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	bricht ein Strichregen los, einen Theil davon tberschallend.
Die ganze Beleuchtung ist gewilterhaft, der bewélkte Himmel
yon der gréssten malerischen Wirkung. — Auch zwei andere
Bilder von Troyon, ,die Tranke* und ,der Nohlweg® sind, je-
des in seiner Art, vortrefflich. — Das grosse Bild, so wie cines
von den kleinen, wurde fiir die kunstlicbende Grifin Lehon ge-
malt.

Schon mancher fremde Kiinstler (mancher deutsche nament-
lich) hat sich geschmeichelt, durch ein in Paris ausgestelltes
Bild einen entscheidenden Schlag zu thun, oder seinem im Va-
terlande erworbenen Ruf. dic Krone aufzusetzen, und hal sich
gelauscht gesehen, dagegen anderen unvermuthet ein Erfolg
enlgegenkam, der ihre kithnsten Erwartungen tbersteigen musste.
So ging es dieses Jahr Ludw. Knaus aus Wiesbaden, dessen
Hauptbild, der ,Morgen nach einem Kirchweihfest“, yon dem
Tage der Eréffaung an sich des ungetheillesten Beifalls erfreute,
zum deutlichsten Beweis, dass eine wahre und ungekiinstelle
Darstellung des rein Menschlichen, und wiirde uns selbst dic
Menschheit in ihrer tiefsten Erniedrigung vorgefihrt, auf Ge-
bildele und Ungebildete seine Wirkung nicht verfehlt. Jeder
Zug dieser kiinstlerischen Schépfung spricht aber auch zu dem
Beschauer mit der drangenden Gewalt eines Erlebten, cines
Wirklichen, ja Nothwendigen: Die dumpfige Wirthshausstube,
wo in dem staubig -qualmigen Hinterverschlage noch cine roth-
liche Lampe cin bunles Gewirre yon Gestallen beleuchtet, wah-
rend vorn cine auf dem Tisch stehende, ticf niedergebrannte
Kerze ein diisteres Licht in den triiben Morgen hineinwirft. Die
am Tische sind zu vollauf beschafligt, um der Kerze zu achten:
es sind zwei alte Siinder (davon einer unverkennbar taub,)
mit dem tiefsten, eingewurzelten Ausdruck der Verworfenheit
auf den fahlgrauen Branntweingesichtern, im Begriff, cinem ar-
men ‘Télpel von Bauernburschen seinen letzten harten Thaler
im Wirfelspiel abzunehmen, nachdem sie ihn schon um die Uhr
geprellt. Auch der Kopf und die ganze Gestalt des Bauernbur-
schen ist ein Meisterstiick von Charakterzeichnung, und ein
Phrenolog behauptete, in dem spitazulaufenden Schiadel das voll-
kommene Bild des Mérders zu erkennen. Wie nun aber die
drei Musikanten schildern — den einen mit der Bassgeige auf
dem Riicken, der in der Benebelung ein Iceres Glas ergreilt
und unwillig wieder hinstellt? den Posaunenblaser mit dem klei-
nen Schnurrbart und der Kappe auf dem Kopf, — unfehlbar ein
ehemaliger Hauthoist, der vom Regiment verjagt worden? den
dritten endlich, der mit der grossen Trommel die Stiege her-
unterkommt: Drei so tbernichtige Gesichter, so verwilterte
Gesellen, so grundliederlich durch und durch, von der Fuss-
sohle bis zum Scheitel, wie sie vielleicht sellen sich zu етет
so wirdigen Klecblalt zusammenfinden, und doch so unibertreff-
lich wahr, mit solcher Kraft der Individualisirung hingestellt,
dass man sich kaum entsinnen mag, jemals andere als diese
drei Dorfspielleute gesehen zu haben. Rechts auf einer Bank
sitzt, den Kopf auf der Brust, ein verdummter, schwerfalliger
Trunkenbold, den seine Frau, mit dem jiingsten Kinde auf dem
Arm, yergebens aufzurilleln und zu bewegen sucht, ihr zu
folgen. Neben dieser Gruppe endlich, im Vordergrunde auf
einer anderen Bank ein Madchen, den in Bewussllosigkeit hin-
gesunkenen Geliebten im Schoosse, die Linke auf scine Brust
gelegt, scine Pelzmiitze in der herabsinkenden Rechten. Der
Ausdruck ihres kummervollen Sinnens ist ergreifend. Das mit
einem Schlag zerstérte Lebensgliick tritt vor ilr inneres Gesicht
und in dem slicren Blick des trockenen Auges, in der vom ha-
stigen Athemholen geschwellten Lippen liegt cine ganze Zukunft
von Gram und Sorge. Wohlthuend und verséhnend aber spricht
	diese Erscheinung den Beschaucr an. Die ganze Episode ist
	von der vollendetsten poelischen Wirkung, und die Einfiihrung
	Rosen, welche millen in das Herz, mitten in den duftigen Kelch
selroffen zu sein scheinen; denn es springt ein Born — Blut
	und Thranen — daraus aul.
Die Gestalt ,, Karls des Grossen“ ist sitzend auf dem Throne
	dargestellt; in der einen Hand halt er den Reichsapfel, in der
anderen das Schwert. Ernst und herrschend sitzt cr da; einem
fallt dag drohende Wort Lear’s bei: ,,Wer riihrt sich!“ —- An
seiner Scile kniet Eginhard, der Schreiber, mit der Feder in
der Hand, auf welche er das sinnende Haupt stiitzt. Neben ihm
liegen die Gesetze, welche der Kaiser schreiben, an der an-
deren Scite sind durch Harfe und Schriftrollen die Sagen und
Heldenlieder angedeulet, dic er sammeln liess.

Die ,,Wissenschaft endlich ist als ein hohes Weib darge-
stellt von gewaltigem Ernst. Sie sitzt auf einem Throne von
Marmor, man sieht sie im Profil. Immerdauernder Epheu kranat
ihr dunkles Haar. Ihr liefeindringendes, aufgeschlagenes Auge
ist vorwarts gerichlct. Von ihrem Angesicht und dem edel ge-
bauten Oberk6érper ist der Schleicr zurtickgeschlagen; doch ihr
Schooss ist verhillt, Ueber ihm aber schwebt der ihm ent-
sprossene Genius des Lichls, mit leuchtendem Angesicht und
_ Jeuchtenden Fackeln in beiden Handen. Fligel tragen ihn em-
por. Sie aber halt ein grosses Buch vor sich aufgeschlagen,
das mit seinem unteren Rande auf ihren Knieen ruht. Es ist
der pythagordische Satz darin verzeichnet. Pythagoras fassic
die Grundbedingung der Dinge in Zahlen auf. Der Versuch,
das Universum als Zahl aufzufassen, ist, wie Hegel sehr tref-
fend bemerkt, der erste Schrilt zur Metaphysik. Weil also das
Prinzip der pythagoraischen Philosophie gleichsam die Briicke
bildel zwischen dem Sinnlichen und Uebersinnlichen, darum hat
der Kistler, auf die speculative und die empirische Wissen-
schaft zugleich anspiclend, hier auf den Pythagoras hingedeutet.
Andere beigegebene Attribute sind eine Sphinx, ein Erdglobus,
zu dessen Fiissen der Atlas sitzt. An dem Thron befinden sich
als Relicf gedachte Darstellungen, welche Genien des Lichls
zeigen, wie sie die Ungeheuer der Finsterniss bekimpfen. Dic
ganze Composition ist mit ungemeinem Adel in den Linien und
Formen ausgefiihrt. Sie wird ihren Platz dem Thiirsliick der
Geschichle gegentiber einnehmen an der Stelle, die wir in dem
	eelegentlichen Aufriss in No. 31 bezeichnet haben.
Fr. Eggers.
	Die Pariser Kunstausstellung von 1893.
	(Коте лат, )
	Constant Troyon. — Ludw. Knaus. — Hamon. — Th. Rousseau. — Dau-

bigny. — Fl. Willems. — van Moer. — A. Meuron. — Hausmann. — Ed.

Dubufe. — Matel. — H. Rodakowsky. — Meissonier. — Armand Leleux.
Adolph Leleux.
	Nicht nur durch R. Bonheur hat sich die Thiermalerei an
die Spitze des diesjahrigen Salons gestellt, sondern auch Con-
stant Troyon hat ein grosses Bild, cin Thal der Normandie,
mit weidendem Vieh, eingesandt, welches, nach Mancher Ur-
theile, den Preis davon trégt. Es ist dies allerdings ein mei-
sterlich durchgefihrtes Werk von der gréssten Tiichtigkeit, wo-
durch dieser wackere und unermiidet thalige Kistler seinen
Ruf dauernd befestigt hat. Auf einem fellen Wiesengrund im
Thale der Touque, welcher durch einen Graben in zwei Hialften
getheilt wird, sieht man links eine zahlreiche Heerde weiden,
wihrend rechts einige Pferde mit ihren Fillen sich mit helligen
Spriingen im Genusse der Freiheit ergehen. Ganz vorne, wo
ein hélzerner Steg tiber den Graben fihrt, stechen 2 Stick Vich
zwischen Riedgras, sich zum Wasser neigend. Den Hintergrund
rechts begranzt ein Higel; in der Ferne links zieht sich ein
langer Streifen von massigen Anhdéhen hin. Ueber dem Hiigel