die urspriinglichen Symbole der Religionen des Alterthums vor-
gestellt: Der Stier der Indier, die Sphinx der Chaldier, das
Einhorn der Perser, weiterhin die Barke der Aegyptier, dic
Arche Noah’s; endlich das Symbol der briiderlichen Gemein-
schaft, der Kelch des Abendmahls. In Mitten dieser reichen
	Composition thront der Gottessohn; um inn die Engel, die Erz-
	engel und die Alten der Apocalypse; — im Hintergrund die
Gotter des Nordens, dann die unbeweglichen Gottheiten des
Morgenlandes, Mithra, Brama u.s. w. Unten rechts zieht sich
eine lange Reihe von Mannern der That, Herrschern und Ero-
berern hin; links sind die Manner des Gedankens, Well-
weise, Kinstler u.s. w.  geschaart. Noch manche andere tief-
sinnige Beziehung enthalt dieses vollgedrangte Blatt, welches,
zum Unterschiede von den tibrigen, farbig ausgefiihrt ist. Che-
navard hat bei der Preisevertheilung, die vor einigen Tagen
statigefunden, den Orden der Ehrenlegion bekommen. —

Al. Bida hat eine ausserordentlich schéne Kreidezeichnung,
voll Ausdruck und Charakter und von strenger Form — ,,ein

Zug von neugeworbenen Truppen in Aegypten“ — ausgestellt.
— Noch zeichnen sich aus: eine landschaftliche Composition
yon Duston aus Toulouse, eine andere von Bellel; ein Aqua-
rell nach den zwei Bildnissképfen des Brazzano und Navagero
(falschlich Bartoldus und Baldus genannt) von Raphael, im Pa-
lazzo Doria in Rom. Diese Copie in Wasserfarben ist vortreff-
lich modellirt, und der kraftige Farberiton des Bildes ist voll-
kommen erreicht. —

Maréchal, der Vater, aus Metz hat bekanntlich seit Jah-
ren in der Kunst der Glasmalerei Unvergleichliches geleistet,
und davon vielfache Proben in seiner Vaterstadt, in mehreren
Pariser Kirchen und an anderen Orten abgelegt. Auf dem heu-
rigen Salon sah man die heil. Valeria und die heil. Clotildis,
welche zu dem Glasfensterschmuck des Chores der neuerbauten
Kirche zur heil. Clotildis, in Paris, gehoren. — Ausserdem be-
wundert man von diesem Meister die kraflig schéne Pastell-
zeichnung eines jungen Mannes in mittelalterlicher Tracht, mit
einem Gesetzbuch in der Hand.

Sein Sohn, Ch. Raphael Maréchal, hat drei grosse Car-
tous, mit Reisskohle gezeichnet, ,,den Simoun“, das ,, Abend-
gebet in der Wiiste“ und ,,Schiffbrichige“, ausgestelllt.

Endlich sah man von einer Schilerin Maréchal’s, Mme.
Sturel, drei geschmackvoll angeordnete und schén, weich und
breit in Pastell ausgefiihrte Frucht- und Blumenstiicke. —

Auch in der Bildhauerei suchen die franzésischen Kiinstler
sich immer mehr der Natur anzundhern, und die Nachklange
des leeren Canova’schen Ideals sind von den hiesigen Ausstel~
lungen ganz verschwunden. Freilich fehlt es nicht an Ueber-
treibungen und Verirrungen nach anderen Extremen hin; doch
auch yon richtigem Sinn und Verstandniss der Antike giebt
mehr als ein gelungenes Werk Zeugniss. So besonders: Zwei
Bisten aus Bronze, ,,die Gracchen“ vorstellend, von Guil-
laume, die wir friher schon in Gyps bewundert hatten, und
die in sicherer Angabe der Form, im Ausdruck strengen Ern-
stes und eines unbeugsamen Charakters den besseren Werken
aus der rémischen Zeit nichts nachgeben, Auch die Marmor-
gruppe der Agrippina, die, ihr Kind auf dem Arm, sich aus
dem Lager des Germanikus entfernt, nach Tacilus, hat elwas
Wiirdiges in der Auffassung und macht dem jungen Kiinstler,
Maillet aus Paris, Ehre. —  

Barre’s ,,Bacchia, Tochter des Bacchus“, ist ein schoner
Marmor, von vollen, weichen Formen; der Kopf voll Beseelung
hat das reizende Oval und das anmuthige Licheln von Leonardo
da Vinci’s Frauen. — Weniger gelungen erscheint uns Cave-
lier’s ,,Wahrheit, Marmorstatue. Die Formen sind schwer,
der Kopf hat. etwas Gemeines und der Stein ist von unange-
	mittelbar nach den Februartagen 1848 erhielt Chenavard von
der provisorischen Regierung den Auftrag, in einer Folge von
Bildern die ganze Weltgeschichle auf den inneren Wanden des
Pantheon darzustellen. Dreiundfinfzig gréssere und kleinere
Freskogemalde soliten diese riesenhafte Aufgabe erschépfen.
Ch. machte sich an’s Werk, zeichnete simmiliche Skizzen und
fiihrte etwa die Halfte der grossen Cartons aus, letzteres mit
Hilfe des verstorbenen Papety und einiger anderer jiingerer
Kistler. Drei von diesen Cartons waren dieses Jahr ausge~
stellt und seitdem sind in einem eigenen Saale zwanzig Skiz-
zen und vierzehn Cartons dem Publikum vorgefiihrt worden.
Allgemeine und lebhafte Theilnahme gab sich, besonders von
Seiten der Kunstler, kund, und in der That kann man nicht
genug bedauern, dass ein Werk von so grossartiger Anlage,
dessen Vollendung nicht bloss dem Kiinstler, sondern der gan-
zen Nation zur Ehre gereicht haben wiirde, nicht zur Ausfiih-
rung gekommen. Ch. hat den unendlichen Stoff in einer Weise
bewaltigt, welche eine vollstindige Uebersicht tiber den Verlauf
der Weltgeschichte und Vertrautheit mit dem Bildungsgange
der Menschheit voraussetat. Die einzelnen Compositionen, bald
von hochster Einfachheit, bald reichhaltig und einen Ideencom-
plex erschépfend, kénnen sich in Bezug auf Gedankenfiille und
philosophische Tiefe dem Gréssten an die Seite stellen, was
unsere vaterlindischen Meister in der Neuzeit geschaffen. Al-
lerdings steht die Ausfithrung nicht immer auf gleicher Hohe
mit dem Gedanken, es jduft einerseits manches Triviale, ande-
rerseits mancher Anklang an die grossen Meister des 16. Jahr-
hnnderts mit unter; aber — dieses ist ja eben der Fluch un-
serer Zeit, dass wir am Baume der Kunst keine vollendet reife
Frucht mehr uns entgegenlachen sehen! Wir wollen nun in
der Kiirze die hauptsachlichsten Bilder der ganzen Folge, die
uns im Gedachtniss geblieben sind, auffiihren. Skizzen: Die
	Siindfluth, Kampf der Menschen gegen die Kiesen und die
Thiere. — Der trojanische Krieg: Brand der Flotte. Das hél-
zerne Pferd. — Homer, seine Leier besaitend. — Zoroaster.
	Ende der alten Theokratie. Die Kaste der Krieger tritt an thre
Stelle. — Tod des Sokrales. — Taufe Constantins, — Der heil.
Ambrosius verweigert dem Kaiser Theodosius den Eintritt in
die Mailander Kathedrale. Zunahme der geistlichen Macht. —

Flucht Mahomeds. — Krénung Gregor VII. — Zerstérung Jeru-
salem’s. Die Beute nach dem Abendlande gebracht. — Italiens
Dichter und Frauen. — Schwur auf dem Ritli. Erwachen der

modernen Freiheit. — Erfindung der Buchdruckerkunst. — Vol-
taire und die Encyclopidisten. — Franzésische Revolution. Ма-
poleon trennt sich von den grossen Mannern seiner Zeit und
besteigt den Nachen, der Alexander, Casar und Carl den Gros-
sen tragt. — Folgendes sind die (uber Lebensgrésse) ausge-
fiihrten Cartons: Anfang Rom’s. Die Schafer von Latium finden
die Zwillinge, an der Wélfin saugend. — J. Brutus ldsst seine
Séhne hinrichten. — Héchste Bliite der Republik. Scipio. —
Casar tiberschreitet den Rubicon. — Tod des Cato und des M.
Brutus. —- Augustus schliesst den Tempel des Janus. — Geburt
Christi. — Die Bergpredigt. — Das Leiden Christi. — Die er-
sten Christen versammeln sich in den Catacomben, wahrend
oben mit Gepringe ein Triumphator voriiberzieht. — Attila, vor
dem Pabste Leo zurtickweichend. — Die Kreuzritter ziehen in
Jerusalem ein. — Anfang der Kirchenverbesserung. Luther
predigt in der Schlosskirche zu Wittenberg gegen den Ablass-
‘kram. — Ludwig XIV. mit Colbert und Louvois die Eroberung
von Holland und der Franche-Comté berathend. — Drei klei-
nere Runde endlich, welche zu Mosaiken fiir den Fussboden
bestimmt waren, enthalten: Die Hille, das Fegfeuer und das
Paradies nach Dante. — In einem vierten grésseren Rund, wel-
ches den Gedanken des Ganzen zusammenfasst, sind zunachst