Wenn das in der zuletzt angefiihrten Methode bercilete Oel alt wird, so wird es um so schdéner. 2. Das Kochen der Oele. Man kann das Oel von seinem Wassergehalt aber auch durch Kochen befreien, indem man dabei theils auf die Oel- siure, theils auf den Pflanzenschleim durch geeignete Zusatze zersiérend wirkt. } Dies geschieht in einfachster Weise durch Kochen des Oels mit grobem Brot und Knoblauch. Die Wilson Neil’sche Me- thode ist sehr zu empfehlen, Das Oel wird anfanglich 2 Stun- den massig erhilzt, dann bringL man es zum gelinden Sieden und setzt hinzu in kleinen Portionen reine calcinirte Magnesia, auf ein Quart Oel ungefaéhr im Ganzen.3 Quentchen. Ist dies geschehen, so ldsst man es eine Stunde stark sicden. Dann lésche man das Feuer aus, decke das Geschirr zu und lasse es bis zum anderen Tage ruhig stehen. Dann giesst man es in bleierne Flaschen und Jasst es drei Monate stehen. Ein anderes yon Fernbach mitgetheiltes Verfahren ist: 2 Loth Zinkvitriol in 3 Pfd. reinem Wasser aufgelést und dazu 2 Pfd, Oel, das Ganze gekocht und wenn das Wasser auf 2 verdunsteit, giesst man es in cin Glas. Hier schépfe man das Oel, wenn es erkallet, vom Wasser ab und lasse es, fest ver- schlossen, mehrere Wochen stehen. Bouvier theilt noch ein sehr bekanntes Verfahren mit: Man nelime Silberglatte, Mennige, Umbra und Marienglas, von jedem 1 Loth, thue es in ein emaillirtes Gefiiss und giesse dazu 1 Pfd. Oel. Dies lisst man zusammen gelindé sieden. Der sich bil- dende Gischt muss abgeschiumt werden, wird dieser indess braun, so hat das Oel genug gekocht. Dies giesst man in Flaschen und ldsst es ruhig stehen, es wird mit der Zeit immer klarer. Man hiite sich, beim Verbrauch den Bodensatz aufzurihren. Dr. Lucanus gieht folgende. Methode: Acht Theile Oel werden mit cinem Theile feingepulverter Silbergliite oder Men- nige in einem Gefass, welches kaum bis zur Halfte damit an- gefillt sein darf, auf ma&ssigem Feuer unter bestindigem Um- rihren so lange gekocht, bis sich weissgraue Blasen zeigen. Bis zu diesem Zeitpunkt muss das Gemisch mittelst eines Spa- tels bestandig bewegt werden, damit der Bleioxyd nicht zu Bo- den falle und anbrenne. Dann bleibt das Oel in einem offenen Gefasse bis zum villigen Erkaltetsein siehen und wird beim Gebrauch vom Bodensatze klar abgegossen. Es giebt noch zahllose Methoden. Viele Techniker glauben in dieser oder jener Methode ein késtliches Geheimniss zu be- silzen, indem Alles darauf hinausliuft, dem Ocl seinen Wasser- gehall und seine Schleimtheilchen zu entziehen, und die Blei- oxyde spielen dabei die Hauptrolle. Ich meines Theils ziehe die ohne Bleioxyd praparirten trocknenden Oele (Oclfirnisse) den mit denselben praparirten vor, in so fern ich bemerkt, dass die Sonnenstrahlen auf dic Verdichtung des Oels sowohl, wie auf die Entfernung des Was- sergehalts zwar Jangsamer, aber viel vollkommener einwirken; was die Entfernung der Oelsdéure anbelangt, so méchte der cal- cinirlen Magnesia der Vorzug gebihren. In so fern das Oel ibrigens dem Gehalt der ganzen Masse kaum in dem Verhaltniss von 4 entsprechen diirfte, so sind die Nachtheile, die selbst ein millclmassiges Ovl bewirken k6énnte, kaum bemerklich geworden, in so fern hier das Oel, in Ver- bindung mit Kreide, an der Saurebildung behindert ist oder doch wenigstens nie sichtbare Spuren derselben zurtickliess. Gute gereinigte Saamendle werden so lange ein bestes Far- benbindemittel sein, bis vielleicht neue Entdeckungen uns neue Mitte! zufiihren. Ich habe alle jene Nachtheile, welche das Oel in Bezug auf taugliche Farben dussern soll, theils als tbertrie- ben érkannt. Die Nalur eines guten, gereinigien, lrocknenden Ocls zeigt sich darin, dass, wenn man z. B. einige Tropfen auf cine reine Glasplatte gicsst, es cine convexe Oberflache bilden muss. Es muss innerhalb.8 bis 14 Tagen eine dicke Haut gesetzt haben, ohne an seiner Durchsichtigkeit zu verlieren, innerhalb eines Jahres aber bis auf den Grund getrocknet wie ein fast farb- loses Harz erscheinen. Alle jene Erscheinungen von der Brau~ nung oder auch vom Russigwerden der Farben, welche man so haufig dem Oele zuschreibt, rtthren oft nur von der unrichtigen oder zu starken Verwendung desselben her, oder indem man auf nicht trockne oder nicht ansaugende Leinwand malt. C. Das Creosot und der Schwefelather. ) Diese beiden Flussigkeiten sind bis jetzt in der Malerei noch nicht angewendet. Denn die Anwendung des Aethers zur Verstarkung des Weingeistes, belufs Harzauflésung, dirfle nur bei der Malerei mit Lackfarben (Lackirkunst) angewendet wor- den sein, Ich gebrauchte den Aether in anderer Beziehung bei der Retouche mit vielem Glick, indem ich mit ihm die Far- bengebung an der zu retouchirenden Stelle bis auf dic Folie durchatzte und dadurch die innige Verbindung der Folie mit der Retouche wiederhergestellt wurde. Das Creosot, cin brenzliches Oel, welches tiberaus zer- slérend wirkt, wurde zur Verstirkung der auflésenden Kraft des Terpentingeistes mit den vollkommensten Erfolgen angewendet und bildet zur Retouche oder bei zu stark getrockneter Folie das einzige Mittel zur leichten Lésung dersclben. Ich muss es in diesem Betracht als den Schlussstein der ganzen Erfindung ansehen. Keine Farbe wird durch dasselbe zerstért, selbst nicht der Krapplack und andere Pflanzenfarben. (Fortsetzung [olgt.) Gtadirune. Rom. 40 Originalradirungen von Carl Ургоззе. т sein Lieferungen. Zweite bis finfie Lieferung. Leipzig, Verlag von Georg Wand. Die gitinslige Beurtheilung, welche die erste Licterung die- ses Werkes bereits in No. 3 des diesjahrigen Kunstblattes ge- funden hat, wird. durch die uns vorliegenden, folgenden Liefe- rungen in vollstem Maasse gerechifertigt. Sammiliche Blatter derselben sind durchweg in so kiinstlerischer Weise behandelt und vermittelst der Radirnadel — wobei die Anwendung der sogenannten kalten Nadel verhaltnissmassig nur an wenigen Stellen und dann immer zum Vortheil des Blattes geschehen ist — durchgefithrt, dass sie mit zu dem Gelungensten gehéren, was: die verviclfalligenden Ktinsle in dieser Weise hervorge- bracht haben. Nicht nur die Auffassung der Gegenstinde be- Кипдер ет г Ча Маетзспе in der Natur durchgebildetes Auge, das sich dcr darzustellenden Formen vollstandig bewusst ist, sondern auch die angewandte Technik ist durch die Meister-. schaft, mit der die Nadel gehandhabt und das Aetzwasser zur wirkungsvollen Ablénung verwendet wurde, cine um so voll- endetere zu nennen, als sie sich auch dem Geiste des Darzu- stellenden volistindig anschliesst und sich somit stets nur als Ме! der Darstellung weise unterordnet. Demmnach ist denn auch in diesen Bildern das rein Landschaftliche mit dem Archi- tektonischen so giliicklich verschmolzen, dass Beides wie aus 1) Man wende hier nur eine Verdinnung des Schwefelathers in Alcohol an, weil er freilich zu starke Wirkungen dussert, zu leicht sich verflich- tigt und sehr leuergefalirlich ist.