Vorziige. Von Hildebrandt, Wichmann, Tonne, Scholz,

Miller: waren Bildnisse mit mancherlei Vorztigen ausgestellt.
Fast zum Schluss war noch das Portrait der verwittweten

Konigin von Danemark von Frau Jericho - Baumann an-

gekommen. xe
	Mittelalterliche Wandmalerei in Westfalen.
Von W. Liibke.
	(Aus dem nachstens bei T. O. Weigel in Leipzig erscheinenden Werke:
„Ле mittelalterliche Kunst in Westfalen“ durch Gite des Herrn Verfassers
und Verlegers zum Abdrack mitgetheilt.)
	(Бтегха еше Lithographie.)
	zuzuschreiben sein, die aber fast ganzlich zerslért sind. Nur
einige Apostel sind noch kenntlich; ausserdem einige schéne
Teppichmuster erhalten. — Nach diesen Spuren leidet es wohl
keinen Zweifel, dass das umfangreiche Gebiude in allen seinen
Theilen urspringlich mit Wandgemilden ausgestattet war. Fiigt
man dazu in Gedanken die ehemals unstreitig das Mittelschiff
schliessende bemalte Holzdecke, so stellt sich der Phantasie ein
Ganzes von michtig ergreifender Wirkung dar,

Ungleich bedeutender als alle diese Reste sind die Wand-
gemalde, welche durch die thilige Umsicht des Herrn Dechan-
ten Nibel in der Nikolaikapelle zu Soest aufgedeckt wor-
den sind. Hier ist nur die Chornische sammt der 4 Fuss 9 Zoll
tiefen, vor ihr liegenden, von cinem breiten Gurtbogen iiber-
wolbten Mauerflache mit figitrlichen Darstellungen bedeckt. Die
tibrigen Theile dagegen waren durch reiche ornameniale Bema-
lung geschmickt. Noch sieht man deutlich, dass die Wiirfel-
kapitéle der Saulen, die Wande des Schiffes mit bunten Tep-
pichmustern versehen, die Gewélbe durch Bander von zierli-
chen Arabesken dekorirt, die Fenster mit einer gemalten Siu-
lenstellung umrahmt waren. Zwar sind auch hier die Farben
durchweg verblichen, doch nicht in dem Maasse, dass man
nicht die alte Pracht vollig zu reconstruiren im Stande ware.

Was nun die Gemialde des Chores betrifft, so enthalten sie
denselben Cyklus von Gestalten, den die chrislliche Kunst jener
Zeit gewohnlich dem heiligsten Raume des Gotteshauses zuzu-
theilen pflegte: den thronenden Heiland mit den Evangelisten
und die zwélf Apostel. Der untere Theil der Wand war bis zu
einer Héhe von 4 Fuss 11 Zoll unbemalt, héchst wahrscheinlich
in einem dunklen, vielleicht schwarzen Anstrich gehalten, um
den Gemialden einen kraftig und zugleich ruhig wirkenden Ge-
gensatz zu geben. Diese Theile blicben gewdhnlich frei von
bildlichen Darstellungen, da solche doch durch den Altar und
die an demselben mit dem heiligen Opfer Beschaftigten bedeckt
worden waren. In der angegebenen Héhe beginnen nun die
drei rundbogigen Fenster, welche in hergebrachter Weise die
Nische erhellen. Ihr Scheitel befindet sich 13 Fuss 1 Zoll vom
Boden entfernt. In gleicher Héhe mit demselben zieht sich das
Gurtgesimse, welches den 4 Fuss 9 Zoll tiefen Vorraum der
Apsis von seiner Ueberwélbung trennt. Ein gemalter Arabesken-
fries schliesst in der Apsis jene untere, fensterdurchbrochehe,
senkrechte Partie von der oberen, die eine Halbkuppel bildet,
ab. Die Gemialde dieses oberen Theiles sind leider in einem
der letzten Jahrhunderte vollig ibermalt worden; doch hat man
dabei wenigstens die Gegenstinde der Alteren beibehalten. Es
ist der thronende Heiland, umgeben von den vier Evangelisten-
symbolen und jederseits von zwei statuarischen Heiligen. Letz-
tere stehen wahrscheinlich in naherer Beziehung zum Patro~
klusstifte, zu welchem die Kapelle gehért, und zu deren Griin-
dern. Der breite Gurtbogen vor der Apsis, ebenfalls in spa-
terer Zeit tibermalt, lasst noch erkennen, dass er urspriinglich
in fiinf reichumrahmte ganze Medaillons und zwei halbe (an den
untern Enden) eingetheilt war. Was die Brustbilder derselben
darstellen, méchte schwerlich noch zu ermilteln sein.

Die tbrigen Gemiide jedoch, obschon slark verblichen,
sind vollstindig erhalten und genau zu erkennen. Die Durch-
brechung der Wandflache durch die drei Fenster bedingle hier
wie in der Apsis der Patrokluskirche die Verwendung des Rau-
mes. Die vier gleich breiten Wandfelder zwischen und neben
den Fenstern enthallen je einen Apostel in einem rundbogigen
Baldachin, der auf zwei gemalten Sdulen ruht. Ueber dem
Dache diescr Nische steigt ein zweiter, kleinerer Baldachin
empor, welcher, mit reicher Architektur bekrént und von zwei
Thiirmen eingeschlossen, an den bereils erwihnten Arabesken-
fries reicht. In dieser Nische thront cine kleine engelarlige

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	Die Altesten Werke westfalischer Malerei, von denen wir
wissen, bestehen in den Wandgemalden mehrerer Kirchen,
deren gleichzeitige Entdeckung wahrend meiner Reise im Som-
mer 1851 mit einem Male hinreichende Belege fiir die Ausibung
dieses Zweiges der Kunstthaligkeit im friheren Mittelalter an
die Hand gab. Nun steht die sonst angestaunte Erscheinung
spiterer Schépfungen wie jener des Liesborner Meisters nicht
mehr unvermittelt da; nun erkennen wir in friiheren Leistungen
denselben miichtig ergreifenden Grundton eines hohen Idealis-
mus, der sich nachmals in jenem Meister zu fast tiberirdischer
Klarheit lautern sollte.

Das Patroklus-Miinster zu Soest weist die altesten dieser
Wandmalereien auf. Hinter dem Chor in der Hauptnische ge-
lang es mir, mehrere kolossale Figuren aufzudecken. Sie sind
statuarisch gehalten und fillen die zwischen den drei grossen
Apsidenfenstern liegenden Wandflachen aus. Zunachst ist da
cine mannliche Figur, etwa 15—16 Fuss lang, in weitem ro-
them Mantel, um das Haupt einen Nimbus, in der Hand ein
Scepter haltend. Eine andere dhnliche Figur, ebenfalls in ro-
them Mantel, ist jener entsprechend angeordnet. Ueber diesen
Kolossalgestalten erhebt sich auf den sie umschliessenden Rund-
bigen eine gemalte Architektur. Ferner wurden in der Laibung
des mittleren Fensters zwei kleinere Figuren losgedeckt: ein
Ritter in kurzem Waffenrock , dariiber einen langen rothen Mantel,
der auf der Brust durch eine Agraffe zusammengehalten wird,
die eine Hand ruht am Schwerte; wahrscheinlich der h. Pa-
troklus. Ihm gegeniiber eine weibliche Gestalt in ebenfalls ro-
ihem Mantel. So sehr die Figuren auch durch die Linge der
Zeit und durch die Einwirkung des Kalks, mit dem sie tiber-
tincht waren, verblichen sind, so erkennt man doch ihren un-
gemein strengen, grandios einfachen Styl. Ich halte dafiir, dass
sic dem Ende des XI, oder dem Anfang des XII. Jahrhunderts
angehéren. Um diese Zeit mag auch der Altere Theil der Kirche
im Bau beendet worden sein. Oben in der Halbkuppel der Ap-
sis erblickt man in der Mitte den thronenden Christus, das Haupt
von einem in Stucco reliefirten Nimbus umgeben, thronend auf
einem Sitze, dessen Lehnen und Saulen dhnlich reliefirte Or-
namente zeigen. Den Kérper umgiebt kreisférmig cin ebenfalls
in Stuck ausgefiihrtes Medaillon, und das Ganze wird von einem
riesigen mandelférmigen Nimbus umfasst, neben welchem die
vier Evangelistenzeichen den tibrigen Raum fallen. Diese Dar-
stellungen sieht man deutlich durch die Tainche schimmern.

Einer spiteren Zeit, und zwar der Bliithenperiode des ro-
manischen Styls, gehéren die Wandgemalde an, welche in der-
selben Kirche die nérdliche Seilenapsis schmticken. Die sitzende
mannliche Gestalt mit grauem lockigem Bart, vielleicht ein Evan-
gelist, welche dort aufgedeckt wurde, verrath ausgebildeteren
Styl, lebhafieren Faltenwurf, gesteigerten Ausdruck. Doch ist
die Ausfahrung eine betrachtlich rohe. — Derselben spitroma-
	nischen Zeit werden die Gemalde an den Pleilern der Етроте.