Rurfiblwt.
	Organ
der deutSchen Kunstvereine,.
	Zeitung
	fiir bildende Kunst und Bankunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase
in Berlin — Forster in Miinchen — Eitelberger v. Edelberg in Wien
			herausgegeben. von Dr. ЕР. Bgegers in Berlin.
	Sonnabend, den 10. September.
	Зиа{: Еш Мап2еапа Бе ВБете ап аег Етз. — Die Wandmaleérei in einer neuen Technik erfunden yon Albert Eichhorn. (Fortselzung.) Die
	Kh. Harzen.
	Folie, — Mittheilungen aus Rom. Von Ernst aus’m Weerth.
	— Andrea Meldolla, genannt Schiavone, Maler und Kupferstecher.
	— Kupferstich, Madonna mit dem schlafenden Christkinde, gest. yon Achille Martinet. Gejer. — Zeitung. Neapel. — Kunstvereine. Ueber-
	sicht der gegenwartigen und nachsten Ausstellungen. — Anzeigen.
	Kin Miinzfond bei Rheme an der Ems.
	Am 21. Februar d. J. wurde in der Nahe des Stadtchens
Rheine an der Ems bei Planirung eines Wiesengrundes ein ir-
dener Henkelkrug ausgegraben und von den Arbeitern zerschla-
gen, wobei es sich zeigte, dass derselbe mit kleinen Silber-
miinzen angefiillt war.

Die Arbeiter theillen sich den Fund, fillten ihre Taschen
und gingen heim, ohne den Besitzer des-Wiesengrundes von
dem Funde in Kenntniss zu setzen. Einer der Arbeiter jedoch,
von Gewissensangst getrieben, geht noch denselben Abend nach
Rheine zu seinem Brodherrn, entdeckt diesem das Geschehene
und tibergiebt seinen Fuandantheil.

Der Besitzer des Wiesengrundes, ein in Rheine ansassiger,
wohl durch Betriebsamkeit, aber nicht durch Alterthumskunde
ausgezeichneter Kaufmann, cilt mit den Miinzen zu seinem
Freunde, dem Herrn L. Weddige, Rechtsanwalt und Notar in
Burgsteinfurt, der eben in Rheine anwesend ist, und dieser,
ein eben so eifriger Forscher der engeren vaterlindischen Ge-
schichte, als bewahrter Rechtsgelehrter, sofort die hohe Wich-
tigkeit des Fundes einsehend, nimmt noch in derselben Nacht
mit vollem Erfolge energische Maassregeln, den bereits getheil-
ten Fund wieder zusammenzubringen und erhalt so den Schatz,
der ohne ihn unfehlbar dem Schmelztiegel und der Verschleu-
derung anheimgefallen ware, der Forschung und Wissenschaft:
es -fanden sich an 7000 Silbermiinzen vor. Am 11. Marz hob
man noch; mit Sorgfalt die Nachgrabung fortsetzend, auf dem-
selben Wiesengrunde einen zweiten kleineren Henkelkrug, der
an die 1400, meist kleine, Silbermiinzen enthielt. Beide Funde
wurden sodann der Obhut des Herrn Weddige iibergeben, Nach
einer sehr sorgfaltigen und mithevollen Reinigung der Miinzen
	erkannte derselbe sie als milltelalterliche, aus der entlegenecn,
	in der Numismalik noch wenig erhellten Periode von 1000 —
1350. Seit einiger Zeit nun ist Herr W. mit Beihiilfe seines
Bruders, des Malers und Kunstforschers C. Weddige aus Am-
sterdam, beschaftigt, die einzelnen Miinzen zu erértern und zu
beslimmen, zu dem Behufe, von dem héchst merkwiirdigen und
interessanten Miinzfunde in einem ausfthrlichen Kataloge, der
	LV. Jahreang.
	demnachst beim Verkaufe der Munzen als Leitiaden benutzt
werden soll, ein méglichst getreues Bild wiederzugeben.

Es befinden sich bei dem Schatze kaiserliche und kénig-
liche Miinzen von Kaiser Heinrich VI. (1190 —1197); Kaiser
Friedrich Il, (4212 — 1250); Rudolph von Habsburg (1273 —
1291); Kaiser Ludwig IV. (1314 — 1347); so wie von den fran-
zésischen Kénigen Philipp dem Schdnen (1285) und Ludwig IX.
(1314), cine Anzahl vortrefflich erhaltener Turnosen. Bischdf-
liche und geistliche Mtinzen von: Uetrecht (Hendrik van Vian-
den, 1249 —1267), Osnabriick (Engelbert von Isenburg, 1225
— 1227; Simon L, 1260; Conrad II. Graf von Ravensberg, 1271
—1296; Gerhard, Graf von der Lippe, 1187—1216; Ludwig,
Graf von Ravensberg, 1297-1308; Johann II., 1849— 1366),
Paderborn (Simon I., 12471277), Herfordt Eulica, Aeb-
tissin, 1128— 1148; Judith 1147 — 1160; Ida, 1255), Minster
(Ludwig II., Landgraf von Hessen, 1310-1357, und von sei-
nem Vorganger Conrad I. Graf von Berg, 1306—1310), u.s. f.

An althollandischen von den -Grafen von Holland Dirk VIL.
1190— 1203; Floris IV. 12283— 1234 (und wahrscheinlich auch
von seinen gleichnamigen Vorgingern). Wilhelm T. 1203 —
1222; Jan 1. 1296-—1299. Rainold 1., Graf von Geldern und
Zuiphen, 1271-1321. An flamlindischen von Johann L., Her-
zog von Brabant, 1268—1294; Guido v. Dampierre, Graf von
Flandern und Namur, 1279—1305; Arnoldas IV. von Los 1280—
4328; Johann IIl., Herzog von Brabant, 1313—1354; Hein-
rich, Herr von Herstall u.s. f.

Ausserdem eine grosse Anzahl von niederdeutschen Dy-
nasten, als von Goltfried von Heinsburg 1185—1208; Theo-
derich VII, Graf yon Cleve, 1275—1304; Otto, Graf von
Cleve, 1305—°1311; Theoderich IX. von Cleve 1311 —1347;
Gerhard, Graf von Jiilich, 1312—1328; Engelbert, Graf von
der Marck, 1308— 1328; Adolph V., Graf von der Marck, 1328
—1347; Otto IV., Graf von Ravensberg, 1306-1329; Ger-
hard, Herzog von Jiilich und Berg, 1346 u.s. [.

Es scheint unbezweifelt, dass der Schatz, als ein sehr be-
deutendes Privatvermégen der damaligen Zeit, um.1350, wo
Bischof Ludwig II., Landgraf von Hessen, gegen die Grafen
yon Teklenburg und Steinfurt kriegte, die bei Rheine gelegene
	Schwanenburg , so wie die Stadt Rheine selbst belagerle und
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