es indess, ehe ich eines Besseren tiberzeugt werde, zu be- haupten, dass sie denselben nahe kommen. Da die Miltel, de- ren sich die Alten hierzu bedienten, nicht bekannit sind, so konnte ebenfalls von einer Nachbildung ihrer Art za malen nicht die Rede sein: Der mihevolle Weg der Versuche und daraus gesammelte eigene Erfahrung, auf der Grundlage der Wissen- schaft basirt, konnte einzig zu den bis jetzt erreichten Resul- taten fiihren. Die organische Chemie bietet aber bis heut noch viele Dun- kelheiten dar. Hier scheint der Vorhang zu beginnen, mit dem die Gottheit sich dem Menschen verhillt. Ein organischer Kérper lisst sich in seine Grundstoffe zerlegen, aber aus ihnen nicht bilden. Die Verbindungen der dligen, harzigen und Fettsub- stanzen mit einander und ihr Verhalten zu einander bediirfen noch ernsterer Forschungen, als ich ihnen widmen konnte. Hier musste nicht allein eigne, sondern die seit dem Gebrauch dieser Materialien bekannten Erfahrungen den sicheren Grund bilden. — Die Erfindung basirt demnach 4. auf der Eigenschaft des kohlensauren Kalks, also der Kreide, des Marmorstaubes, wenn er entmischt von der Kohlensaiure, sich durch kohlensaures Gas wieder als solchen herzustellen, sei die Wirkung eine kiinstliche oder durch das Gas der Atmosphire erzeugte. 2. Auf der Eigenschalt der organischen Korper, also der dligen, harzigen und Fettsubstanzen, mit der Zeit durch den Sauerstoff der Atmosphare zersetzt zu werden. 3. Darauf, dass das Wachs zwar diesem Prozess auch, aber nur in weit geringerem Grade unterworfen ist. ‘Dieselbe basirt ferner: a) Auf der innigen Verbindung, welche der feingepulverte kohlensaure, theils entmischte kohlensaure Kalk, also Kreide etc.,. mit dligen, harzigen und Fettsubstanzen einzugehen fahig ist und dass ihre Erhartung dadurch beschleunigt wird, in so fern diese Substanzen viel Kohlenstoff enthalten und der Zutrilt des Sauerstoffs und des kohlensauren Gases der Luft zu den Kreidetheilchen der Masse nicht aufgehoben ist, in so fern nir- gend ein hermetischer Verschluss stattfindet; denn die iberaus diinne Umbhiillung der Kreidetheilchen ist nicht fahig, diesen herbeizuluhren. °) da die gesammte Malertechnick kein besseres Material aulzu- weisen hat; ich begniigte mich daher, es méglichst unschadlich zu machen, und dies geschah bei der Bildung des Farbenbinde- mittels folgendermaassen. Ich verwendete bei Bildung des Farbentragers nur so viel Oel, als néthig war, den zu schnellen Trockenprozess. desselben zu verhindern und bediente mich derselben nur im reinen, an der Sonne gebleichten Zustande. Die Bildung der Oelsaure wurde theils durch die die Folie darstellende Kreide sehr ge- brochen; durch starken Zusatz von Wachs und den schnelleren Trockenprozess wurde ebenfalls der Oelsaurebildung begeg- net, in welchem Bezuge auch das Creosot mit Vortheil ange- wendet wurde. Auch ein geringer Zusatz von Aether that die beste Wirkung. Einen durchaus gleichmassigen Trockenprozess aber er- reichte ich dadurch, dass ich den schwerer trocknenden Far- ben weniger, den leicht trocknenden mehr Theile des. Oels tberliess. Der geringe Zusatz von Harzen diente dazu, iheils einen schnelleren:Trockenprozess zu erzielen, theils um dem Farben~ iriger eine beim Malen angenehme Behandlungsweise zu geben, der Zusalz von Terpentingeist endlich diente gleichfalls als Be- forderungsmittel des Trockenprozesses, aber besonders in sei- ner Eigenschaft, die Folie zu lésen und so eine Verbindung des Farbenkérpers mit der Folie herbeizufiihren. Der Farbentrager war demnach zusammengesetzt aus ge- bleichten Saamendlen, Wachs, Harzauflisungen, Terpentingeist, Acther und Creosot; — letztere beide jedoch nur bedingungs- weise, Dies Bindemittel der Farbe schloss auch durch den starken Wachsgehalt die Eigenschaft in sich, dem Sauerstoff der Luft kraftig zu widerstehen, ferner hierdurch und auch durch den geringen Zusalz von Harzen den Wirkungen des Wasserdam- pfes der Atmosphare entgegenzutreten. Hierzu kam die ge- machte Erfahrung, dass dieser Farbentrager Jahre lang, selbst den unmittelbaren Sonnenstrahlen Preis gegeben, sich ausser dem Dichterwerden nicht verdnderte. Er wurde in variablen Mischungen angewendet und schien in Verbindung mit der Farbe und Folie nach Jahren nur noch einen Kérper zu bilden. Es war nun noch schwierig, auf einen so in seinem in- neren Zusammenhange organisch gebildeten Kérper (Bildkérper) ein neues Farbensystem aufzubringen, ndmlich Lasur und Re- touche. Erfahrung und Uebung liessen endlich auch diese Schwie~ rigkeit gelést werden, und zwar bei unverbesserlichen Stellen durch Wegnahme der Folie bis auf die zu bemalende Ebene der Wand. mit Erneuerung der fehlerhaften Stelle oder auch durch Wegnahme blos des Farbenkérpers, entweder mittelst Aether und Alkohol, oder Abkratzen.der Farbe mittelst schar- fem Messer etc., Aufatzen des Grundes mit Terpentingeist und Creosot. Eine leichte Retouche oder Lasur auf der Farben- gebung wurde schon bewirkt durch starkes Froltiren der zu lasirenden oder zu retouchirenden Stelle mit Terpentinessenz, leichtes Anfeuchten der Stelle mit dem Bindemittel und sofor- tige Ausfihrung derselben, u. s. w. Jeder Ueberzug wurde an den so erzeugien Bildern in den ersten Jahren durchaus als schadlich befunden, doch ist ein Ue- berzug derselben nur nach vollstandiger Erhartung der Massen denkbar. Waschungen mit Alcohol von 70—80$ ibten eine. guile Wirkung auf die Conservirung der Bilder. Das System dieser Erfindung schliesst sich demnach treu dem der alten pompejanischen Wandbilder an; doch ist hiermit keineswegs gesagt, dass die von mir zusammengesetzten Binde- пе] der Farbe und der Folie die ‘der Alten seien. Ich wage b) Die Erfindung basirt dann auf der Kigenschalt der noch frischen Masse, sich durch Terpentingeist leicht auflésen zu lassen, um so eine Verbindung des. mit Terpentingeist verbun- denen Farbenkérpers eingehen zu koénnen. c) Die Erfindung basirt ferner auf der Porositat fast aller Koérper, wodurch das durch Trinkung des zur Bemalung be- stimmten Koérpers verstérkie Ansaugen der Kreidefolie moéglich ist. Hierdurch dringen die Theilchen der Folie in die Poren selbst und verbinden sich mit dem Koérper durch Co- und Ad- héasion. d) Die Erfindung basirt endlich auf der gleichmassigen Ela~- sticitat, welche sowohl der Folie als dem Farbenkérper durch das gleiche Bindemittel gegeben wurde und es daher einer har- monisch wirkenden Elasticitat gestatlet, sich bei dem schnellen Temperaturwechsel beliebig, ohne sich zu stéren, geltend zu machen *), 1) Der zum grésseren Theil in der leicht gebrannten Kreide noch ent- haliene kohlensaure Kalk scheint unumganglich nothwendig zu sein, um die anfinglich sich bildende Oelsaéure aufzunehmen und mit ihr sich zu verbin- den, — wihrend die spater sich erzeugende Kohlensdure an den reinen Kalkgehalt tritt. 2) Ist der zu bemalende Kérper ein Metall, welches eine langsame Oxy- dation durch das Bindemittel der Folie zulasst, als Eisen, Kupfer oder Zinn,