waupfierstich. “Leitunse. (rrabdenkmal der Kénigin Louise von Rauch. Gezeichnet und gestochen von Andorff, gedruckt von L. Angerer. ‘erlag von L. Sachse §- Comp. in Berlin. Imp.-Fol. Preis: 2 T hip. ; Das genannte Monument gehért anerkanntermaassen mit zu den ausgezeichnetsten Schépfungen des Meisters Rauch, wie iiberhaupt zu den vollendetsten Werken moderner Plastik. Wie das gesammic Volk stets in inniger Verehrung und Liebe: sei- ner unvergesslichen Kénigin Louise gedenkt, so ist auch mit dicsem Werke ein allgemeines, rein persénliches Interesse ver- kniipft. Es ist somit als ein wahrha(t nationales Besitzthum, als ein durchaus volksthtimliches Erinnerungsmonument an die Tu- gend und Liebenswurdigkeit der Dahingeschiedenen zu betrachten. So sehr wir daher bedauern mussten, keine geniigende Abbil~- dung von diesem, in jeder Beziehung so interessanten. Werke zu besilzen, um so mehr sind wir jetzt tber die so aberaus gelungene Darstellungsweise desselben in dem vorliegenden Blatte erfreut. Der Kiinstler, die schwierige Aufgabe —. das vermillelst des Grabstichels wiederzugeben, was der von Liebe und Verehrung gefiihrte Meissel Rauch’s in so bewunderungs- wlrdiger Weise geschaffen — wohl fiihlend, hat mit der gréssten Zartheit, ich méchte sagen, dem Nervensystem des plastischen Bildwerks nachgesptirt, um sein Werk ebenfalls so recht von Innen heraus vollenden zu kémmen. Obgleich sémmtliche, sei- ner Technik zu Gebote stehenden, Miltel benutzend, hat er sich dennoch als weiser Beherrscher derselben so in den Grenzen des gegebenen Objektes bewegt, dass dieses selbst in seiner ganzen Eigenthiimlichkeit klar und heiter zur Erscheinung kommt. So haben wir denn in diesem Blatte nicht nur das Individuelle, sondern zugleich auch das ausserlich Charakteristische des Ori- ginalwerkes, und wihrend wir uns an dem Geistigen, an der Anmuth in dieser Darstellung erfreuen, kénnen wir auch in ibr gleichsam den Gang des Meissels, der bier den Stoff so voll~ slindig bewiltigte, bis in die kleinsten Niiangen verfolgen. Je- des Filtchen am Gewande, jede einzelne Verzierunge am Sar- kophag u. s. w. 1st mit grosster Genauigkeit im Stich. heraus— cearbeitet, ohne dass dadurch der Gesammteindruck verkiein- licht oder nur irgendwie beeintrachtigt worden ware. Das Ganze bildet demnach ein so harmonisches Emsemble, dass das Auge auf diesem Blaite in eben der Weise mit Wohlgefallen und in- nerer Befriedigung ruht, wie auf dem Marmorbilde. Um diese Wirkung zu erréichen, bediente sich der Kinstler, wie schon bemerkt, der verschiedensten Mittel. Der Sarkophag, als Tra- oer der Figur dieser gewissermaassen untergeordnet. und von. dunklerer Farbe wie das aus blendend weissem Marmor gear- heitete Bild der Kénigin, ist auch vom Kupferstecher in leich- ierer, mehr beiwerklicher Weise behandelt, ‘wie jenes. Theils hat er sich bei diesem zur Hervorbringung des Gesammitons des Wiegemessers und Schabers bedient, theils, und zwar vor- nehmlich zur Ausfiihrung des Ornamentaicn, des Grabstichels und der Radirnadel. Die Geslalt der Konigin indess, als das Wesentliche und Bedeulsame ist durchweg in punktirler Manier, die wicderum hier aufs Gliicklichste dem Meisselschlag und dem geglatteten Korn des. Marmors entspricht, durchgefihrt. - Indem wir nicht daran zweifeln, dass dieses mit so gros- sem Fleisse gearbeitete Blatt von Seiten des Publikums die regste Theilnahme erweckt, hegen wir den Wansch, dass der Ver- leger, als Gegenstiick zu demselben, das ebenfalls schéne Mo- nument des hochseligen Kénigs, in eben der Weise wervielfal- Поеп 12556. . : Hi. Weiss. WwW. Difleldorf. Auf unserer diesjahrigen — leider nicht nach Verdienst besuchten — Kunstausstellung erregt kein Bild allgemeinere Aufmerksamkeit, als das Erstlingswerk Wilhelm Sohn’s aus Berlin, eines Neffen des hiesigen Professors gleiches Namens. Es ist nicht etwa eine einzelne Figur oder eine ruhige Gruppe, deren Elemente der Anfanger mit Fleiss und einiger Geschicklichkeit mit Halfe des Modelles leidlich zusammengebracht hat, — es ‘ist vielmehr ein ziemlich umfang- reiches Bild mit ausserst bewegten Figuren in ziemlich grossem Maass- stabe: — Christus mit den Jingern im Sturm auf dem Meere“. So trefflich, ja in mancher Hinsicht méisterhaft die Ausfihrung ist, so le- benvoll und sprechend die Situation im Ganzen wie im Einzelnen her- voriritt, so lobenswerth die in Farbang und Helldunkel erreichte Har- monie gefunden werden mag — das Bewundernswirdigste diirffe vor Allem der richtige Sinn sein, in welchem-dieser Gegenstand gedacht und empfunden ‘ist. Der Styl des Bildes ist gleich weit von krankli- cher Ascelik und genreartigem Naturalismus entfernt, er ist ein solcher, wie ihn biblische Gegenstande, ond zumal neutestamentliche, verlangen, wenn sie wahrhaft interessiren sollen. —. Wenn. der talentvolle junge Kistler auf der hier eingeschlagenen Bahn fortschreitel, so darf mgn nach diesem ,, Erstlingsbilde“ das Ausserordentlichste erwarten. Hawittover. Interessanter antiquarischer Fund im Li- neburgschen. Vor kurzer Zeit wurden bei Ausgrabung von Erd- graber der heidnischen Vorzeit, die etwa eine-halbe Stunde von Ame~ linghausen; bei Solttorf im jetzigen Amte Salzhausen (frither Amt Win- sen a, d. Luhe) belegen sind, in einem derselben, welches dicht an der jetzt in Angriff genommenen Chaussee von Soltau nach Liineburg stand; mehrere, aber zertrimmerte Aschenkriige von Thon und neben einem der grésseren, mehrere Reste von. eisernen Gerathen and Schmuck, zum Theil mit Knochenfragmenten zusammengeschmolzen, gefunden. Unter diesen bronzenen Geralhen, die im starken Feuer (des Scheiterhaufens) gewesen sein missen, wie der Anblick zeigt, befindet sich ein theil- weise zerstértes, aber in seiner Form und Arbeit als ein rémisches deutlich erkennbares Bronzegefiiss, welches auch den Namen des Ver- fertigers an sich iragt. Dieses runde Gefass von 10 /, Zoll Durchmes- ser und anscheinend etwa 3 Zoll Héhe, mit- einem starken Boden, der in tiefen concentrischen Kreisen ausgearbeitet ist, hat einen etwa 1 Zoll breiten, 4 Zoll langen Stiel oder Griff, der in einer runden Scheibe endigt, welche etwa 3 Zoll im Durchmesser halt. Es ist eine soge- nannte Patella (Kasserole?), die wahrscheinlich nur zur Aufbewahrung von Flissigkeiten diente, von gegossener Arbeit und dann ciselirt, aus der Zeit der. besten rémischen Kunstperiode. Aehnliche Gefasse, aus Pompeji und Herculanum stammend, finden sich u. A. in der Samm- lung des Museo Borbonico in Neapel. Im nérdlichen Deutschland sind rémische Gefasse dieser Gattung so selten gefunden, dass nur allein in der Schweriner Sammlung von heidnischen, in Mecklenburg ausgegrabenen Alterthimern zwei Patellen und in der grossen und reichen Berliner Sammlung keine zu sehen sind. Im Konigreiche Hannover, wo zu- weilen, aber nur selten rémische Gefasse von Bronze gefunden wer- den, ist es -unseres Wissens das erste und einzige in seiner Art, wel- ches bis jetzt ausgegraben ist. Auf dem Griffe des gedachten Gefasses steht eingeschlagen: P. CIPI; POLIBL., also war Publius Cipius Polibius der Verfertiger dessel- ben, und dieser Name kommt auf verschiedenen, in Pompeji ausge- orabenen Bronzegefassen der Sammlung von Neapel vor. Die gens (Familie) Cipia muss eine nicht uobedeutende gewesen sein, indem es Manzen von ihr giebt, wie ein numismatischer Freund versichert, Der- selbe ist auch der Meinung, dass das erwahnte Gefass vor der Zeit des- Oclavianus Augustus verferligt sei, und zwar 1. weil die P. des Stempels dem gricchischen: P. alnlich sind und kerne Schlinge haben gy ee ee ttn oT ofehit. welches beides erst nach August s Zeit in Gebrauch kam. $ Von dem Gefasse sind der Rand, Boden und Griff yollslandig er- halten: die Halfte der Griffscheibe fehlt und die Wande des Gefasses sind nur theilweise und so verbogen und zusammengeschmolzen gefun- den, dass es nicht zu restauriren ist.