mehrere Mappen mit Aquarellen, lIllustrationen, Entwirfen.
Radirungen u. s. w. hierher geschickt und auf den Wunsch des
Dr. Lucanus demnichst auch zugestanden, dass eine Auswahl
der interessantesten Blatter hier fiir die Mitglieder des Kunst-
	vereins am 20. u. 24, October ausgestellt werden durften. Diese  
	Blatter nun geben nicht nur den Beweis der bewunderungs—
	wirdigen Vielseitiokeil des Kunstlers, sondern auch von scinem  
	hervorragenden ‘aienle Шг Шаяганоп, Агафезке und Alle-
gorie. Von den Titelblattern und Dedicationen sind
и. A. die fiir das Diisseldorfer Kiinsteralbum fiir 1851 bis mit
1854 in der Anstalt von Arnz in Farbendruck erschienen, wie der
gleichfalls bekannte ,, Volkskalender“ und das Dedicationsblait
fir Konig Oscar zu Tiedemand’s ,,norwegischem Bauernle~
hen,“* wozu noch das Seitenstlick gehért nach dem Motiv des
norwegischen Liedes:
	sonst hitete ich in meiner Unschuld die Ziegen im tiefen Thal,
Jetzt irr’ ich bettelnd mit meinem Kind von Thr zu Thor zumal.
	Auch die glanzende Adresse ftir Johann Maria Farina gehort
zu dieser Abtheilung, an welche sich auch die Programme,
Einladungs-, Verlobungskarten, wie die Dedicationen und Ge-
denkblalter anschliessen.

Die Gedenkblatter an das Weltgesang- und Kimstlerfest,
wie an die Gewerbe-Ausstellung fiir die Rheinlande und West~
phalen sind Prachtblatter, die von keinem in Paris und London
erschienenen tibertroffen werden. Bei ausserordentlichem Reich-
thum sind sie schén und geistreich componirt; Architektur,
Landschaft, Figurengruppen sind durch die Arabesken hdchst
malerisch verbunden und umrahmt, und die Einzelheiten: Fest-
saal, Marktplatz bei Illumination, Garten mit Feuerwerk, meister-
haft ausgefiihrt. Aehnlich sinnreich und geschmackvoll, wie
brillant in den Farben sind die: Einladungen zu den Manner-
gesangfesten, wie zu denen der Disseldorfer Kinstlerschaft
»Malkasten“ und dessen Maskenball. Der Reichthum, die Schén-
heit und héchst sinnreiche Bedeutung der Illustration des Zeug-
nisses, welches die Universitaét Bonn dem Prinzen Friedrich
Wilhelm yon Preussen iiberreicht hat, ist bereits 6ffentlich ge-
riiimt (K6inische Zeitung 71, am 23. Marz 1853) und von ahn-
lichem Kunstwerth soll das Dedicationsblatt fiir das Album sein,
welches die Kiinstler in Diisseldorf ihrem Director Dr. W. Scha-
dow bei Gelegenheit sciner 25jahrigen Jubelfeier tiberreicht
haben, wir hatten hier nur das fir Lucanus gefertigte, 5. 356
erwahnte. Alles dieses soll aber weit tibertroffen werden
	durch die Hlustration des Domes zu Aachen, welche Scheu-  
	ren fur den heiligen Vater in Rom mit ganz besonderer Be-
geisterung geschaffen hat. Auf dem Hauptbilde in der Mitte:
das Innere des Chores mit dem neuen Glasgemalde, Geschenk
des Kénigs von Preussen. Oben: Carl der Grosse im Krénungs-
schmuck, zu dessen Fiissen das Modell des Domes, tiber ihm
schwebend das bekannte Muttergottesbild, zu beiden Seiten die
Heiligthiimer und Reliquien, die Kanzel, der Wolf, die Arti-
schocke. An den Hauptseilen die acht deutschen Kaiser, welche
in Aachen gekrént sind, ferner St. Bernhardus, Leo III. und
Pius IX. Dann folgen vier Hauplereignisse, wie al fresco ge-
malt: Einweihung des Domes 804, Eréffnung des Grabes Carls
des Grossen durch Otio IIL im Jahre 1000, Kaiserkrénung Ru-
dolph’s von Habsburg 1273, Bau des Chores 1353. Unten ist
die Hauptansicht des Aeussern, der Sarkophag Carls des Grossen.
Dieses reiche, werthvolle und allgemein interessante Blatt wird,
nach d. Org. f. christ. Kunst 1853, Nr. 2, der Carls- Verein
in Farbendruck vervielfaltigen lassen.

Wir wenden uns nun zu den Diplomen und Reis eblat-
tern, von welchen die Diplome fiir den landwirthschaftlichen
Verein fiir Béhmen, fiir den Mannergesang~Verein in Diissel-
	dorf und fir den Verein der Aerzte im Regierungsbezirk Diis-
seldorf sich durch Reichthum und Schénheit auszeichnen, auch
bereits durch Farbendruck nachgebildet sind. Das Diplom fir
die Acrzte hat Wolfgang Miller durch lustige Reime geistreich
beleuchtet. Auf diesem Diplom ist auch ein origineller
Todtentanz. Vorne, lustig springend, der Tod, der Knochen-
mann mil der Geige, ihm folgen die héchsten Polentaten, Pap-
ste, Kanzler, Prilaten, Ritter, Rathsherren und Bauern, Schu-
ster und Schneider, ja selbst das lustige Volk der Musikanten,
Maler und Dichter. Zuletzt der Leichenbitler, der Todtengraber
und der Tischler mit dem Sarge.
	„Оег Doctor schliesst bedachtig die Reih’n,
Und denkt erns}—scherzhaft: das Werk ist mein!“
	Unter den: Reiseerinnerungen zeichnen sich wiederum drel
Blalter aus, sowohl durch Zusammenstellung, als durch eigen-
thiimliche malerische Auffassung der landschaftlichen Parthieen.

Diisseldorf mit seinen Umgebungen ist bereits bei Arnz in
Farbendruck erschienen, noch reicher: der Rhein und seine
Merkwirdigkeiten. Unten Burg Eltz an der Mosel, daneben das
Aarthal, Maienfeld. Als Hauptbild dartiber die Abtei Laach am
See, in den Feldern des Bogens: Godesberg, Stolzenfels, St.
Goar, Oberwesel (Innere der Kirche), Bacharach, Sonneck und
Rheinstein. In den Ecken die Loreley, der Mausethurm. Ge-
schichte, Sage und Dichtung, reprasentirt durch eine Suite
Gruppen, wie Kirchenfenster geordnet: Turnire, Kreuzzige,
Klosterleben, Heilige. Unter Loreley: Frauenlob. — Es waren
dies wunderschéne Vorbilder fiir Glasgemilde. — Viele halten
das Gedenkblatt an die Schweiz und Italien fir das Eleganteste
und Vollendetste in Zusammenstellung und Farbe. Oben St.
Gotthard, sein Schneehaupt, seine Tannen schiiltelnd, seiner
Brust entstrémt der Rhein, die Reuss des Tessin. Rechts und
links scine Getreuen: das Wetterhorn mit Sennerinnen, der
Waizmann mit Gemsjagern. Links Mailand (Areo del pace)
rechts Verona (Arena), unter diesen beiden links der Lago
maggiore mit der Isola bella und dem ,,Dichter,“ rechts der
Lago di Garda und der ,Maler.* Das Hauptbild, die Bella Ve-
nezia von der Meeresseite; unten eine Gruppe Genien, in der
Mitte die Venezia-Adria mit dem Ringe, daneben die des Lago
di Garda, Lugano, Como, L. maggiore, des Konigs- und des
Vierwaldstadter Sees, durch eine Kénigskrone und den Apfel
Tells héchst sinnig bezeichnet. Aus den Arabesken spriessen
die schénsten Baume und Pflanzen; das Schlussornament unten
ist aus den Schdizen des Meeres, Korallen, Perlen ete. gvist-
reich und schén gebildet.

Auch im Fache der Romantik und Sagen lagen vor-
lrefflliche Leistungen vor. Die Romantik hoch zu Ross, stésst
begeisternd in das Wunderhorn der Poesie; sie wird gefihrt
vom Dichter und von der Sage, dem Minnesdnger und der Wald-
mare, Gnomen leuchten mit hell strahlenden Edelsteinen. —

Auf den Blattern: die ,Phantasie, die Waldpoesie, Wald-
lieder, Poetennatur, Genofeva,“ ist das Poetische und Marchen-
hafte auf geistreiche Weise und durch eine ganz eigenthimliche,
oft wunderbar schéne Farbe gegeben. Am vollendetsten zeigen
sich diese Vorztige bei dem: ,,Schloss im See,“ nach einem
Gedicht von W, Miller. Die Darstellung besteht aus vier Bil-
dern. Unten links: die Grossmutter erzahlt den Enkeln das
Marchen, in dem oberen Raum der See bei Mondschein, in
dessen Tiefen man das Kristall-Korallenschloss erblickt, der
Knabe im Kahn beugt sich so weit uber dessen Bord, um den
Feenpalast zu schauen — er stirat рег. Unten, der alte Fi-
scher findet beim Fischen die Leiche des Sohnes; rechts, die
Grossmulter betet an der Leiche des Enkels. Dieses Blatt ist

ein lebendiges Marchen.