und in plastisch grossen, einfachen Motiven fliesst das Gewand
an dem Kérper herunter.

Blaser hat durch die glickliche Lésung dieser Aufgabe sein
Geschick fiir dérgleichen dargelegt. Wir werden in der ndchsten
Zeit Gelegenheit haben, ihn auf einem andern, auf dem Gebiete
der idealen Vorwiirfe zu betrachten, indem er eine der Mar-~
morgruppen arbeitet, welche die grosse Schlossbriicke zu zieren
bestimmt sind und welchen wir, da die Zeit der Aufstellung der-
selben nahe ist, mit nachstem cine ausfihrlichere Betrachtung
zu widmen haben werden.  

Die eben besprochene Statue ist 81 Fuss hoch. Sie erhalt
einen Unterbau nach der Zeichnung von Heinrich Strack von
9 Fuss Hihe. Derselbe wird Wiirfelgestalt haben und oben
	mit einer mauerzinnenartigen Bekronung versehen sein.
Fr. Eggers.
		einen reinen Kunstgenuss, da sie nicht um ihrer selbst willen
in’s Leben tritt, sondern als eine Zugabe zu den bereits indivi-
dueller ausgebildeten Zigen, die als ein heiterer Schmuck zur
Verherrlichuug der himmlischen Gestalten erscheinen.

Wenn Meister Wilhelm in der Célmer Schule ein ahnliches
Verhaltniss représentirt, wie Giotto in der Florentiner, so ist
Meister Stephan dem Fiesole zu vergleichen. Die aus bei-
den Kunsltschulen entsprungenen Consequenzen sind, mit Rtick~
sicht auf nationalen Unterschied, in der mittelalterlichen Kunst-
epoche hier ganz dieselben, nur dass die deutschen Meister ihre
Namen verschwiegen und spater kein Vasari unter ihnen war,
der sich bemiihte, sie zu ermitteIn und auf die Nachwelt zu
bringen.

Auf dem von Herrn Weyer eingeschlagenen Wege des
Sammelns diirfte es gelingen, tiber manches Fragliche Licht zu
verbreilen, und sollte sich sein Bestreben nur darauf beschran-
	ken, zur Erhaltung der Kunstwerke, besonders in Céln, beizu-
	tragen, so ist jedenfalls der Kunstlreund ihm zu vielem Danke
verpflichtet, Es ist wohl anzunehmen, dass die Bestimmung des
Bildes No. 69, vorstellend Christus am Kreuze, richtig sei, da
man den Bildern des Meister Stephan, zu denen man es zahlt,
so nah und eine Prifung leicht mdglich ist. Die kleinen Bilder
No. 81 und 82 halte ich nicht ftir den Gipfelpunkt der maleri-
schen Ausbildung der alteren Célner Schule, vielmehr méchte
er in Bartholomaus de Bruyn zu suchen sein. Aus der
Art und Weise, wie diese Entwickelung in’s Leben tritt, geht
hervor, dass er der Periode Hans Holbein’s d. J. angehdrt,
mit dem er die héchste Virluositét im Fache der Portraitmalerei
so gemein hat, dass sich hier beide Meister beinah zum Ver-
wechseln nahe stehn. Es ist dies besonders da der Fall, wo
die vorgestellten Personen ohne Hinde dargestellt sind. In der
Auffassung und Behandlung der Hinde wird namlich bei Hol-
bein cine reinere Naivetét bemerklich und jene wiirdige Ruhe,
die dem sonst so trefflichen de Bruyn namentlich in reicheren
Compositionen abgeht; auch hat er nicht den hohen Grad von
Pietat, mit dem Holbein der Natur gegeniibertritt. Dies macht
sich besonders in dem ihm zugeschriebenen Bilde No. 87, vor-
stellend den Leichnam Christi auf dem Schoosse der Maria, von
Heiligen umgeben, auch da bemerkbar, wo die Auffassung dem
religiésen Gegenstande selber gilt, indem man hier den innigen
Herzensantheil vermisst, wodurch sich seine Vorginger so vor-
theilhaft auszeichnen. Das Bild No. 53, Christus an der Tafel
des Simon, ist der Holbein’schen Schule zuzurechnen. Ebenso
die Portraits No. 50 und 51. .

Die lebensgrossen Bilder No. 14 und 15, vorstellend den
heiligen Petrus und den Engel Michael, vereinigen in sich wi-
dersprechende Elemente verschiedener Schulen und Zeiten.
Grossarlig in der Auffassung des Bedeutsamen, enthilt vor-
nehmlich der Petrus einen gewissen Anklang an Direr’sche
Formen, obgleich man zugeben muss, dass diese Bilder einer
flteren Periode als der des Diirer angehéren. Mit dieser hin-
gegen im Widerspruch steht die Art und Weise der Gewandung
und namentlich die Behandlung der Falten. Ich fir meinen Theil
wage in diesem Augenblick nicht, zu entscheiden, welcher
Schule von Deutschland sie angehéren, oder ob sie in allen
ihren Theilen als acht zu betrachten sind. — No. 29, Gott Va-
ter in Wolken thronend, mit dem Leichnam Christi von Engeln
umgeben, ist ein Bild, das fir die Schule von Albrecht Di-
rer bezeichnend ist. — Zur Schule Altdorfer’s gehéren dic
Bilder No. 33, Besuch der Maria, No. 34 der heilige Johannes.
Nieht minder glaube ich dieser Richtung noch zuzablen zu diirfen
No. 26, das Christuskind in der Krippe, in welchem das Bei-
werkliche, im Vergleich zum historischen Vorwurf, seiner Aus~
	Ueber einen Theil der altesten niederlindischen und deut-
schen Bilder in der Sammlung des Herrn Stadthaumeisters
Weyer in Céln.

Von WE. Unger.

(Schluss.)
	Deutsche Schule.
	Am instruktivsten ist endlich die deutsche, namentlich aie
alt Célner Schule in der Sammlung vertreten, mit deren chro-
nologischer Anordiung ich mich einverstanden erklare. In dem
trefflichen Bilde der heiligen Veronika mit dem Schweisstuche,
No. 68, das wohl mit Recht dem Meister Wilhelm von Céln
zugeschrieben, ist diese Schule, ich méchte sagen, canonisch
bezeichnet. Die technische Ausfihrung dieses Meisters gleicht
einem kindlichen Lallen, in welchem der Mangel an Worten
kein Hinderniss ist, die unschuldsvolle Empfindung in ihren fein-
sten Schwingungen erkennen zu lassen, welche bei reicherer
Entfaltung der Ausdrucksmittel so leicht eine Stérung erleiden.
Die Secle des Bildners, ganz von dem Zweck der Darstellung
des Goltlichen erfillt, geniigt nur einem Gefihl der innigsten
Andacht, wenn er dem Anilitz der Veronika, das aus der Tiefe
seines reinen Gemithes entsprungen, den milden Ernst ciner
gottlichen Liebe verleiht. Durch solche Liebe ist der heilige
Mittler hervorgegangen, dessen Leiden, die Besiegelung seiner
hohen Sendung, in dem Schweisstuche symbolisch ausgedriickt
ist. Diese Veronika hat der Meister nicht den Christen allein,
er hat sie der ganzen Menschheit vorgefiihrt; ihre Schénheit
spricht in allen Zungen: Gott ist die Liebe.

Es ist ein sehr dankenswerthes Unternehmen, dass Herr
Weyer gerade dem Altesten Theile seiner Sammlung die grosste
Aufmerksamkeit zuwendet; denn die ersten Kunstperioden sind
es, in welchen die wesentlichsten Akkorde der heiligen Kunst
angestimmt werden und sich hier allmahlig zu den harmonischen
Melodien entfalten, deren fromme Klange in den complicirten Cul-
turverhdlinissen unlergegangen sind. Die Kunst hat damit ihren
wesentlichen Inhalt verloren und. keine Kiinstlervirtuositaét ver-
mag dafiir schadlos zu halten. Nur durch ihren wesentlichen
Inhalt, von welchem das unbefangene Gemith zuerst angeregt
wird, erstarkte die Kunst so lang, bis ihr Zweck sich in den
sinnlichen Reizen des Partikularistischen verlor; wir miissen da-
her zur Bedeutung der Anfange der Kunst zurickkehren, zu
deren Verstandniss nur der kunstwissenschaftliche Weg fihrt.

Mit den Vorziigen der primaren Kunstbestrebungen ausge-
staltel, beginnt bereits bei den Bildcrn des Meisters Stephan
die Lieblichkeit an die Stelle des hohen, gétilichen Ernstes zu
treten, von denen die Gestallen des Meisters Wilhelm so be~
	deutsam егГАШ sind. Aber noch gewahrt diese Lieblichkeit   dehnung nach sehr tiberwiegend ist. Hier konnten sich figlich