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Crgan
der deutschen Kunstvereine,
	Zeitung
fiir bildende Kunst und Baukunst.
	Unter Mitwirkung von
	Kugler in Berlin — Passavant in Frankfurt — Waagen in Berlin — Wiegmann in Diisseldorf — Sehnaase
in Berlin — FGrster in Miinchen — EBitelberger vy. Edelberg in Wien
		herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin.
	Sonnabend, den 22. October.
	Inhalt: Bau-Sagen. F. Kugler. If. Von der Memnonssaule. Bericht aus Dresden. Die Ausstellung. —
	falen. W. Libke.
‘Feichenkunst etc. etc.
		Mittelalterliche Wandmalcrel in West-
	Kupferstich. Derniers momens du Comte d’Egmont. Решь раг Ё. баНан. F. Kugler, — Kunsthiteratur. Die héhere
1 Dr. J. Ch. Elster. H. Weiss. — Zeitung. Berlin. — Briefwechsel. — Anzeigen.
	Bau -Sagen.
	Von №. №изег.
(Fortsetzung.)
	Von der Memnonssiule.
	Vaters war er allzukuhn in die Reihen der Troer vorgedrungen.
Aber Achilleus rachte den Freund und erlegte den Memnon.
Als diesem der Scheiterhaufen geschichtet war und die Flamme
den Leichnam уегхейме, da schwang sich aus dem Rauch eine
Menge von Végeln empor, und sie hielten ihm zur Ehre ein
luftiges Kampfspiel, und alljahrlich wiederholten sie dasselbe an
seinem Grabe; auch fir die fromme Reinigung des Grabes sorg-
ten die Végel bei ihrer jaéhrlichen Wicderkunft. Nach dem Hel-
den wurden sie die Memnoniden genannt. Sein Standbild aber
war in der agyptischen Herrscherstadt, dem heiligen Nilstrom
zugewandt, errichtet. Allmorgens, wenn die gotlliche Mutter
des Helden ihr Licht auf die Erde sandte und das Bild in ihrem
Strahl ergliihte, gewann es die Kraft der Sprache, und es rief
der Mutter mit klingender Sltimme seinen Trauergruss zu. Sie
aber netzle das Bild mit den Thrénen des Thaues.

Als die Rémer die Herrschaft tiber das Aegypterland ge-
wonnen hatlen, fanden sie das Bild zerbrochen; nur die untere
Halfte desselben sland noch. Es ging die Sage, dass der Per-
serkénig Kambyses, dessen Grimm iberall die Denkmaler Ae-
gyptens zerstért hatte, auch dies Bild habe verstiimmeln lassen.
Auch die Stimme, die das Bild allmorgens erténen liess, war
gebrochen; nicht mehr in vernehmbaren Worten sprach sie,
sondern mit einem fremdartigen Schall, wie wenn die Saite
einer Cither oder einer Lyra zerreisst. Mehrere Schriftsteller
des Alterthums, die den Schall gehért, berichten uns davon,
und eine iberaus grosse Menge von Inschriften, die im Lauf
der ersten beiden Jahrhunderte der Rémerherrschaft auf den
Fuss des Bildes gesetzt sind, geben Zeugniss iiber das Wun-
der. Es war fromme Sitte der reisenden Gricchen und R6-
mer, am Fuss des Bildes des Aufganges der Sonne zu har-
ren, und wenn der Schall ihrem Ohre erklang, dann war es
ein Zeichen, dass die Wiinsche, die sie fiir sich und die Ih-
rigen ausgesprochen, erhért werden sollten. Der Klang des
Bildes war ihnen ein geheiligtes Orakel, und sie erwiesen dem
Memnon gittliche Ehre.

Eine: der Inschriften spricht von der Ucbelthat, welche
Kambyses dem Bilde zugefiigt. Sie lautet also:

Der mich zerbrochen, diesen Stein, aus aller Zeit
Ein machtig ragend Konigsbild, Kambyses war s.
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	Мев von den Tempeln und Pallisten des hundertthorigen
Thebens sind zu wiisten Triimmerfeldern zusammengestirzt.
Jahrlich, wenn der Nilstrom steigt, fihrt er seine Fluten dar-
iiber hin, und immer dichter breitet sich die Decke des Schlamm-
bodens, den der Fluss zurticklasst, tber die Trimmer aus.
Zwei michtige steinerne Riesenbilder ragen an solcher Stelle
empor, ruhig und starr auf ihren alten Thronen sitzend, einsam
im dden Felde. Sic waren ein jedes aus cinem einzigen Stein-
block gearbeilet; doch war der eine Koloss einst gebrochen;
sein Obertheil ist aus ibereinander geschichteten Werkstiicken
erneut. Aber auch uber diese Erneuung sind bereits viele
Jahrhunderte hingegangen.

Schama und Tama nennt der heutige Araber die beiden
Riesen. Die alten Aegypter sahen in dem einen von ihnen,
dem gebrochenen und nachmals wiederhergestellten, das Bild
eines Koniges aus der Frihzeit ihrer Geschichte, den sie Ame-
nophis nannten und der hier seinen Tempelpallast erbaut hatte.
Der Pallast war das Memnonium geheissen. Die Griechen und
die Rémer aber wussten es anders; sie sagten, jene Bildsaule
habe den Memnon dargestellt, und nach ihm sei der Pallast,
eben so wie andre Gebaude desselben Namens in Aegypten
und in andern Landern, benannt worden.

Memnon war ein gewaltiger Kénig im heiligen Aethioper-
lande; er hatte seine Herrschaft tiber Aegypten und weit iiber
Asien ausgedehnt. Seine Mutter war Eos, die die Romer Au-
rora nannten, die Géttin mit den Rosenfingern, die allmorgens
dem Sonnengott seine strahlenden Thore erschloss. Sein Vater
war Tithonos, der Bruder des Troerkéniges Priamos. Diesem
zog Memnon mit grossem Heere zu Hilfe, als die Griechen das
heilige Hion bedrangten. Von allen Helden, die in Troja und
im Lager der Griechen zusammengestrémt, war Memnon der
schénste. Von seiner Wand fiel Antilochos, der Sohn des Ne-
stor, der Licbling des Achilleus; zum Beistande des greisen
	LV. Jabreang.