fache Oblong wird.von vier, mit Kreuz- und Quergurien ver-
sehenen Gewdlben bedeckt, deren grésserer Durchmesser der
Breite des Gebaudes entspricht. Auf der siidlichen Langseite
vier mit gebranntem Stabwerke versehene Spitzbogenfenster,
denen auf der nérdlichen vier gleichgrosse Spitzbogennischen
entsprechen; auf der wesllichen Schmalseite ein grésseres, mit
gehauenem Stabwerke gefiillles Fenster; auf der dstlichen der
erwahnte Schwibbogen.

Von eigenthiimlichem Interesse ist der liturgische Situa~
tionsplan des Inneren, um so mehr, da anzunehmen, dass er
im Wesenitlichen urspringlich ist. Den Hauptplatz im Osten
des Chors, mit dem Riicken gegen die Gemeindekirche gewen-
det, nimmt ein mit hélzernen Bildwerken und Arabesken auf
Goldgrund reichgesehmiickter Hochaltar ein, Die in einem, mit
bemalten Fligeln versehenen Schreine befindlichen Holzschnitze-
reien gehdéren dem spaten Mittelalter an und sind, wenngleich
nicht ohne Charakter, doch im Ganzen handwerksmissige, kon-
ventionelle Arbeiten. Vor dem Altare hingt eine ewige Lampe,
deren hiélzernes, sechsseitiges Gehdiuse auf jeder Seite unter
einer zierlichen Giebelarchitektur figtirliche Compositionen zeigt,
deren kiinstlerische Ausfiihrung jedoch dem architektonischen
Rahmen nur wenig ebenbirtig erscheint. Eine doppelte Reihe
eichener Chorstiihle, von denen die untere fiir die Laienschwe-
stern und die obere, an den Wanden befindliche, fiir die Non-
nen bestimmt war, zicht sich an der Nord- und Siidseite her.
Letztere ist auch an der Westseite herumgefihrt. In ilirer Mitte,
unterhalb des westlichen Fensters, dem Hochaltare ungefahr
gegeniiber, erhebt sich der stark beschadigte, baldachinartig
iiberbaute Sitz der Aeblissin, mit einem Schrankchen daneben.
Vor diesem steht jetzt ein beweglicher Altarschrein, der in sei~
nem Inneren einige Holzschnitzereien birgt, urspriinglich aber
wohl schwerlich dieselbe Stelle eingenommen haben wird. Vor
dem Sitze der Vorsaéngerin erhebt sich ein Pult, Genau in der
Mitte des Chors befindet sich endlich ein dem Hochaltare zu-
gewendetes, anderes Pult, tiber dem sich eine Tafel senkrecht
erhebt, die mit den symbolischen Buchstaben i § @ als Mitelpunkt
des Kreuzes versehen ist. Die Kreuzigung selbst findet sich in
den Ecken der Tafel als gekreuzigte Arme und Beine nur an-
deutungsweise dargestellt. Unten sieht man ein Kreuz, eine
Lanze, Nagel und Wiirfel. Zwei Engel halten die Tafel und
deuten gleichzeitig auf sic hin. Die Riickseite des Pults steht
mit emer Art von Lade und vier alten, bemalten Leuchtern auf
eine Weise in Verbindung, deren lithurgischen Zusammenhang
wir nicht zu deuten vermochten. Mit einem Theile dieses got-
tesdienstlichen Apparates hat der fleissige Herausgeber die ma~
lerische Ansicht in Thondruck von einem Ende des Chor aus-
gestattet, die er auf Taf. Ill. giebt: Wir erblicken dort ausser
der Ueberwélbung und architektonischen Gliederung des Inne-
ren, das grosse Westfenster, die Chorstihle und den Sitz der
Aeblissin. Was aber dem Inneren, wie wir aus eigener An-
schauung bestatigen kénnen, seine besondere kirchliche Pracht
verleiht, ist der malerische Schmuck, der Wande, Nischen und
Gewélbe bedeckt. Von dem Reichthume der Gesammlwirkung
giebt ebenfalls die Ansicht auf Taf. IV., wiewohl sic nur ет-
farbiger Thondruck ist, einen guten Begriff, und zur Vervoll~
standigung desselben ist auf Taf. V. Fig. d. eine Probe davon in
Farbendruck gegeben. Die Malereien stellen zum Theil Ran-
ken- und Blattwerk, in Verbindung mit phantastischen Thier-
gestalten, zum Theil figiirliche Kompositionen dar und gehéren,
den Inschriften nach, der ersten Halfte des 14, Jahrhunderts an,
haben aber 1488 eine Uebermalung erfahren, deren Umfang
gegenwirlig schwer zu ermessen sein dirfte. Ihrem Inhalle
nach zerfallen jene Wandmalereien hauptsachlich in einen stark
beschadigten, Martyrien darstellenden Fries an den Wanden,
	reichen in den Text eingedruckten Holzschnilten, aus 10, theils
in Umrissen, theils in Thondruck , zumeist aber in Farbendruck
ausgefihrten Tafeln. Er rtihrt ohne Ausnahme von der Hand
des Herausgebers selbst her und legt von der malerischen Auf-
fassungs- und Darstellungsgabe, so wie von dem Fleisse und
Geschicke seiner Hand ein schénes Zeugniss ab. Der als Titel-
vignette gegebene Holzschnitt, einen Blick in einen der Klo-
‘sterhéfe darstellend, dient zur vorlaufigen Orientirung auf ar-
chitektonischem Gebiete und zeigt, dass wir es mit einer Back-
steinanlage zu thun haben, deren anspruchsloses architektoni-
sches Erscheinen nach Aussen ein Spiegelbild strenger Ordens-
regeln abgiebt. Vervollstindigt wird der Ueberblick tiber die
Architektur des Aeusseren durch die auf Taf. Г. in Thondruck
gegebene Ansicht, wenn man den Klosterhof von der tiber die
Aller fiihrenden Bricke her betritt. Die in Gestalt mittelalter-
licher, oberwarts abgetreppter Backsteinfagaden geschlossene
Westseite der Klosterkirche und die Siidseile des Altesten Klo-
sterfliigels treffen dort im rechten Winkel auf einander und
bilden ein von riesigen Linden wberschattetes heimliches Eck-
chen yon malerischer Wirkung.

Der in S.5 des Textes eingedruckte Grundriss verschafft
uns sodann einen Gesammttiberblick, sowohl tiber die kirchli-
chen, wie profanen Theile des Klosters. Die Anlage ist sehr
ausgedehnt und im Wesentlichen noch die des Mittelalters. Das
Kloster bildet seiner Grundform nach ein nicht ganz regelmas-
siges Viereck, das einen grésseren und einen kleineren Klo-
sterhof umschliesst, die durch einen Querfliigel von einander
getrennt werden. Die ganze Siidseite des Vierecks wird durch
die von Ost nach West sich erstreckende Kirche eingenommen.
Diese zerfallt in zwei nicht ganz gleiche Halften, von denen
die im Bereiche des grossen Klosterhofes liegende dsiliche, fir
den Gottesdicnst der Dorfgemeinde bestimmte, an der Stelle
einer alteren Dorfkirche aufgefihrt ist und durchaus kein In-
teresse darbietet. Die westliche, den kleinen Klosterhof rach
Siden schliessende Halfie der Kirche diente dagegen als so-
genannter Nonnenchor ausschliesslich dem klésterlichen Gottes-
dienste. Indem wir auf letztere unsere Aufmerksamkeit con-
centriren, erwahnen wir nur noch, dass von sammtlichen Klo-
stergebéuden diejenigen die altesten sind, welche den kleinen
Klosterhof umschliessen. Die den grésseren Hof begrenzenden
Theile sind von jiingerem Alter und theilweise, wie z. B. der die
Kapitelstube enthaltende éstliche, aus Fachwerk erbaute Fligel erst
1550 vollendet. Die alteren Klostergebaude haben auf der Hof-
seite des Erdgeschosses durchweg einfache Kreuzgange mit
wohl erhaltenen Gewélben. Auch der Stock dariber, zu dem
man auf einer Wendeltreppe gelangt, enthalt auf der Hofseite
almliche Korridore, deren Gewdlbe theilweise der urspringli-
chen Anlage angehéren. Letzlere waren, wie aus einem in
der stidwesllichen Ecke angebrachten, mit Wappen verzierten,
aber dick tiberliinchten Kamine ersichtlich, theilweise heizbar.
Von dem westlichen Korridore des oberen Stockes gelangte man
in die Zellen der Nonnen, von dem stidlichen aus aber auf den
Chor. Rechts neben dem Eingang zum Chore erblicken wir in
einer Flachbogennische das Standbild der Grinderin Agnes, die
1266 dort beigesetzt wurde. Der Herausgeber hat Eingangs
seines Textes einen Holzschnitt von dieser in klésterlicher Tracht
dargestellten Figur gegeben.

Durch den besonderen Eingang einerseits und die erhdhte
Lage andererseils besteht eine vollkommene Abgeschlosscnheit
des Chors. Jedoch stellt ein grosser, die Gesammtbreile ein-
nehmender Schwibbogen die réumliche Einheit von Chor und
Gemeindekirche her. Vermiltelst des auf Taf. Il. gegebenen
Grundrisses yom Chore orientiren wir wns sofort im Bereiche
seiner architektonischen Anlage. Das den Chor bildende ein-