noch einige Portraits No. 38 und 39 anreihen, die ich fir Werke des Hans Culmbach halte. Barthel Beham ist in der Sammlung durch No. 35 bezeichnend vertreten. Endlich ist dag Bild No 37, vorstellend Judith mit dem Haupte des Holofernes von Melchior Fesolen, als ein Werk zu betrachten, in welchem sich, trotz seiner wesentlichen Ab- weichungen und seiner Selbslandigkeit, der Einfluss der Direr- schen Schule bemerkbar macht. Namentlich spricht sich dies in der Auffassung und Behandlung der mannlichen Hande und des Ohres am Kopfe des Holofernes aus, sowie in Hinsicht des Golorits, das an das Holzschuher’sche Portrait in Nurnberg er- innert. In Hinsicht der Composition erscheint eine ungewdhnliche Einsicht in Handhabung des historischen Vorwurfs so interes- sant, dass cine nahere Erlauterung derselben umsomehr gebil- ligt werden dirfte, als bis zur Zeit, in welcher dieses Bild ent- standen (es ist mit der Jahreszahl 1535 bezeichnet), sich in Beziehung auf diesen Kunsttheil nur selten ein klares Bewusst- sein ausspricht, da ihn die naturwiichsige Kunslentwickelung sich mehr von selbst verstehen liess, indem man ohne Griibeln den welthistorischen Vorwurf als solchen nur in seinen wesent- lichsten Theilen auffasste und nicht an dem Zufalligen haften blieb, sondern Alles in die Begeistigung der Erscheinung selbst setzte, der man den entsprechenden Charakter zu verleihen wusste. Es entsprang hieraus jener Indifferentismus in Hinsicht der Handlung, deren nihere Kenniniss bei dem Beschauer yor- ausgesetzt werden muss, weil der dargestellte einzelne Moment in der bildenden Kunst eine genauere Entwickelung der Hand- lung nicht zuldsst und. nur eine unwahrscheinliche Anhaufung des Thatsaichlichen mit sich fihren wirde, des Thatsachlichen, das nur ein dusserer Anlass ist, die Schénheit, 4. В. die Idee der Erscheinung selbst in méglichster Reinheit in’s Leben treten zu lassen. (Siehe dariber mein Werk , das Wesen der Malerei“.) Bei dem in Rede stehenden Bilde zeugt es schon von einem feinen Bildnertakt, dass der Meister Feselen seiner Judith keine derbe, sondern die rein menschliche Form verlieh, die er zu der festen Stadtmauer schliessen die Gruppe zu cinem einheit- lichen Ganzen, das in Hinsicht der dramatischen Auffassung einen reinen Kunstgenuss gewahrt. Die Schule des Lucas Cranach ist vertreten durch das Bild No. 49, Christus unter den Kindern, und durch No 44, Ve- nus und Amor. Das letztere halte ich fiir ein Werk des jiin- scren Cranach. “ithographieen. Balladen und KRomanzen deutscher Klassiker in Bildern. Herausgegeben von Friedr. Hohe und A. Brugger in Miinchen. 1тр.-Ко . (Етбсйей in Heften,) Das uns vorliegende Heft besteht aus vier Blaltern, von denen jedes eine Composition enthalt. Sammiliche Bilder sind von T. Muttenthaler erfunden, von F. Hohe auf Stein, ge~ zeichnet und in der lithographischen Anstalt von J. B. Kuhn mit zwei Ténen gedruckt. Jeder Darstellung ist die ihr zu Grunde liegende Stelle des hetreffenden Gedichtes hinzugefigt. Auf dem ersten Blatte wird uns eine Composition aus dem » Erlkénig* von Géthe dargeboten und zwar nach den Versen: — ,I[ch lieb Dich, mich reizt Deine schéne Gestalt“, u. s. w.; das zweite Bild behandelt die so ungemein phantastische Stelle aus Burgers ,,Lenore *: »Siehe da! siehe da! am Hochgericht © Tanzt um des Rades Spindel“ u. 3. w.; das dritte Blatt zeigt den ,Graf von Habsburg* von Schiller, wie er — „лаг Erde sich neiget hin — das Haupt mit Demuth entblésset* etc. und endlich das vierle Blatt zeigt abermals den ,Graf von Habs- burg “ wie er, als Kaiser thronend, in den Ziigen des vor ihm stehenden Sangers det Priester wieder erkennt, dem er einst, als Graf, so demiithiglich sein Pferd dargeboten hatte, u. s. w. Die Wahl dieser Dichtungen beweist, dass es dem Zeich- begeistigen strebt; ja, die Individualilat der ganzen Gestalt neigt ner vor allem darum zu thun war, sich zundchst an Meister- mehr zu dem Schwachlichen, weil er die heroische That nicht der materiellen, sondern der geistigen Kraft zuschreibt. “Er hat die Gottbeseelte als eine Judith hingestellt, die nach vollfiihrter That in religidser Schwarmerei wie traumend wberrascht ist, dass ihr, der Schwachen, das grosse Werk gelungen, das sie als ein géltliches wie in Demuth erkennt. Wer bin ich Sterb- liche, dass ich zu so hoher That von Golt ersehen ward? Der Sinn’ dieser Worte driickt sich in ihrem ganzen Wesen aus. Die zarte Hand ist mit feinem Bildnersinn ausgefaihrt und be- rihrt nur leicht das liegende machlige Schwert, mit dem thre zarte Form im Widerspruch zu stehen scheint. Nicht minder bedeutsam sind die Formen des wirdigen Greises zur Linken, in dessen individuellen Ziigen die Nationalitat edel charakteri- sirt ist. Nicht Neugierde oder Triumph ist in ihm zu lesen, vielmehr scheint er tiber den ganzen Verlauf der grossen Be- gebenheit nachzusinnen, in welcher er den Finger Golles er- blickt. Diese Gestalt giebt zugleich Aufschluss tber die Be- ziehung der Judith zu den Aeltesten ihres Volkes, da sie von dieser Seite in ihrem Vorhaben besltarkt wurde, ohne dass man ihre Absicht naher kannte, Es war den Aeltesten genug, dass die Patriotin fromm und rein war. Fromm und rein hat sie Feselen aus dem Lager des schwelgerischen Satrapen zurtick- kehren lassen. Ihre Magd Abra und einige Kriegsknechte sind eben so entsprechend aufgefasst. Diese Figuren und ein Theil werken ипзегег роршаг$еп ип отозеп РусЩег 2и уегзиспеп, ferner, dass es ihm wohl ebenso darum zu thun war, aus dem Bereiche des Phantastischen,- als auch aus dem Gebiete des Geschichtlichen Darstellungen zu geben. So sehr wir auch geneigt sind, dieses Streben nach Mannigfaltigkeit anzuerken- nen, sO wenig kénnen wir uns mit den vorliegenden Resul- taten einverstanden erkléren. Sammtliche Blatter, wenn auch nicht ohne Fleiss behandelt, entbehren dennoch so sehr des wahrhaft poetischen Nerves, dass sie bei weitem mehr dazu beitragen, den miachtigen Eindruck, den die Dichtungen an sich hervorbringen, zu schwiachen, als zu erhéhen, weshalb sie denn auch den eigentlichen Zweck durchaus verfehlen. Gleich auf dem ersten Blaite tritt uns Alles so kalt und farblos entgegen, ich méchte sagen, so allgemein composilionell, dass wir uns lieber damit begniigen, die Stelle des Gedichtes zu lesen, ohne das Bild, da es doch nur die eigene Empfindung stért, zu be~ irachien. Aber noch in bei weitem héheren Maasse ist dies mit dem zweiten Bilde der Fall, das, keine Spur vom Geiste der Dichtung athmend, eigentlich nichts weiter giebt, als cine harmlose Grimasse, in der das Phantastische zur gefiihllosen Carikatur umgeformt erscheint. Das dritte Blatt méchte noch das beste von allen vieren sein, da es doch wenigstens dic Situation, wenn auch in etwas platter Weise, veranschaulicht. Im Ganzen ist indess auch hier (Der heutigen Nummer liegt das Beiblatt No. 8 und eine artistische Beilage bet.) Verlag von Radolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Bertin.