phen zu zerlegen: — Einzelne Gelehrten hielten den, so seit
Jahren Gequilten fir ein Schreckbild (§. 1), womit einst christ-
liche Geistliche fiir ihre Zwecke agirt hatten, Andere érhoben
ihn dagegen (§.2) zu einer Gottheit der alten Deutschen, wie-
der Andere glaubien in ihm (§.3) ein Vertheidigungswerkzeug
einzelner Raubritter zu erkennen, wogegen indess erst recht
viele Stimmen laut wurden (§. 4), um auf’s Dringlichste seine
Rechte als Goltheit geltend zu machen, bis sich endlich die
Meinungen Aller nach den verschiedensten Richtungen hin theil-
	ten (§.9), so, dass sich Mehrere ganz von ihm abwandlen, ein
	nicht geringer Theil jedoch sich laut als Piisterich -Glaubige
bekannte. — Genug, bis dahin war die historische Forschung
uber diesen Gegenstand gedichen, ohne dass man sich zu einer
allgemeingiilligen Ansicht vereinigt hatte. Da tritt nun der Verf.
in dem neunten Kapitel mit einer umfassenden und grind-
lichen Untersuchung entscheidend in’s Mittel, indem er auf Grund
vielseitiger Studien, woriiber die angehiingten Beweisstellen
gentigendes Zeugfiiss ablegen, nachweist, dass sich die alten
Deutschen zwar. bei einigen festlichen Gelegenheiten tragbarer
Puppen, als Personificationen gewisser abstrakter Begriffe,
bedienten, dass es jedoch irrig sei, ihnen tragbare Gétter-~
bilder von stabiler, allgemeiner, religidser Verehrung anzu-
dichten und dass demnach die von Einzelnen ‘aufgestellte Be-
hauptung, dass unser Pisterich ein derartiges Idol sei, uner-
wiesen und falsch ist. — Nachdem der Verf. auf so schlagende
Weise den ,,Pustericius“ seines géittlichen Nimbus entkleidet
hat, kehrt er im zehnten Kapitel noch einmal zu den Mei-
nungen friiherer Autoren, die in ihm unter Anderem den. Gott
Thor der alten Deutschen erblickten, zurtick, wobei er sowohl
hier, wie auch im elften Kapitel fortfahrt, das Wesen der
Gélter jener Frihperiode naher zu beleuchten, um sein miih-
sam gewonnenes Resultat noch bestimmter zu autorisiren.

Somit ware denn endlich der plumpe Geselle glicklich aus
der Reihe der Gétter hinausdisputirt, fir welche Reinigung der
Walhalla wir dem Verf. um so grésseren Dank schulden, als
man selbst noch im Jahre 1842 sich bemtihte, ihm eine gitt-
liche Abstammung zu vindiciren. So grausam hierdurch nun
auch der Verf. dem armen Pitsterich gegentiber erscheint, so
zeigt sich jener doch in der Folge wiederum in einem milde-
ren Lichte. Vergleicht man namlich die im zwélften und drei-
zehnten Kapitel enthaltenen Meinungen einer friiheren, ge-
lehrten Reaklion, die, sich einzig auf den hohlen Bauch des
Findlings stiitzend, Letzteren bald zu einem physikalischen Ap-
parat, einem Windbeutel (Aeolipila), bald zu einem ,,Brand-
weinbrenner“ oder einer ,,Giesskanne“ machte, mit der An-
sicht des Verf. tiber dessen urspriingliche Bestimmung, so miis-
sen wir bekennen, dass er noch ganz leidlich davonkommt.
Der Verf. nimlich, nachdem er im vierzehnten und finf-
zehnten Kapite! alle die von den Schriftstellern gegebenen
Nachrichten, Muthmassungen u. s. w. u.s. w. mit den dartiber
bis jetzt gewonnenen, besseren Ansichten und Aufklérungen
kritisch verglichen hat, kommt dann endlich im sechszehn-
ten Kapitel zu dem Resultat, dass unser geschatzter Ptiste~
rich etwa dem zehnien bis elften Jahrhundert enlslamme und
einst mit noch zwei anderen, ihm gleichen Piisterichen als
Stiitze eines Taufbeckens gedient habe. Zur Veranschaulichung
dieser Vermuthung ist der Abhandlung eine Zeichnung beige-
fiigt, welche die, nach der Ansicht des Verf, mégliche Form
jener vermeintlichen Taufe darstellt.

Bei der tiberaus grindlichen Durchforschung des gesamm-
ten Piisterich~Materials folgen wir gern jener nur muthmass-
lich hingestellten Annahme. Was indess dieser Abhandlung —
die, wie wir schon oben bemerkten, sich durch eine wahrhaft
launige Behandlungsweise vor anderen derartigen Schriften vor-
	theilhaft .auszeichnet — ein allgemeines Interesse verleiht, ist
	vornehmilich jene darin niedergelegte, reiche Fiille von Specia-
	lien liber alterthiimliche und. mittélalterliche Zustande und Ver-
haltnisse des deutschen Volkes, so dass wir sie als eine we-
sentliche Bereicherung der Literatur im Gebiete der Cultur-
	und Sittengeschichte auf’s Dankbarste willkommen heissen.,
Hi. Weiss.
	Aeitune.
	Merl. Prof. Kiss hat von Dessau.aus den chrenvollen Auftrag
erhalten, das dem verst. Herzog Franz Ludwig gewidmete Denkmal,
welches in Dessau aufgestelli werden wird, auszufihren, Dasselbe wird
in einer 10 Fuss hohen Statué des Herzogs, auf einem mit Reliefs ge-
schmiickten Sockel bestehen. Der Kunstler ist emsig mit der Arbeit
beschaftigt und hat das erste Modell bereits ziemlich vollendet, das
den Herzog’ in birgerlicher Kleidung und dessen wohl getroffene Ziige
dargestellt. -(B. N.)}
	Mioln. Far den Kélner Dombau sind vom 1. Januar bis 31. An-
gust d. J. 27,811 Thir. 14 Sgr. 9 PF. eingegangen. Vom 26. Juli bis
31. August betrug die Summe 3856 Thlr.
	Ht. Thiruberg y im August. Schon am zweiten Tage nach der
auletzt gemeldeten Anwesenheit des Kénigs Max in Narnberg erschien
von Ansbach eine Commission, mit dem Auftrage, dem German. Mu-
seum die erforderlich scheinenden Gebaéude und Raumlichkeiten anzu-
weisen. Es wurde zu diesem Zwecke die alte Carthause in der Nahe
des Frauenthores ausgesucht, ein weilldufiges System von Gebauden,
die, gegenwartig zu militairischen Zwecken verwendet, zum Theil zwar
in Ruinen liegen, aber wieder hergestellt, den beabsichtigten Einrich-
tungen des Museums auf’s Herrlichste dienen werden. Es gehdrt zum
Kloster еше gerdumige, hochgebaute Kirche mit mehreren Capellen,
zwei iberaus schéne, gothische Bogenginge, verschiedene Hauser und
Nebengebaude, Garten u. s. w. — Gesuch und Vorlage iiber Abtretung
und Einrichtung dieses Klosters gingen alsbald nach Manchen ab. Bei
seiner letzten Anwesenheit in Nirnberg, bei Gelegenheit des Volksfe-
stes, nahm der Konig die Klause selbst in Augenschein und willigte
unbedingt in die Abtretung derselben, nur fand er noch Bedenken,
wegen der allerdings nicht geringen Kosten, welche die Werstellung
einer so umfangreichen Bauanlage machen wide. Doch diirfte diese
Schwierigkeit auch nicht unlésbar bleiben, da der Bau nicht mit einem
Male ausgefihrt zu werden braucht, sondern dem allmahligen Wachs-
thume des Museums nur nachfolgen diirfte. — Einige Sticke des Ge-
biets der Klause gehdren der Stadt an, doch soll diese sich schon be-
reit erklart haben, dieselben far eine runde Summe von 1779 FI, ab-
	treten zu wollen.
	Roburg, 25. August. Dr. Karl Frommann, erster Lehrer an
der hiesigen Realschule, hat den Ruf als Archivar des Germanischen
	Museums in Nirnberg erhalten und angenommen.
	fe Mow. Der Topographie der rémischen Campagna steht eine
umfassende Bereicherung hevor. Ein gewisser Herr Rosa, der Nach-
komme des Salvator Rosa, ist seit lange beschaftigt, genaue und voll-
stindige Aufnahmen zu machen. Wir sehen die Via Appia von Rom bis
Albano mit Benutzung aller neuen Ausgrabungen im Grundriss in er-
forderlicher Grosse gezeichnet, ebenso das Terrain von Albano Nemi
und Aricia, — Die Resullate von Nibby werden dadurch bedeutend
erweitert, da Hr. Rosa eine Menge neuer Baureste, z.B. in der Villa
Doria, durch Ausgrabungen gefunden. Verdienstlich sind auch seine
speciellen Messungen der Uférbauten des Albaner Sees. Holfentlich
wird derselbe auch seine Aufnahme auf das interessante Cori und
Norma erstrecken. —- Ueber das nicht zu weit davon entfernte Terra-
cina hat kirzlich Don Pietro Matranga ein Werk verdffentlicht,
worin er nachweist, dass es das alte Lamo war. Es heisst: Lacitta
di Lamo stabilita in Terracina secondo la descrizione di Omero e due
degli antichi dipinti gia ritrovati sull Esquilino i quali la represen-
tano discorso letia nell adunanza della pontificia academia etc. dal