dass dieselbe auf Wandmalerei angewendet wurde. Die alten Griechen pflegten auch ihre Tempel, ja dffentliche Monumente mit Farben zu schmiicken, welches von Autoritéten nachgewie- sen ist. Diese bestanden zum grésseren Theile aus pentheli- schem Marmor oder Kalkstein, Travertin etc. Auf diesen von der Sonne erhitzten Steinarien haftet auch gut bereitete Was- serfarbe gar nicht, wohl aber die Oelfarbe, namentlich wenn sie mit Terpentinharz versetzt wird. Oel und Terpentinharz sind aber noch bis heute zwei Haupterzeugnisse des griechi- schen Bodens und waren den Alten zur Geniige bekannt. Sie pflegten sogar die Statuen mit Oel zu tranken, um sie im Freien besser zu conserviren. Diese Malerei, die- natiirlich nur sehr diinn und unmittelbar auf den Stein aufgetragen war, ist na~ tiirlich ganzlich verschwunden. Jener dunkelbraune Ton, den indess der Marmor an den Stellen der Tempel, die nicht ver- schiittet waren, angenommen hat, scheint von der Oxydation der zur Bemalung derselben verwendeten Harz- und Oelsub- stanz herzuriihren. Eine enkaustische Malerei dirfle wohl schwerlich auf Marmor oder Kalkstein angewendet worden sein, in so fern die Hitze des Feuers den Marmor zersetzt und zer- reiblich macht, und es ware auch ein Springen desselben, be- sonders bei enkauslischer Behandlung von Reliefs elc., zu be- fiirchten gewesen. Plinius erwahnt aber ausdriicklich, dass die an den Schiffen mit Wachsfarbe mittelst des Pinsels aufge- tragene Malerei den Einflissen des Meerwassers und der At- mosphare kraftig widerstanden habe, und so méchte denn die Composition ihres gewdéhnlichen Farbenbindemittels aus Oel, Terpertinharz und Wachs bestanden haben. Ich hatte auf der Akropolis von Athen, wo ich die Ueberreste der Bauwerke der- selben nach der Natur malte, Gelegenheit, Versuche mit einer Mischung von Oel, Wachs und in Terpentingeist gelésten Har- zen auf Marmorblécken zu machen. Die mit dieser Mischung verbundenen Farben, auf den penthelischen Marmor gestrichen, flossen bei der Warme des Materials schén in einander, erhir- telen sich darauf in 6 bis 8 Wochen vortrefflich und zeigten, in der Sonne liegend, keine Spur einer Veranderung. Mir selbst sind in Athen keine bedeutenden Spuren altgriechischer Malerei vorgekommen, welche irgend einen Schluss auf die Technik derselben zu machen erlaubten. Spuren von Malerei auf Marmor etc., welche ich durch die Giite des Ministerial- bauraths Schaubert zu Gesicht bekam, schienen mir durch einen diinnen, lasirenden Farbenauftrag bewirkt worden zu sein. Es war darunter ein Sparrenkopf mit blassgriiner, dabei kraftiger Farbe; auch ein Eierstab in dunkleren verschiedenen Farben. Die dekorative Malerei an den Wanden der Cella des Parthe- nons rithren offenbar aus einer spateren Zeit her. Die monochromatische Malerei auf den Thongefassen kam hier ganz ausser Betracht, doch scheint sie die einzige bei den Griechen angewendete Frittenmalerei gewesen zu sein, weil sonst diese unvergingliche Malart sich gewiss wie diese in Fragmenten erhalten haben wiirde. Mit Sicherheit lasst sich indess keine Behauptung tiber das Farbenbindemittel der allen Griechen aufstellen, nur dies schien mir aus eigener Beobachtung und Erfahrung fesizustehn, dass sie sich zu den verschiedenen Zwecken ihrer Farbengebungen auch verschiedener Techniken bedient haben und dass sie das Oel und Terpentinharz bestimmt in der Malerei verwendeten, was aus der braunlichen Oxydation des Marmors der Saulen ersichtlich war. Dieser Oxydationsprozess war an der Weiter- scite der Bauwerke, besonders wo der mit Salzen geschwan- gerte Meerwind stark einwirken konnte, nicht sichtbar und es erschien der Marmor ganz in seiner Weisse. Wer aber einiger- maassen dic Natur der éligen, harzigen und Feltsubstanzen in ihrem Verhalten zur Almosphare kennen lernte, wird in dieser brauniichen, kormigen Substanz leicht die Zerstérung derselben und ihre Einwirkung auf Marmor erkennen. Die ary, der Wetterseite zerstérten dligen Substanzen liessen keine Oxy- dation zu. — Ueber die Malweise der alten Romer ist uns geschichtlich wenig mehr erhalten, als iber die der Griechen; auch Vitruv und andere Schriftsteller alter Zeit thun derselben nur vom dsthelischen Standpunkt aus Erwahnung. Die Auffindung der Wandmalereien in den Thermen des Titus zu Rom zu Raphaels Zeit und die Ausgrabung Pompejis und Herculanums bot zwar der Erforschung der Malertechnik der Alten Haltpunkte dar; doch ist bis heut jene meisterhafte, in verschiedenen Arten an- gewendete Technik unerwiesen und nach meiner Ansicht ein Hypothesenbau, bei dem man vom Punkte des Einschmelzens milttelst Feuer ausgeht. Man hat neuerdings Pompeji cine Musterkarte aller Mal- arten genannt und es liegt in dieser Bemerkung viel Wahres, in- dem man, wenn man tiberall ein Verfahren wahrnehmen wollte, auf grosse Gegens&tze stésst. Uebersehen wir indess nicht den Umstand, dass Pompeji bis zum allgemeinen plétzlichen Unter- gang eine Entstehungsgeschichte hat. Die wie durch ein Wun- der bewirkte Erhaltung gleichzeitig mit cinander verschiitteter Kunstproduktionen lasse uns nicht tibersehen, dass sie damals von sehr verschiedenem Alter waren, dass einige den Anfangen der Kunst anzugehéren, wihrend andere schon den eigentlichen Kunstflor Pompejis tiberlebt zu haben scheinen. Ja, wir be- gegnen dort nicht allein Kunsterzeugnissen sehr verschiedenen Alters, sondern auch einem mehr oder minder ausgebildeten und verfeinerten Geschmack, einer rohen, fast kindischen, und einer in ihrer Subtilitat vollkommenen Technik. Dies sind wie- derum nicht sowohl Resultate der Entwickelungsgeschichte der Kunst in Pompeji, als auch Beispiele einzelner, mit der Aus- fihrung derselben bedingt zu haben, z. B. ob fir Bader oder fiir Héfe, ob fir Speisesale, fiir das Vestibul, das Theater oder das Forum gearbeitet wurde. Nach Beriicksichtigung der angefiihrten Unterschiede habe ich das Feld des Bemerkenswerthen verhallnissmassig nur klein gefunden, besonders in technischer Riicksicht. Diese Malereien scheinen nicht der letzten Periode Pompejis anzugehéren, in- dem sie nicht die Flichtigkeit spiiterer Arbeiten theilen. Die- sem Felde widmete ich daselbst meine ganze Theilnahme und es liegen meine dort gemachten Beobachtungen in der Ein- leitung bereits vor, worauf ich hier zurickzuweisen mir er- laube. Andere rémische Wandmalereien, wie die in den Badern des Titus in Rom, den Kaiserpalasten daselbst, sind dem Verfail so nahe, dass sich wenig aus ihnen lernen liess. Der Stucco jener Wande darf ein ausgezeichneter genannt werden. Er ist von der Harte des weissen Marmors und scheint seine urspriing~ liche Natur (kohlensaurer Kalk) wieder angenommen zu haben. Die Technik der Wandmalerei der Byzantiner und spateren Italiener ist ebenfalls nur schwach von der Geschichte beleuchtet. Es scheint die Wandmalerei in dieser Periode nur wenig Anwendung gefunden zu haben. An ihre Stelle tritt das Mo- saik. Mit der christlichen Religion scheint sie fast zu ver- schwinden und in den Kirchen und Basiliken werden freiste- hende Bilder fiir Tabernakel und Altére mehr und mehr ein Bedirfniss des christlichen Cultus. Vom 6ten Jahrhundert an scheinen tberhaupt nur Kunstwerke entstanden zu sein, um von dem nichsten wieder verschlungen zu werden. Indem Rom im 5ten Jahrhundert seiner schénsten Zierden und Kunstschatze durch Barbaren beraubt war, welche tber die Alpen und von Afrika aus eingedrungen, nachdem ferner Constanz (E. d. 6. Jh.) noch die letzten Schatze wegfihrte, er- bliihte die Kunst in Byzanz bis 725 n. Chr., wo der beginnende 30+