Besitzer durch eine
neue Acquisition des Bildes No. 106 dem Kiinstler, der die durch
den Stich bekannte Anbetung der heiligen drei Kénige von Lu-
cas von Leyden vollfihrt, naher auf die Spur zu kommen
sucht. Nach dem Bilde, das ich im Stadthause zu Leyden von
Lucas gesehen, kann ich nicht wohl annehmen, dass diese Com-
position, von welcher fir die Sammlung ein zweites Bild er-
worben, einige Abweichungen enthaltend, von Lucas von Ley-
den selbst ausgefithrt worden. Doch steht soviel fest, ‘dass
beide Bilder mindestens von der Beschaffenheit sind, als dieje-
nigen; die sich im Museum von Antwerpen befinden, deren
Ausfihrung einem L. Jacobsse zugeschrieben werden, von
dem ich zur Zeit noch nichts Naheres erfahren konnte. Ein
Jacobss van Ostsamen, Schiiler seines Vaters Jacob Cor-
neliss, war allerdings ein Kunst- und Zeitgenosse des Lucas
in der Nahe von Leyden; doch heisst dieser mit dem Vornamen
Dirk. Leicht méglich, dass dieser mit L. Jacobsse eine und
dieselbe Person ist. Nach den Kupferstichen des Lucas von
Leyden sind haufig Bilder ausgefiihrt worden, und es gewinnt
an Wahrscheinlichkeit, dass dies auch in der unmittelbaren Nahe
des seiner Zeit schon in grossem Rufe stehenden Meislers ge~-
schchen ist. Entschiedener vertreten in der Sammlung ist der
fast ebenso scltene Meister Ouwater in dem Bildchen No. 98,
vorstellend den heiligen Petrus im Thron, zur Rechten cin
kniecnder Geistlicher mit einem Gebelbuche, ein Bild, in wel-
chem sich cine unmittelbare Auffassung der Erscheinung vic]
deutlicher zu erkennen giebt. Dieser Mcister kann als der Ver-
miltler der altniederlindischen und hollandischen Schule ange-
sehen werden. — Hier sei noch das Bild No. 191, vorstellend
Christus am Kreuze, umgcben von mehreren Heiligen, angefihrt,
da ich unter den sogenannten Incunabeln des Berliner Museums