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	schung der Kreide, doch nur gebrannt und auf wenhig porosen
Korpern, mit Vortheil angewendet. Auch zum hydraulischen Ce-
ment wird er bei dem Tectorium oder dem letzten Verpulz ge-

braucht.
Der Thon darf in der Glihhitze nicht schmelzen, er bildet

aber mit Kieselerde, Feldspath, Gyps und Kalk im Feuer das
Porzellan, indem er durch die Beimischungen die Bigenschaft
erhalt, zusammenzusintern.

6. Die Porzellane und der Trass sind vulkanische
Produkte, welche, eine verwitlerte Lava, jene bei Pozzuoli im
Neapolitanischen, dicse am Rhein gefunden wird; sie sind beide
mit Schwefel, bitumindsen Theilen, auch Salzen vermischt und
missen vor dem Gebrauch gegliht und geschlemmt werden.

?%. Der Bimsstein ist ebenfalls ein vulkanisches Erzeug-
niss. Er ist leicht zerreiblich, sehr porés, hat cinen asbest-
artigen Bruch und schwimmt auf dem Wasser. Er ist in der
Regel stark mit Salzen und bitumindsen Theilen geschwangert
und muss vor dem Gebrauch gegliiht und geschlemmt werden.

Beide letzteren Kérper kénnen vortheilhaft theils zur Folie,
theils zum Verputz statt Quarz und Glaspulver zugeselzt werden. )
	Harze.
	Je freier von Beimischung der Kalkstein, der Marmor oder
die Kreide im fossilen Zustande ist, je reiner stellt sich auch
das Kalkhydrat oder das Kalkpulver dar.

Eine sichere Methode, den reinen Kalkgehalt des Kalksteins,
des Marmors und der Kreide zu priifen, befindet sich in Runge’s
Grundlehren der Chemie, Berlin 1843, Seite 294.

Im Allgemeinen hat sich herausgestellt, dass sich im pen-
thelischen Marmor der reinste vorkommende kohlensaure Kalk
darstellt, ihm folgen im Range einige andere Sorten und dann
die Schlemmkreide. Das aus dem gewdhnlichen Kalkstein ge~
wonnene Kalkpulver ist zur Bereitung der Folie meistens zu
stark untermischt erfunden worden und wurde nur versuchs-
weise von mir angewendet; dagegen hat dic Schlemmkreide,
wenn sie nur wenig gebrannt wurde, durchaus geniigende Re-
sultate herbeigefiihrt und diirfte sich wegen ihrer Billigkeit be-
sonders zur Anwendung im Grossen eignen.

2 Der Gyps als schwefelsaurer Kalk wird nur als Bei-
mischung des Gypsstucks hier angewendet. Er besteht aus 28
Theilen Kalk, 40 Theilen Schwefelséure und 18 Theilen Was-
ser (Gewichttheilen). Wird der Gyps gebrannt, so verliert er
nimlich sein Wasser und erhalt auf die Art die Eigenschaft,
mit Wasser wieder verbunden, einen leicht behandlungsfahigen
Brei zu bilden, innerhalb kurzer Zeit aber wieder zu erharten;
weshalb sein viel verbreiteter Gebrauch zum Gypsguss, Stucco
u.s.w. Gleiche Maasse von Gaben an Gyps und Wasser ge-
ben die beste Mischung. Durch Zusatz von 4 Sand und 4 Kalk
bildet man den Stucco. Unter Sand ist hier Quarzpulver ver-
standen, statt dessen man auch Glaspulver oder auch pulveri-
sirtes Ziegelmehl anwenden kann. Wenn der Gyps gut und
schnell erharten soll, so darf er nicht zu stark gebrannt sein.
Der Gyps hat auf die Pflanzenwelt eine den Wachsthum sehr
beférdernde Kraft. Deshalb sein leichtes Schimmeln und Be-
moosen in Garten und an feuchten Orten.

3. Die Kieselerde findet sich als Fossil am reinsten als
Quarz, Bergkrysiall und Feuerstein vor.

Die Kieselerde erleidet durch Sduren oder Laugensalze
keine Veranderung, weshalb sie sich unbeschadet mit ihnen ver-
binden lasst, also auch mit Kalk. Sie kann auch, fein gevul-
vert, als Beimischung der Folie verwendet werden.

4. Das Glas ist eine Verbindung von 30 Gewichttheilen
Poltasche mit 60 Gewichltheilen Kieselerde in der Gliihhitze
eines Passauer Tiegels. Das gewdhnuliche Glas erhalt zur leich-
teren Séhmelzung und Behandlung noch Zusatze von Thonerde,
Kalk und Bleioxyd, wodurch es auch luft- und wasserbestan-
diger wird. Es kann hier der Folie auch wenig par. M. bei-
gemischt werden. Nimmt man statt obiger Mischgewichte

45 Gewichttheile Kieselerde (Glassand),

30 и Pottasche und

3 в Kohlenpulver und schmilzt es in einem
Раззамег Tiegel, so entsteht ebenfalls ein kieselsaures Kali, das
dem Glas ahnlich ist. Pulverisirt man dasselbe aber und lasst
es unter bestindigem Umrihren 4—6 Stunden mit 400 Gewth.
Wasser kochen, so erhalt man das Wasserglas, welches man
auf Holz, Leinwand u. s. w. streichen kann, um diese Безоп-
ders gegen Feuer zu schiitzen. Séuren zerstoren dasselbe.

do. Die Thonerde kommt in der Natur am reinslen als
Fossil vor, ist aber in der Regel in diesem Zustande mit Eisen
und anderen Stoffen vermischt, weshalb ihre graue, gelbe, rothe
oder braune Farbung. Sie erhilt so im Allgemeinen den Ма-
men Thon. Derselbe wird zu den verschiedensten Zwecken der
Gewerbe und Kiinste verwendet. Der niederlandische 2u Gouda
fabribricirte Pfeifenthon und der zum Porzellan verwendete sind
die reinsten Arten, Die Eigenschaft des Thons ist, im gebrann-
ten Zustande weiss zu erscheinen. Hier wurde er als Beimi-
	1. Das Terpentinharz, Es ist ein weiss-gelber, durch-
sichtiger, dicker Saft von eigenthiimlichem Geruch und Ge~°
schmack, welcher dem durchschnittenen Splint einiger Pinus-
Arten entiliesst. Der schénste wird in Griechenland gewonnen,
eniweder aus einer dort vorkommenden zwergartligen pinus сет-
bra, oder pinus maritima, oder auch von der Pistacia Terebinthus ;
woher seine Benennung, dessen gewdhnlichste der venetiani-
sche Terpentin ist. Es giebt drei Arten, der von Chios tiber
Triest, der venetianische eben daher und der Strassburger. —
Seine Giite wird am besten darin erkannt, dass er, dinn auf
Waltuch gestrichen, nach zwei Tagen nicht mehr kleben darf.

2. Der Copaiva-Balsam (copaifera officinalis). Ey ist
ein weisser, dicker Saft und wird wie der Terpentin aus Kin-
schnitten in den Splint des Copaiva-Baumes gewonnen. Er ist
von scharfem, ihm eigenthimlichen Geschmack und Geruch und
hat in Bezug auf das Oel eine den Trockenprozess beférdernde
Kraft, in welcher Eigenschaft er zu gewissen Zwecken auch
hier verwendet wird.

3. Das Mastixharz ist das aus dem Mastixbaum (pista-
cia lentiscus) auf dieselbe Art gewonnene Harz, welches im
Handel jedoch von sehr verschiedener Gite vorkommt. Das
beste ist an seiner Klarheit und Durchsichligkeit zu erkennen.
Man nehme hier nur die beste Sorte.

4, Das Dammerharz ist dem Mastix in seinen Eigen-
schaften ganz ahnlich. Es wurde von Dr. Lucanus zuerst als
Gemaldefirniss in die Oelmalerei eingefihrt. Es hat sich auch
fir unseren Zweck vorirefflich bewahrt und mochte in mancher
Beziehung noch dem Mastix vorzuziehen sein, namentlich in
seiner wasserhellen Farbe. — Siehe Lucanus’ Anleitung zur
Erhallung, Reinigung und Wiederherstellung der Gemalde. Hal-
berstadt 1842.

Anmerkung. Copal und Bernstein sind in ihren Auflé-
sungen, wenn sie klar sein sollen, nur schwerer zu behandeln,
und sind in dieser Art der Malerei wegen ihrer in Bezug auf
die iibrigen Substanzen heterogenen elastischen Verhaltnisse nicht
gut anwendbar befunden worden. Von den Harzen, die hierbei
nur in geringen Quaniilaten und fast nur zur Geschmeidigung der
	1} Zu den wasserfesten Kitten werden in der Kegel der Trass oder die
Porzellane angewendet, welche Bimsstein enthalten, hier aber wegen ihrer
dunklen Farbung nicht gut weiler aagewendet werden kénnen, als zum Be-
wurf der Wande, indem der Verputz anderweitig geschehen muss,