Krorftblatt. Organ der deutschen Kunstvereine. Aeitung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung yon Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — Forster in Minchen — EHitelberger у. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. FE. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 1. October. Snhalf: Peter Leven’s Antiken- und Curiositaten -Cabinet in KéIn. — Die Wandmalerei in einer neuen Technik erfunden yon Albert Eichhorn. . (Fortsetzung.) Die Farbengebung. — Die acht Marmorgruppen auf der Schlossbriicke zu Berlin, (Fortsetzung.) (Hierzu eine Radirung.) — Mit- theilungen aus Rom. Von Ernst aus’m Weerth. I. — Kunstliteratur. Die Geschichte des deutschen Volkes in funfzehn grossen Bildern dar- gesteilt von K. H. Hermann. — 4deltung. Berlin. Naumburg. Dessau. Neapel. — Kunstvereine 1 Minchen. — Anzeigen. dage, durch die antiquarische Handlung von J. M. Heberle (Н. Lempertz) dffentlich verkauft werden soll. Wolle der Himmel, die Sammlung werde in ihrem Haupt- bestande, namentlich was ihre héchst seltenen und kunstgedie- genen Kirchengerithe angeht, der Vaterstadt erhalten. Durch ihren Erwerb liesse sich der Grund zu einem ,christlichen Museum* legen, wie man ein solches mit unserer Metropole zu vereinigen gedenkt. Wir wollen hoffen, dass dies kein frommer Wunsch! Wie reich die Sammlung in allen Kunst~ zweigen, beweist das recht ithersichilich angelegte Verzeichniss in seinen neunzehn verschiedenen Abtheilungen. Aeusserst reich ist das Cabinet an mittelalterlichen Tépferarbeiten in den schénsten und sellensten, in den launigsten Formen, den reich- sten Verzierungen, und nicht minder zahlreich sind seine ‘Gla- ser, welche dag Koslbarste in cinfachen und gebrannten, in allen Kunststiicken, wie sie die Glasmacherkunst Italiens, Deutsch- lands und Frankreichs im Mittelalter und in der Renaissance- Zeit nur schuf, in den besterhalitensten Exemplaren aufzuwei- sen hat. Die rémischen Antikaglien aus Thon, besonders aus Glas und verschiedenen Metallen sind werthvoll. Wie schon bemerkt, ‘zeichnet das Cabinet sich durch seine kunstreichen und durch ihr Alter dusserst seltenen Kirchengerathe aus, von denen viele auf’s kostharste emaillirt und zwar aus den Allesten Zeiten. Ein reich emaillirtes, byzantinisches Stehkreuz liber 2 Fuss hoch, ist sowohl in Bezug auf sein Alterthum als seine ungewdéhnliche, reiche Ausfihrung eines der seltensten Cabinetsstiicke, wie uns deren nur wenige erhalten. Die Rhein- provinz hat keines aufzuweisen, das ihm an die Seite gestellt werden dirfte. Unter den vierundsechzig in verschiedenen Metallen ciselirten Arbeiten, zum grésslen Theile Kirchenge- rithe, heben wir besonders ein im reichsten Spitzbogenstyle in Kupfer ausgefiihrtes Pectorale hervor, welches sowohl in Be- zug auf die Ausfiihrung der archilcktonischen Ornamente, wie hinsichllich der Figuren der Einfassung, die Mutter des Heilan- des, zwei Apostel und die h. Helena, und psaltirende Engel, ein sellenes Meislerwerk ist. 40 Peter Leven’s Antiken- wnd Guriosititen-Gabinet in Koln. Kam durfte einst stolz sein auf die Kunstschatze, welche es in seinen Mauern barg. Seine Kléster, die Wohnungen sei- ner Patrizier und wohlhabenden Birger waren kleine Museen, denn dic Erinnerungen der grossen Vergangenheit der Stadt, dic das Mittelalter das deutsche Rom nannte, wurden heilig ge- halten von denen, welche, von reiner Vaterlandsliebe bescell, lebendigen Sinn fiir diese Dinge hatten. Die Zeiten haben sich im gewalligen Umschwunge gedndert; was friiher Sache der Pietét, wurde spater eine der vielen Liebhabereien, wie sie die neuerungsstichlige Zeit entstehen sah, und so wurden alle diese Gegenstinde der historischen Erinneruug Handelsartikel, mit denen die Laune des Reichthums prahlte. Was fiir die Menge keine. Bedeutung mehr haben konnte, wurde eitler Gewinnste wegen verdussert, und Kéln sah sich nach und nach vieler sei- ner historischen Kunstschatze beraubt, die jetzt den Haupt- schmuck der kostbarsten Sammlungen bilden, Kéin hatte nur Einen Wallraf, Leider konnte er nicht liber die Mittel verfiigen, um seine Sendung, wie er es in sei- nem rein patriotischen Hifer wollte, zu vollenden: Erhalter und Retter von Allem zu werden, was noch zu retten und zu er- halten war. Ein eben so grosser Enthusiast fir miltelalterliche Kunst und Alles, was ein eigenthimliches Kunststreben bekun- dete, war Peter Leven, Kaufmann in Kéln, welcher seiner Kunstliebe bedeutende Opfer bringen konnte und mit solchem Gliicke, solcher Umsicht sammelle, dass er sich ein Cabinet schuf, welches an 3000 Nummern zahlt und in allen Zweigen mittelalterlicher Plastik in allen Stoffen, der Goldschmiede~, Emaillir- und Ciselir-Kunst u. s. w. Seltenes, Tichtiges und Kunstgediegenes aufzuweisen hat. Vor einigen Jahren starb der fleissige Sammler, in den letzten Jahren seines Lebens zwar des Augenlichtes beraubt, aber doch noch mit einer wahren Pietit an seiner ausgezeichnet schdnen Sammlung han- gend, die jetzt, und zwar schon am 4, Oktober und folgende ТУ. Jahrgang.