Во.
	Organ
der deutschen Kunstvereine,
	206$
	Aeltung
	fiir bildende Kunst und Baukunst,
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Sehnaase
	in Berlin — Forster in Minchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
	herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 27. August. 1853.
	Anhalt: Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von Albert Eichhorn. (Fortsetzung.) Von der Herstellung der Mauerflache zur Aufnahme
	des Bildes, oder auch: bewegliche Bildflachen ftir diese Art der Malcrei. — Die tibrigen neuen Cartons za den Fresken Kaulbach’s im neuen Museum
zu Berlin. (Schluss.) Fr. Eggers. — Die Pariser Ausstellung von 1853. (Fortsetzung.) — Kupferstich. Grabdenkmal der Kénigin Louise von
	Rauch. Gez. und gest. von Andoril. H. Weiss. — dertung. Diisseldori. Hannover. Rom. — Kunstvereine. Uebersicht der gegenwarligen und
nachsten Ausstellungen. — Aufforderung und Bitte. — Grosse Gemildeversteigerung. — Anzeige.
	Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden von
Albert Eichhorn.
	(fF ortsetzung. )
	oder Decken, worauf Malereien angewendet werden sollen, zwei
oder sogar verschiedene Materiale verbraucht waren, so wiirde
diese Art der Malerei dadurch nur wenig oder geringe Schwie-
rigkeit erleiden. Hier nun indess von der Ausfiihrung dersel-
ben auf einem durchgehends angewendeten Material.

Es hat sich fir unsere klimatischen Verhaltnisse der Back-
sleinbau mit wenigen Ausnahmen, wo schéne Bruchsteine an-
getroffen werden, fast als alleinige Mauerconstructionsart geltend
gemacht. Billigkeit des Materials, Schnelligkeit und Leichtig-
keit der Ausfiihrung und eine gentigende Dauerhaftigkeit haben
ihm seine allgemeine Anwendung gesichert. Es werden zwar
bei grésseren Prachtbauten auch Marmor, Granit, Sandstein
u. s. w. angewendet, doch seltener zu Wiinden, indem sie haupt-
sichlich als Saulenslellungen oder Gesimse, als Thiir - und Fen-
stereinfassung oder als Bekleidung vorkommen, in welchem
lelzteren Falle der Marmor an sich schon als Schmuck die Ma-
lerei nicht gut zulassen dlirfte.

In so fern nun aber Decken und Wande mit ihren Flachen
sich ganz hesonders zur Aufnahme von Wandbildern eignen,
so miissen wir ihrer Construction besonders unsere Betrachtung
widmen, Die Kunstmalerei kann in Bezug auf innere Aus-
	  schmiickung der Raéume tiberhaupt nur auf Wandflachen zur
	Geltung gelangen, in so fern sie, wenn sie aul andere Theile
des baulichen Organismus, also Gesimse, Sockel, Pfeiler etc.,
angewendet wire, nur einc dekorative oder Staffirmalerei sein
kénnte.

Die pompejanischen Wandmalercien bicten in beiden Rick-
sichten cine interessante Lésung dieser Frage, weil dort dic
Kunstmalerci, d. h. Darstellungen sowohl figiirlicher als auch
landschaftlicher Beziehung, mit dcekorativer Malerei verwebt
sind. Wenn es nun auch nicht empfohlen werden kann, jene
oft sehr originellen Zusammenstellungen nachzuahmen, so méchte
doch die Idee der Dekorirung einer Wandflache, besonders in Ab-
theilung und Gliederung der Wandflichen, namentlich bei grds-
serer Ausdchnung derselben, viel Beachtenswerthes darbieten.
In so fern nun Abtheijungen und Gliederungen der Wande als
der Symmetrie der Ornamente entsprechend gedacht werden
kénnen, so warde dadurch dem Wesen der Architektur nicht

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	Von der Herstellung der Hanuerfliche zur Autnahme des
Bildes, oder auch: bewegliche Bildflachen fiir diese Art
der Malerei anzufertigen.
	Kite ich nun zur Mittheilung der Technik dieser Art der
Wandmalerei tibergehe, sowohl was die Behandlung beim Malen
als auch was die Bereitung der Folie und der Farben anbe-
trifft, ist es unumganglich nothwendig, das erforderliche Bau-
material von dem hier eigenthiimlichen Standpunkt aus aufzufas-
sen; denn Wandmalereien, als Ornament im hichsten Sinne, sind
immer ein integrirender Theil des Bauwerks. Sollte nun in
diesem Capitel manches dem Techniker bereits Bekannte gesagt
sein, so musste dies wieder mit Ritcksicht auf den Kiinstler ge~
schehen, von dem es nicht unbedingt gefordert werden kann,
dass er hinlanglich mit der Mauerconstruction veriraut sei.

Fassen wir nun zuerst das Baumaterial ins Auge, womit
die Wande und Decken unserer. heutigen Bauwerke gebildet
werden, so stellt sich hier eine Mannigfaltigkeit dar, wie sie
vielleicht zu keiner Epoche der Baukunst verwendet wurde.

Wir kénnen die meisten Lokalverhaltnisse unserer nérdli-
chen Lander reich an baulichem Materiale nennen. Viele Bruch-
steinarten finden sich vor, und ausser dem gewohnlichen Mauer-
stein hat die Kunst neuerdings viele kiinstliche Steine aus Thon-
mischung, Infusorienerde, Chamotle, Porzellansteine u. s. w. ge-
schaffen. Holzer werden in grosser Auswahl angetroffen und
verwendet, Eisen und Zink werden als constructive Theile nicht
mehr verkleidct, sondern treten als Ornament auf. Ausserdem
werden, besonders fir die Herstellung der Wande, die Beklei-
dungen derselben mittelst verschicdenen Mértels, hydraulischen
Kalks, Stuccos u. s. w. von grosser Mannigfaltigkeit in der Aus-
fihrung verwendet. Da es nun maglich ist, dass aus construc-
	tiver oder lokaler Nolhwendigkeit bei der Bildung von Wanden  
	ГУ. дЗапгоазё,