dieser Composition gekommen sein, wenn sie nicht durch den Stich des Marc- Anton auf uns gekommen wire; den nerhallen sind nur die Gruppen zu beiden Seiten. Wir kénnen es nicht unterlassen, auf die Benennung des von Rafael herriihrenden Bildes: , Marterthum der heiligen Fe- licitas* mit einem bescheidenen Zweifel an deren Richtigkeit guriickzukommen. Es stehen uns augenblicklich nicht Hiilfs- mittel genug zu Gebote, um den Ursprung dieser Benennung nachzuweisen. Auf den bei Passavant beigebrachten Kupfer- stichen kommen die Beischriften Sancta Juliana etc., S. Cecilia vor; ein Beweis, dass man schon lange die Sicherheit des Ge~ genstandes verloren hat. — Gehen wir nun auf die gebriuch- liche Benennung: S. Felicilas ein, so weist das Martyrologium der Acta Bollandi nur zwei Heilige unter dem Namen: S. Fe- licitas mit naheren Umstanden des Todes auf. Die erste lebte 200 nach Chr. und hat die Geschichte ihres Leidens schriftlich hinterlassen. Sie gebar im Kerker, ward den Thieren des Cir- cus vorgeworfen, und zwar yergebens, und starb dann durch den Henker. Diese kann also die Heilige unseres Bildes nicht зеш !). Die andere heilige Felicitas lebte unter Marc-Aurel. Sie war eine rémische Matrone, lange Wiltwe, und hatte sieben Séhne. Diese wurden ihrer Glaubenstreue halber auf verschie- dene Weise getédtet und dann die dadurch nicht abtriinnig ge- wordene Mutter enthauplet. Dieser Hergang findet sich erzahlt bei Matzler, Landshut 1840. Diesen Vorgang hat Rafael aber auch nicht dargestellt, denn wir sehen keine Matrone, sondern ein junges Weib, und zwei Enthauptete statt der sieben Sohne. Dazu finden wir im Bilde eine ganz andere Marter und Rafael hat sich gewiss nicht aus ktinstlerischer Freiheit — die tber- dies bei Martyrern unstatthaft ware, weil dic Art ihres gewall-~ samen Todes zu ihren Eigenlhiimlichkeiten wurde, — den Kes- sel gewahlt. Rafacl hat ganz gewiss den Hergang treu fest- gehalten und festhalten miissen. — In der Voraussetzung nun, dass diese letztere Felicitas vorgestellt sei, hat man eine Aehn- lichkeit dieser mit der Mutter Maccabaéia gefunden, die auch ihre sicben Séhne sterben liess, ohne sich zum Genusse des Schweinefieisches bewegt zu fiihlen, und daraus?) Grund ge- nommen, fiir die Marler der Heiligen um 269 nach Chr. Mac- cab. II. 7 als Quelle anzugeben, Es kann aber auch die Macca- bia selbst nicht dargestellt sein, weil unsere Heilige jung ist und der sieben Séhne entbehrt. Auf dieselbe Weise sah unter Hadrian die heilige Symphorosa ihre sieben Sdhne sterben und ward dann an den Haaren aufgehdngt. — Wir glauben nun vor- laufig, durch die Beischriften der erwiahnten Stiche geleitet, an die Marter der heiligen Cacilia erinnern zu dirfen. Zuerst wurden ihr Mann und Schwager Valerian und Tiburtius vor der Stadt bei der Statue des Jupiter hingerichtet; unser Bild zeigt aber rechts die Statue des Jupiter und dabei zwei Hinge- richtete — darauf wurde Cacilia in siedendes Wasser geworfen, worin sie unversehrt bliecb — und sie scheint in unserem Bilde ohne Qualen im gliihenden Kessel, — und dann spater enthauptet. Die heilige Juliana bietet keine Aehnlichkeit dar und auch der heilige Johannes kann nicht gemeint sein, denn die gemar~ terte Person erscheint als ein Weib mit langem Frauenhaar. Gewciht war die Kapelle Johannes dem Taufer, wie eine In- schrift bei Platner besagt. — Es schien uns diese Ausfihrung nicht gleichgiillig, weil es nicht gleichgtillig ist, den wahren Gegenstand eines Bildes zu wissen, das Anspriiche an Geltung hat, und wenn ecinmal die Forschung und das Erkennen berech- (1041 5т@, 50 Капп dieser das Kleinste nicht unbedeutend sein. 1) Ausfihrlich erzahtt bei Saint Victor: Blithen der Heiligen. 2) Wie Passavant II. 349. Da in der neuen Herausgabe dieser Werke!) dic erhal~ tenen Theile des Bildes durch eine theilende Linie angegeben sind, brauchen wir nicht darauf zuriickzukommen, bemerken jedoch, dass die Theilungslinie rechls am Thron des Zeus et- was zu weit geht, indem ein Weniges mehr erhallen ist. Von den Venelianern findet man fast nur den Giov. Bel- lini vertreten: 84 und 380 enthalten in geringer Variation denselben Ge- genstand. Maria in trono, rechts Sebastian, links der h. Ro- chus; Hintergrund eine blaue Luft. 14 Fuss lang, 3 Fuss hoch. Dieses Bild findet sich zum Drittenmal und zwar besonders gul im Besitz des Directors P. v. Cornelius zu Berlin. 89. 435. 770. 1954 u.s. w. sind noch angebliche Madon- nen dieses Kiinstlers; die erste ist eine Copie aus der Galerie Doria und hat wie die zweite den ausgeschriebenen Namen des Kiinslers. Auch ein Bacchanal aus der Schule dieses Kiinstlers (1620), in der betrachtlichen Grésse von 7 Fuss Linge und 5 Fuss Hohe, befindet sich in dieser Galerie. Aus der Schule des Paul Veronese ist besonders cin Gemiilde wegen der schénen Composition hervorzuheben, es isl: 944, Susanne, im Begriff ins Bad zu steigen, als sie von zwei Alten belauscht wird. Die Bewegungen der Susanne wie das Benehmen der Alten sind so massig und einfach gehalten, dass dieses Bild einen wohlthatigen Eindruck ausibt. Die Fi- guren sind beinahe in Lebensgrosse. 491. Ein sehr gutes Architekturbild von Canaletto be- schliesst die Reihe der Venetianer; es ist wohl erhalten und hat eine Grésse von 14 Fuss Hohe und i} Fuss Lange. Von Annibale Caracci begegnen wir einer Pieta 566. in der Grésse von 2 Fuss Hohe und 1} Fuss Breite. Dieses Bild hat in der Composition, in der Farbe des blauen Gewandes der Maria, in der Behandlung des Nackien am todten Christus so viel Aehnlichkeit, ja in Uebereinstimmung der Grésse, mit einer Pieta des Caracci, im Besitze des Berichterstatters zu Berlin, dass daraus die Angehérigkeit dieser Bilder fir einen Meister hervorgeht. 27. Albani: Tanzende Amoren. 14 Fuss Jang, 2 Fuss hoch. Von Guido Reni findet sich ein ganz vorziigliches Bild vor: 1003. Es ist das Portrait des Advokaten Farinaccio, wel- cher die Familie.Cenci vertheidigte, und zeichnet sich durch Wiedergabe der Eigenthiimlichkeit dieses Mannes aus. Brust- bild von 2 Fuss Hohe. 880. Guido Reni: Brustbild eines jugendlichen Cardinals. Dieses Portrait, ebenso vortrefllich in Auffassung und Erhal- lung wie das vorige, hat eine frische, bltihende Farbe und kénnte deshalb, wie seiner ganzen Behandlung nach, mit Wahr- scheinlichkeit dem Domenichino zugeschrieben werden. — Im Fache des Bildnisses scheinen diese beiden Werke das Beste der Schule der Eklektik zu sein. Dem Guido Reni wird ausserdem noch ein Bild des Bac- chus- und der Ariadne mit Gefolge, in kleinen Figuren, auf blauem Grunde, zugeschrieben. 3 Fuss lang, 2 Fuss breit. Aus. der grossen Reihe Italienischer Malerei heben wir schliesslich nur noch zwei Werke des Miche]l-Angelo Ca- ravaggio hervor, namlich: 159. Ein Concert in mehreren halben Figuren. 4 Fuss hoch, 8 Fuss lang und 1229. Der Amor sagro und der Amor profano. 4 Fuss breit, 1) 5. Frescht della Villa Maglana di Raffaetie d Urbino incisi ed её аа L. Gruner. London 1847. Ernst Platner sagt in seinem Text, dass eine Zeichnung zum Gott Vater durch die Vicar’sche Sammlung nach Lille - gekommen sei, und Passavant fihrt far das Marterthum der h, Felicitas zwei Zeichnungen in Wien und Dresden an.