nothig, die ganze Bildflache mit der Folie zu tiberziehen und
sie bis zur Bemalung zu conserviren. Dies geschicht dadurch,
dass man sich zu der Aufbringung der Calque eines guten
Oelpapiers oder auch eines mit Mastix- oder Dammar-Auf-
lésung getrénkten Pflanzenpapiers bedient und nach Ausfih-
rung der Calque dies Papier auf der Folie sitzen lasst, das
Stick aber, was fiir den Tag gemalt werden soll, von der
Bildflache abreisst. Malt man in freier Zeichnung, so kann man
sich die Bildflache auch durch feinen Wachstaffent. conseryiren,
der leicht an die Folie angedriickt wird. —  

Beim Kalkbewurf hat sich folgende Art des doppelt Grun-
direns noch als vortrefflich bewiesen und ist auch sonst auf
stark porésem Materiale sehr empfehlenswerth, oder auch wenn
das Material, worauf die Folie getragen werden soll, eine sehr
ungleichartige Porositét zeugt.

Man trage die Folie auf, wie oben beschrieben worden,
doch nur mittelst des Spatels und etwas dick. Diese Folie lasse
man so lange auf der Mauer oder dem sonstigen Grundmateriale
sitzen, bis sie fast gleichmissig weiss erscheint, einzelne dunkle
Flecke thun nichts zur Sache; dies ist innerhalb 14 Tagen zu
erwarten. Nun schneide man mit einem breiten, eisernen Spatel
diese ganze Folie wieder von der Mauer, doch so, dass die
Bildflache nicht beschadigt wird. Ist dies geschehen, so trankt
man die Flache mit einem kurzhaarigen Borstenpinsel, in dem
man recht stark aufdriickt. Man wird nun bemerken, dass die
Folie in die Poren und Unebenheiten gut eingedrungen war und
trigt hier nun die zweite Folie auf, wie oben. Ich habe dies
Verfahren auf einer sehr defecten Kalkwand ausgefiihrt und die
zweite Folie war zur Malung ganz vortrefflich. —

Hiermit schliesst die Behandlung der Folie im Wesentlichen
ab. Meint man nun indess, dass die ersten angestellten Ver-
suche sogleich vollkommen gliicken sollten, so ware dies zu
viel verlangt. Ist man aber erst ein wenig mit der Natur der
Malerialien vertraut, so bietet sich fir jede vorkommende Schwie-
rigkeit ein Hiilfsmittel dar.

Gesetzt z. B. es geschahe bei der Trankung des Materials,
dass dasselbe zu viel von der Terpentin- und Wachs- Auflé-
sung verschluckte, so setze man mehr Terpentinharz dazu. Oder
es kime bei dem Auftrag der Folie auf wenig pordses Material
vor, dass dieselbe zum Daraufmalen nicht innerhalb einer Stunde
so weit trocken ware, dass man die Calque aufbringen kénnte,
so setze man der Folie noch etwas Dammar~ oder Mastix-Auf-
lésung mit etwas Copaiva-Balsam hinzu. Oder es ware bei
stark porésen Kérpern der Fall, dass die Folie zu schnell auf-
trocknete, so selze man derselben noch etwas reines Nussdl
mit Wachs zu. Nur einiges Vertrautsein mit der Sache giebt
schon immer Hilfsmittel fiir alle Vorkommnisse, welche in den
	angegebenen Substanzen zu finden sind. (Fortsetzung folgt.)
	Kunstausstellung in Ziirich.
	Der vierte Abdruck des Verzeichnisses weiset 1065 Num-
mern nach, meistens von Gemalden und Zeichnungen, die bis
zum 2. Sept. c. ausgestellt sind. Die Aufstellung selbst, in der
neu erbauten Kunsthalle, ist zweckmassig, ja bei dem reichlich
zugemessenen Raum fiir die meisten Gemilde sehr giinstig. Bei
weitem die Mehrzahl der vorgefiihrten Kunstwerke ist fir den
Besilz des Mittelstandes, bei hichstens 3—4 Fuss Grosse, far
Zimmer massiger Grésse berechnet, wobei vorwaltend die Land-
schaft und zwar fast nur durch Veduten vertreten ist; denn in
der Schweiz wird vorzugsweise auf Ankauf Seitens der Frem-
den gerechnet. Genf hat in jeder Richtung das Vorziiglichste
gelicfert; die Veduten yon Delapeine, Didoy, J, Dunant
	verrathen eine feine, sinnige Auffassung und selbst im klei-
nen Maassstabe volles Verstandniss der grossartigen Natur, was
sich besonders geistreich auch in den Gemalden von George
ausspricht. Leider war kein Bild von Calame’s Meisterhand
dort. Die Landschaften von Duntze aus Bremen in Genf zei-
gen eulschiedenen Fortschritt und sind weit besser durchge-
bildet, als die, welche wir vor Jahresfrist sahen. Von den in
Zirich wohnhaften Kinstlern haben Meyer und Scheuchzer
das Werthvollste ausgestellt. Meyer’s Aquarelle, bis zu 3 Fuss
Grésse, sind in dieser Gattung offenbar das Beste, obwohl die-
selben in Deutschland sicher weniger Gltick machen diirften,
als in der Schweiz. Ludwig in Ziirich verfolgt eine ahnliche
Richtung wie unser Schirmer in Diisseldorf, er weiss das Ein-
fache grossartig aufzufassen, strebt aber zu sehr nach Wir-
kung. Bittler, Schwegler und Zelger aus Luzern sind
bei uns bekannt. Ihre Oelgemdlde erinnern aber zu sehr an
Wasserfarbenmalerei; es fehlt die Frische und Tiefe des Tons.
Die aus Lausanne, St. Gallen, Basel, Appenzell, Bern und Win-
terthur eingesandten Landschaftsgemalde sind diesen ahnlich,
bleiben aber auch entschieden hinter denen aus Genf zuriick.

Deutschland war eigentlich nur von Minchen aus vertreten,
aber durch zum Theil treffliche Landschaften von Baade,
Eberle, Richter, Schmidt, Seidel, Steffan, Heilmeyer
und Podesta. ‘

Von biblischen Stoffen sind nur von P. v. Deschwarden
eine ,Grablegung%, ein , Abendmahl* und dic , Communion des
heil. Benedict“ vorhanden, welche auffallend an unseres Jacobs
Auffassungs- und Malweise erinnern, einer tieferen Bedeutung
aber entbehren. Das historische Fach war nicht vorhanden,
das einzige aus dieser Richtung, ,Theodor Beza am 12. Dec.
1602“ уоп Jules Hebert in Genf, wenig iber 2 Fuss gross,
neigt sich in der Behandlung und Ausfihrung weit mehr dem
ernsten Genre zu, ist aber sonst entschieden und in jeder Hin-
sicht das bedeutendste Figurenbild der Ausstellung. Die ibrigen
zehn Gemilde dieses genialen und vielseiligen Meisters gehoren
dem héheren Genre an und stehen mit den besten der jetzt
bliihenden niederlandisch-franzésischen Richtung auf gleicher
Stufe der Vollendung. Demnachst sind A, Lugardon’s Sohn
Pferdestiicke* zu rihmen, und ferner Backoff, Deville
und Nordenberg, gleichfalls in Genf wohnhaft. Fiassli-
Gessner, Fries, Bosshard, Zeller in Zirich erheben sich
kaum tiber das Mitlelmassige; Kollikofer aber ist ein tich-
tiger Thiermaler. Sehr hoch ist A. v. Meuron in Neufchatel
zu rihmen; in seinem Bilde ,der kranke Sohn“ ist die sor-
gende Mutter so tief empfunden, ihr Seelenzustand so klar, so
zur Theilnahme hinreissend geschildert, dass das zugleich mei-
sterhaft durchgefiihrte Bild auf Jeden einen héchst bedeutenden
Eindruck macht. Von ahnlichem Kunstwerth sind die gleich-
falls ernsten Scenen aus dem Familienleben von Е. Girardet
in Brienz. Unter den Miinchnern Kaltenmoser, Klein,
Spitzweg vertrat dieser Letztgenannle das Humoristische durch
sein ,,Standchen* auf eben so geistreiche als pikante Weise.
Unter den schonsten und meisterhaftesten ist vor Allen A. Ro-
bert’s ,Kapelle aus St. Marco in Venedig* zu rihmen, eine
wahre Perle.

Die Leistungen im Portrait, in Oel, Aquarell u. s. w. wa-
ren durchgehends sehr massig.

Man kann nicht eigentlich sagen, dass die Plastik im ho-
heren Sinne vertreten war, denn das einzige.in dieser Gatlung
— drei Gruppen von Kaiser in Stanz — »Holzfldsser und
Gemsjiger“, und , Arnold Winkelried* von Klarer, zum Theil
aus Holz geschnitzt, zum Theil aus Thon gebildet, sind genre-
artig aufgefasst und in’sehr kleinem Maassslabe ausgeftihrt.

Als verkauft waren bezcichnet: Gemilde von Deschwan-