den Druck mit Stiften befestigt werden mussten, verschiedent- lich sogar auf beiden Seiten benutzt ). Hingegen die mit dem Namen Schiavone bezeichneten Blit- ter wurden von ihm ftir den Kunsthandel ausgefiihrt, wo ver- muthlich der Verleger Valesio sich fir die geitzte Manier ent~ schied, weil sie ihm eine gréssere Zahl von Abdriicken lieferte. Die Ausfiihrung der Blatter dieser Classe ist viel sorgfiltiger und sauberer als die der vorigen, indessen scheint der Meister auf dieselben, gleichsam als auf untergeordnete Kunstwerke, weniger Werth gelegt zu haben, da er nicht ein Einziges der- selben bezeichnete; der Name S. ist vom Verleger hinzugefiigt, nachdem die Folge, mit Titel und Dedication versehen, bereits in die Welt geschickt war. Von ersterwahnter Abtheilung giebt Bartsch im Artikel Meldolla ein 87 Nummern starkes Verzeichniss, welches von W. Smith in der neuen Ausgabe von Bryan’s Dictionary of Pain- ters?) auf 119, unter Anfthrung vieler Varianten, vermehrt worden ist. Rechnet man die 33 Bl. hinzu, welche Bartsch im Artikel Schiavone anfiihrt und einige zwanzig unbeschriebene, so wird die Gesammizahl sich auf ungefahr 200 belaufen. In dem reichen und vortrefflichen Werk, welches W. Ford in London gesammelt, befand sich auch eine Anzahl farbig la- virter und gehdhter Blatter, ungefahr in der Wirkung der Chiar- oscuro-Holzschnitte, zum Theil unvollendete Probedrucke, da- her wahrscheinlich vom Meister selber tiberarbeitet, deren ahn- liche Zani vermuthlich vor Augen hatte, als er schrieb, M.’s Blatter seien auf Art der Holzschnitte Ugo da Carpi’s ausge- fihrt, denn mit mehreren Platten gedruckte Blatter existiren von ihm nicht. Andrea’s Fresken hat grossentheils der Zahn der Zeit zer- stort, allein seine zahlreichen Staffeleibilder finden sich @Ъег ganz Europa verbreilet. Sie sind in der Zeichnung und Aus- fihrung eben so incorrect und vernachlassigt, als seine Kupfer- stiche?), wiegen jedoch diesen Fehler auf durch ein sehr har- monisches und saftvolles Colorit, das bereits zu Lebzeilen des Kiinstlers als Muster aufgestellt wurde. Tintoretlo pflegte be- kannilich zu sagen, ein jeder Maler miisse sich ein Bild von ihm anschaffen, um Colorit zu studiren. Nur_ein Bild ist mir vorgekommen, das bezeichnet gewe- sen, und zwar mit dem Monogramme Af, eine Pieta, im Besitz des verstorbenen Malers Geddes in London. Mit dem Namen Schiavone scheint er niemals signirt zu haben, gleich- sam als ob diese Benennung einer geringschatzten Classe von Tageléhnern, welche alljahrlich von der dalmatischen Kuste einwandern, um Arbeit zu suchen, ihm zuwider gewesen ware. Meldolla war vermuthlich der eigentliche Familienname, még- licherweise von einem solcéhen Orte in der Nahe von Carpi her- genommen, den auch die Herren von Carpi im Titel fihrien. Wenn jedoch Zani recht berichtet ist, dass M. nur eine ver- schiedene Lesart des im Lande Parma hiufig vorkommenden Familiennamens Mazzuola sci, so Jiesse sich folgern, dass An- drea denselben als Beinamen fir seine Vorliebe und Hinneigung zum Style des Franc. Mazzuola, genannt Parmegiano, erhalten habe, etwa wie Gius. Porta nach seinem Lehrer Franc. Rossi, 1) Es ist keinesweges nothwendig, mit Bartsch anzunehmen, dass M, Platten yon Zinn oder anderem weichen Metalle verwandt habe, denn die- selbe Wirkung lasst sich bei Kupferplatten erreichen und die Beschaffenheit der Rostflecken und Briche zeugen fir letztere. 2) A new edition by Geo. Stanley. London 1849. 8°. 3) Et ancho quest? impiastrare, facendo il pratico, come fa il nostro Andrea Schiavone, @ parte degno d infamia, et questi dimostrano saperne puoco, non facendo, ma di lontano accennando quello che fa il vivo elc., sagt von ihm scin Zeitgenosse Paolo Pini. S. Dialogo di Pittura. Venevia 1548. 12°. palyiato genannt wurde, der diesen Beinamen der Protection des Cardinals Salviati verdankte. Und Parmegiano’s Einfluss kann wohl nicht gelaugnet werden, obwohl A.’s Hauptblatt, der Raub der Helena von 1547, auf dem er sich Inventor nennt, ihn im 25. Jahre schon als selbstandigen Kiinstler zeigt, daher man nicht mit Zani und Bartsch annehmen kann, er habe slets den Parmegiano copirt. Seine Nadel ist tiberdies sehr verschie- den von P.’s, sowohl freier, als malerischer. Es wird angenommen, dass Meldolla in Venedig fixirt ge- wesen sei, ohne sich jemals weit zu entfernen; Bartsch glaubt indess in seinem obenerwahnten Blatte, eine Allegorie auf Ki- nig Heinrich den Zweiten von Frankreich zu erkennen, der im selbigen Jahre zur Regierung kam, woraus man folgern kémnte, dass er mit vielen anderen italienischen Kiinstlern, welche Pri- maticcio damals bei seinen grossen Werken in Fontainebleau beschaftigte, nach Frankreich gekommen sei; jedoch findet sich bei Laborde, der manche derselben nach vorhandenen Urkun- den namhaft macht, seiner nicht erwahnt *). Es kémmt der Umstand hinzu, dass die Ornamente, welche Meldolla bei Valesio herausgab, viel Uebereinstimmung zeigen mit denen des Rosso und Primaticcio, wie sie in zahlreichen Fresken zu Fontainebleau und Kupferstichen nach denselben auf unsere Zeit gekommen sind, und man kénnte figlich das gekrénte F, das in der Folge No. 13-33 bei Bartsch und noch zwei anderen unbeschriebenen vorkémmt, auf Kinig Franz den Ersten beziehen, unter dem diese Arbeiten begonnen wurden, wiewohl diese Chiffre vielleicht auch keinen anderen Sinn hat, 15 уаз ме ш НапазовиШет Бедещей: Еииз сотопаё opus. E,. Warzen. Mupfierstich. Madonna mit dem schlafenden Christuskind, von Карпа Urbino, in Kupfer gestochen von Achille Martinet. Frankfurt a. M. bei B. Dondorf. Aus der rihmlichst bekannten Anstalt des Herrn Б. Don- dorf hier, welche im vorigen Jahre die Madonna della Sedia von Schafer veréffentlichte, geht soeben die , Madonna mit dem schlafenden Christuskind“ hervor. Das Originalgemilde aus Raphaels letzter Florentiner Epoche verschwand in der grossen Anzahl von Copien oder Wiederholungen aus der Schule des Meisters. Eines dieser Bilder liess Lucian Bonaparte durch Lethiére, Director der franzésischen Akademie in Rom, 1806 in Spanien kaufen und es blieb die Zierde der Galerie dieses Firsten in Rom bis 1844, in welchem Jahre die verwiltwete Firstin das Bild nach Paris bringen liess. Im folgenden Jahre schloss Achille Martinet mit der Firstin einen Contract, welcher ihm das ausschliessliche Recht der Vervielfaltigung dieses Bildes gusicherte; nun ferligte er cine Copie in Aquarell an, welche ihm bei vorliegendem Stiche als Original diente; denn cben war Martinel’s Aquarell vollendet, als die Fiirstin das Bild einem Sammler verkaufte, der es durch einen Mailander Re- toucheur fast ganzlich tibermalen liess und es wieder dem Ko- nig von Holland zu hohem Preise verkaufle, nach dessen Tode es wieder in anderen Besitz kam). Zur Linken befindct sich das seblafende Christuskind, in déessen Ziigen die seligste Ruhe spielt, daneben der kniende Johannes, der mit kindlicher Freude auf den Saugling zeigt, 1) Га renaissance des arts & la cour de France. Тот, 1. Paris 1850, 8°. 2) Jahrg. I. S. 294 wird angefiihrt, dass dies Exemplar in der Verstei- gerung der Sammlung des Kénigs von Holland mit 16,500 Fi. bezahlt wor- den ist; es wird aber nicht bemerkt wohin es kam. D. Red.