Ям ПИ аи. Organ der deutschen Kunstvereine. Deutiches Ae1tung fiir bildende Kunst und Baukunst. Unter Mitwirkung von КаоЛег т Вег!ш — Раззауающе ш Егапкйиь — УУаахет ш Ве ш — Wiegmann in Disseldorf — Schnaase in Berlin — F6rster in Minchen — Ejitelberger v. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin. Зира{!: Вап-басеп. Е. Киз!ег. III. Von den Riesen Aegyptens. IV. Von den Zauberktinsten der Aegypter. — Die Gypsgiesserei von Fleischmann und F. Rotermundt in Nirnberg. H. Weiss. — Becker, ein hollandischer Numismatiker. W. — Mittelalterliche Wandmalerei in WeStfalen. W. Libke. “(mit Abbild.) — Ornamentik. Ueber die Construction der Maaswerke, v. Carl Stooss. F. Kugler. — Zeitung, Berlin. Diisseldorf. Frankfurt a. M. Nurnberg. Amsterdam. Rom. — Kunstvereine. Projecte zur Beschaffung von Hauptgemalden far die Kunstausstellungen. Dr. Lucanus. — Anzeigen. Bau-Sagen. Von №. Kugler. lll. Von den Riesen Aegyptens. Nach dem Tode des grossen Saladin war Osman Ben Jus- suf, der den Namen des glorreichen Herrschers fihrt, Herr des Aegypterlandes geworden. Seine Rathe stellten ihm vor, dass die alten Pyramiden nutzlose Steinhaufen seien und dass es vortheilhaft sein wirde, die Sleine auseinander zu thun. Da erliess er sein Aufgebot, und eine grosse Menge von Arbeitern kam bei den Pyramiden zusammen und begann bei der, welche der Grésse nach die dritte ist, das Werk. Acht Monate lang mithten sie sich mit Anstrengung aller Krafte. Wenn es ihnen gelungen war, einen der gewaltigen Steine aus seinen Fugen zu lésen, dann stiirzte er mit Donnergetése nieder, dass rings die Felsén erbebten, und die Sandwogen des Bodens schlugen hoch aber ihm zusammen. Machtige Haufen abgerissener Steine hatten sie mihsam zusammengeschleppt, dass es anzuschauen war, wie der Platz einer zerstérten Stadt. Und doch, als die acht Monate verflossen und ibergrosse Summen Geldes fiir dic Arbeit ausgegeben waren, stand die Pyramide noch fast wie unversehrt, und hatte ein Fremder kaum wahrgenommen, wie- viel Unbill ihr schon widerfahren. Da sahen sie es ein, dass solches Unternehmen tber ihre Krafte ging, und muthlos und beschamt wichen sie von dannen. $ НАНе Озтап Ben Jussuf das Volk des Landes befragt und nicht die thérichte Weisheit seiner Rathe, so wiirde er schon vor dem Beginn des Unternehmens zur richtigen Einsicht ge- kommen scin. Das Volk wusste es, dass das agyplische Land vormals von Riesen bewohnt war, deren steinerne Bilder, weit iiber das gewohnliche Maass der Menschen erhaben, noch hier und dort aufrecht standen oder in Bruchstiicken zerstreut auf dem Boden lagen. Sie hatlen andre Knochen und andre Mus- keln und andre Sehnen als das kleine Geschlecht der Gegenwart. (на soviel sie grésser und starker waren als dieses, soviel lan- ger war zugleich die Dauer ihres Lebens. Sie waren es, die diese tibergewaltigen Bauten, diese Pyramiden, diese Pallaste LV. Jdahrgang. mit den Riesensdulen und den ungeneuren Steinblocken, die als Decke dariiber lagen, errichtet hatten. Wie hiitte es den klei- nen Menschen, die nach ihnen gekommen, einfallen mégen, mit ihnen. zu welteifern! wie halite ein besonnener Mann sich auch nur geliisten lassen, zu zerstéren, was durch die Krafte der Riesen tbereinandergethtirmt war! Die Kénige der Riesen aber fihrten den Namen der Pha- raonen und herrschten gewaltig im Aegypterlande. In dem Bliithengau des Fayum, wo die Luft erfillet ist vom Dufte der Rosen und Orangen, bei dem Dorfe Biahmu, stand vor zwei- hundert Jahren noch ein machtiges Pharaonenbild aufrecht auf hohem steingebautem Untersalz, da, wo einst der reisende Grie- che die alten Mérispyramiden mit den Kénigsbildern auf ihrem Gipfel erblickte. Seitdem ist es verschwunden, und nur die Reste des Untersatzes findet der Wandrer an der alten Stelle. Und wo die andern Pyramiden hinab in das Nilthal schauen, da war der Thron der Pharaonen errichtet, ein breiter Bau von Stein, auf den die Kénige stiegen, ihre Gesetze dem Volke Aegyptens zu verkiinden. Noch bis auf diese Stunde fihrt er in des Volkes Munde den Namen Mustabat el Faraun, d. i. der Thron Pharao’s. IV. Von den Zauberkttnsten der Aegypter. Mochten aber die Aegypter weiland mil fuesenkrailen be- gabt sein oder nicht, — und als die Araber in die alten Gra~ ber eindrangen und die erharteten Leichen an das Licht des Tages zogen, da fanden sie doch nur menschliche Kérper, den ihren gleich, — auch die Krafte der Riesen hatten nicht hin- gereicht, alle die Wunderwerke zu schaffen, von denen das dgyplische Land voll ist. Darum merkte sich das Volk die Worle derer, die von den heimlichen Dingen Kunde hatten und ihnen tiber diese Wunder andre Auskunft zu geben vermochten. Es waren zaubrische Kinste, mit denen die allen Aegypter ihre Werke vollbracht hatten, Sie verstanden es, mit machliger Be- schwérung die Geister zu zwingen, dass sie ihrem Willen ge- horsam sein mussten. Die Hande der Geister waren bei diesen Werken, wie menschliche Hand allein sie nimmer heryorbringt 4d