weise sind aber die Liehtparthieen verschont geblieben. Der
	Kopf der Madonna ist Desonders zart.

1993. Sandro Botticelli, nach unserer Meinung: Gott
Vater halt, umgeben von einer Glorie der Engel, den am Kreuz
hangenden Heiland in seinen ausgebreiteten Hinden. Rechts in
der Landschaft steht Johannes der Taufer, links die von ihrem
Haar verhillte Magdalena. Ganz im Vordergrunde geleitet ein
Engel den jungen Tobias, der den Fisch am Arme tragt. Die
beiden letzten Figuren sind viel kleiner als die ibrigen. Die
Engelképfe, welche die Glorie bilden, sind von ganz besonde-
rer Schénheit. Am Fussende des Kreuzstamms befinden sich
nun die ziemlich grossen Buchstaben S—B., welche, wenn das
Bild allgemein als von Botticelli anerkannt wird, das erste!) si-
chere. Monogramm dieses Meisters ist.

1821. Sandro Botticelli: Maria, auf ihrem Schoosse das
Kind, ruht auf Wolken; hinter ihr zwei Engel, im Vordergrunde
zwei Heilige. 5 Fuss hoch, 4 Fuss breit.

1189. Verocchio: Maria kniet mit zwei Engeln in Anbe~
tung versunken vor dem Christuskinde, das, dic Hand ausstrek-
kend, auf dem Boden ruht; seilwarts kommt aus der Landschaft
der kleine Johannes. Von besonderem Reize ist der Engel
links. Rundbild, 3 Fuss Durchmesser.

381. Dom. Ghirlandajo: Maria mit dem Kinde und dem
kleinen Johannes. Etwas mehr im Hintergrunde knieen drei En-
gel, welche Lilien in ihren Handen halten. Durch eine offene
Bogenstellung sieht man in die Landschaft. Rundbild von 3 Fuss
Durchmesser. Dieses vortreffliche Bild zeichnet sich durch be-
sondere Innigkeit des Ausdrucks aus. Die Carnation geht in
den Schatten sehr ins Braunliche.

777. Dom. Ghirlandajo: Zu Seiten des im Freien ru-
henden Kindes kniet rechts Joseph, links Maria und hinter ihr
die Hirlen; zwischen den ersteren nach hinten Engel und. vorn
bickt sich der kleine Johannes tiber den Heiland. Ochs und
Esel strecken die Képfe vor und hinten in der Landschaft biegt
um einen Berg der Zug der heil. drei Kénige. Rundbild von
5 Fuss Durchmesser,

Noch eine Menge diesen Meistern verwandler Bilder schlies—
sen sich den benannten an, wahrend diese von besonderem
Werthe sind. Ein durchaus wichliges und wie es scheint noch
ganz unbeachtetes Werk ist das Folgende:

1190. nach unserer Meinung imit Sicherheit von Lucas
Signorelli. Auf schwarzem Hintergrund ist grau in grau,
mit Benutzung der natiirlichen Farbe der Leinwand, in Tem-
pera, eine Pieta dargestellt. Diese Pieta stellt sich nun in Auf-
fassung und Durchfihrung iiberraschend der berithmten Bild-
hauerarbeit des Michel Angelo ahalich und gleich dar. Es kann
wohl kaum ein Zweifel obwalten, dass dieser die Idee zu seinem
Werke dem Bilde entliehen hat. Die einzige Aenderung, die
Michel Angelo nach unserer Wahrnehmung vorgenommen hat,
ist die Zuriicklegung des Christuskopfes. Wir glauben nicht,
dass durch diese Thatsache dem Genius des M. Angelo zu nahe
getreten wird, indem das Beruhen auf seinen Vorgangern, in
deren Vorbilden, eine Nothwendigkeit organischer Entwicke-
lung ist. Wie vieles entlehnte nicht Raphael dem Masaccio und
dennoch wird man diesen Werken nie die Eigenthiimlichkeit
absprechen, weil alles, was das Genie Fremdes aufnimmt, als
Ganzes durchgebildet und dadurch stets als neu, cigenthtimlich
hervortritt. Das Bild hal 5 Fuss Hohe und 4 Fuss Breite. Der
Wunsch ist kaum zu unterdriicken, dass dieses ausserordentli-
che Werk in einem deutschen Muscum seinen Platz finden mége.?)
	1) Siche Brulliot: -I. 83, wo er das eine angegebene Monogramm fiir
	unsicher hilt.
2) Wir hoffen in einer der folgenden Nummern einen Umriss von die-
	sem so interessanten Bilde geben zu Кбппеп.
	Bronzen und Camecn an. Es liegen auf die Art hier Kunst-
schitze der Betrachtung offen, die bis dahin der Familien-
besitz theils im Dunkel barg und erneuler Ankauf der Pri-
vaten abermals in dieses zurickfiihrt. Schon aus diesem Grunde
scheint es fiir die Kunstwissenschaft winschenswerth , die Haupt-
werke durch Verzeichnung der Kenntniss zu sichern; einige
verlangen durch ihre entschiedene Wichtigkeit cine Besprechung.
Ausserdem triltt noch ein praktischer Grund hinzu, der durch
den Ort, wo sich die Kunstwerke befinden, hervorgerufen wird,
und dieser méchle nicht der geringste sein: die meisten Mu-
seen wiinschen Bereicherung und Vervollstindigung; sellen mag,
besonders fiir die Letztere, eine passendere Gelegenheit vor-
handen sein. — Einestheils befinden sich gerade eine Menge
solcher Bilder hier, welche zwischen den hohen Gipfelpunk-
ten der italienischen Malerei liegen, sich davon ab und darauf
zu bewegen und den Zwischenraum ausfillen; —- anderentheils
wird derjenige Besitzer, der seine Bilder verpfandet, diesel-
ben Hieber zu billigem Preise verkaufen. —
	Die Verkaufspreise sind auf dem Pfandhause zur Einsicht
deponirt, und auch Gebote werden auf diese, im Auftrage der
Besilzer, entgegen genommen. — Wir lassen die bemerkens-
werthesten der Kunstwerke imifé den Nummern jhres Catalogs
folgen und beginnen mit den begreiflicherweise am reichsten
vertretenen italienischen Malerschulen.
	502. Schule des Giotto: Der Gekreuzigte steht mit nach
links gesenktem Kopfe im Grabe. Goldgrund. 1 Fuss hoch’).
Durch die Wahrheit und Zartheit der Empfindung ausgezeichnet.
	1994, Schule des Giotto: Die Verkiindigung in zwei Me-
daillons dargestellt, wovon jedes 1 Fuss Durchmesser hat. Ein
durch edlen Styl ausgezeichnetes Werk.
	024, Fiesole angeblich; in Art der Fligelbilder dreithei-
lig; die Mitte enthalt eine Madonna in trono mit dem Kinde,
der Fliigel links die Geburt, rechts die Kreuzigung; oben in
den Spitzen der Fliigel die Verkiindigung. Goldgrund. 2 Fuss,
hoch und 2 Fuss breit. Das Mittelbild erscheint restaurirt, al-
lein es giebt einen guten Eindruck des Charakters jener Rich-

tung. Die Behandlung des Gewandes der Maria ist diejenige
des Fiesole.
	042. Filippo Lippi benannt: Die heilige Catharina, halbe
Figur, in rothem, geschmiicktem Gewand, mit tiberfallendem,
hellbraunem, in den Lichtern goldigem Haar, halt in der linken
Hand einen Biischel rother Nelken auf langen Stielen; die Fin-
ger beider Hande sind mit Ringen geschmiickt, das Gewand
des Oberarms ist mit franzésischen Lilien geziert, was um so
bemerkenswerther erscheint, als der Kopf wohl sicher ein Por-
trait darbietet. Am Unterarm befinden sich auf einem Band die
Buchstaben C.P.L.F. Im Falle, dass das Bild von Filippo
Lippi ist, ware dann dieses ein neues Monogramm und zwar
das zweite*). Uns scheint das Bild aber dem Filippino Lippi
niher zu stehen. In jedem Falle ist es ein sehr vorziigliches
Kunstwerk von anziehender Schénkeil und guter Erhaltung. Die
Carnation hat einen goldigen Ton: in den Schatten scheinen
einige Retouchen bemerkbar. Das Gemalde ist rund und hat
2 Fuss Durchmesser.

1101. Filippino Lippi: Madonna in trono mit dem Kinde,
rechis zwei Ordensbrider, links Johannes der Taufer und ein
besonders ausgezeichneter Bischof. Im Hintergrunde Archilek-
tur. 7% Fuss hoch, 6 Fuss breit. Dieses Bild hat durch Restau-
ration seine grosse Vortrefflichkeit nicht eingebiisst, obgleich
in die Schatten der Gewdander hineingemalt ist, glicklicher-
	1) Die Maasse sind nur im Ungefahren nach dem Augenmaass angegeben.
2) Siehe Brulliot I. No. 2041.