Durch eine Urkunde vom J. 1429 bestinmte Ludwig d. B. die Frauenkirche zu einer Begrabnissstatte fir sich und die Seinigen in der Art, dass man die Leiche seines Vaters Ste- phan aus Schénfeld, jene seiner Gemahlin und die seiner bei- den Séhne aus Frankreich, in diese Kirche bringen soll: » Darumb soll unser lieber sun zu stund hinein gen Franck- reich schreiben und mit ainem Kaufmann darumb ainig werden, was das kost, das man uns die zu stund heraus fire, sein mutter und unser zway Kinder, das wollen wir bezahlen. Auch schaffen und wollen wir das desselben unsers lieben waibs si- ligen herlz, das zu Kaisheim liegt zu unser lieben frawen be- graben werde.* »Wir wollen und schaffen auch, ob wir mit tod abgiengen, das Gott nit anwoll vor und ee dan unser grab und stain und was dazu gehdért gintzlich volbracht und gemacht war worden, das dan derselb unser lieber sun dasselb unser grab und stain soll machen lassen und hawen aus rotem und gutem marmel- stein, darauff sol man hawen die figur der h. dreifaltigkeit und einen gewappneten man mit unserm helm nnd schild von un- serm wappen, der knie vor der figur auf ainem oder zwey knien, welches pesser sey und das er die paner in der hant hab und die wort fiir die Trinitet gehawen: O sancta trinilas miserere mei und vergib mir all mein stind. Auch unser lie- berey der spiegel sant Oswalds Rab (?) sunst darauff gestriit und ain winten von kesten (Kaslanien) Jawbern sol umb den stain gen und das das alles von dem pesten werckman und vi- sirer gehawen und gevisirt werde, den man vinden mag.“ Dieser Wille ging jedoch, wie unten erldutert wird, nicht in Erfillung. Eben so wenig wurde die zu den Begrabniss— kosten und Stiflungen bestimmte Summe von 37000 Gulden hier- zu verwendet. Eine etwa 13 Fuss lange und 6 Fuss breite, rothe Marmorplatte im Chor der Kirche, deckt zwar die Gebeine seines Vaters und Sohnes. Das Skelett des Letztern wurde hei der vor kurzem Statt gefundenen Oeffnung des Grabes, an dem verkriimmten Ritckgrat wieder erkannt. Die der Verzierung des Grabsteins zum Grunde liegende Idee des Herzogs, findet sich indessen bei einem gut gearbeiteten Denkstein ausgefihrt, wel- cher sich tiber dem Feldkirchner Thor zu Ingolstadt befindet. Hier erblickt man den gewappneten Mann mit dem Banner und Wappen in den Handen, vor der Dreifaltigkeit knieend, an de- ren Seiten eine weibliche Figur und zwei gefligelte Kinder sich befinden, welche wohl die verstorbene Gemahlin und die bei- den Kinder im Paradies darstellen sollen. Die auf diesem Denk- mal befindliche Inschrift lautet: Als man zelt nach Krist gepurt 1434 jar hat herlzog Ludwig in Bayrn und graf zu morlain der Kunigin von Franckreich bruder das tor gepawen. Mittelst mehrerer in den Jahren 1438 bis 1441 ausgestell- ten Urkunden, in welchen der Herzog Ludwig nie unterlasst, sich ,bruder der kunigin von Franckreich* zu nennen, und bei seiner Unterschrift stets das franzésische Loys ge- braucht, schenkt derselbe der Frauenkirche, welche forlan ,z2ur schénen unser frawen* heissen soll und zur Begriindung von Stiftungen, eine Menge der aus Frankreich entfihrten kost- baren Kleinode, welche alle auf das Genaueste beschrieben werden. In einer Urkunde vom J. 1438 ist zwar hinsichllich der Herkunft dieser Schitze gesagt, dass er dieselben vom Konig und der Kénigin von Frankreich ,fir ettlich geldschult ynne- »behalien, dasselb geit sy uns von gnad wegen geben haben; allein spater gesteht er in anderer Urkunde, welche tiberschrie- ben ist: ,Vnsers hern gabbrief von wegen der klainod mit siinden gewunnen:* ,Jtem vnd wann wir an eltliche svarnde hab und kleineder in unser gewalt gehabt haben, die yhicht von guter gewissen herlangen und mit siinden gewunnen ysind und damit offt wider got gelebt und seinen zorn pillich damit gegen uns erweckt und geraitzt haben, darumb den- »selben zorn zu mildigen und hinzulegen und umb vergebung ,unser sind, der leider gar zu vil ist etc., so geben wir etc.“ Hieraus und aus der Beschreibung der Kleinode selbst, geht wohl hervor, dass dieselben aus dem Kronschatze von Frank- reich entnomimen waren, wie dies auch dem Herzog von dem Kurfarsten Friedrich von Brandenburg, bei einem Zwiste, zum Vorwurf gemacht wurde. Obgleich sich nur noch wenige Reste des reichen Schatzes erhalten haben, so diirfte es nicht uninteressant sein, die be- deutendsten Gegenstinde, nach den in den Urkunden enthalte- nen Beschreibungen hier anzufihren. 1. Der Span des h. Creutz das uns von unserm lieben vatter Hertzog Stephan siliger an erstorben ist, und das gold darinn es gevast ist, wigt mit sampt dem gestein und perlin 22 lot + quintet und sind in dem gold an dem egenannten Creutz versetzt 32 michler perlin, auch zum éberltt ein michler und ain klainer Saphir. An der rechten Seilten ain palais vnd cin klei- ner palais. In der mitt 4dyamant. An den lenken seitlen ain michler palais vnd ain klainer. Zu underst an dem Fuss ain Saphir vnd ein amantist vnd steht das Creutz auf einem silber- eingefelssten perg, in gedichtnuss Calvarie loci, darauff under dem Creutz steend der mutler Marie pild und s. Johanns evan- gelisten pild verguldet. Wigt das silber bei 11 marck. Dieses ererbte Kreuz ist der einzige in Ingolstadt noch vorhandene Rest der vielen Kleinode; indessen sind die grés- seren Edelsteine durch falsche Steine und der Calvarienberg durch eine nenere schlechte Arbeit erseizt. 2. Der Dorn aus unsers herrn Jesu Xsti dirnein kron die zu Paris ist (in der Ste Chapelle) und den uns der aller Chri- stenlichist Kinig Karl in Franckreich saliger in unser gegen- warligkait aus der kron geben hat, ist gevasst in 10 mark sil- bers und 1 mark golds und in ain schéne egketen Parill als ein monstranz in nachgeschriben mass. Zum ersten ain gtildein kron zu obrist auff der parill geformt nach dorn und gemacht von golds und desgleichs unden auch ain kron von gold und nach dorn geformt und dazwischen die parill gesetzt ist und in der parill zwai engel die ain giildein krénlein weiss gesmeltzt und mit roten plutztrophen halten, darinn der recht dorn steckt und der fuss ist von silber. 3. Ain Monstranz zu dem wirdigen sacrament u. h. Fron- leichnam, von 10 mark silbers und ain schéne grosse runde parill darinn versetzt, darinn und dadurch man das sacrament sehen mag. 4. Rin swartz gemusiret samatein messgewand, allenthal- ben mit perlen tiberhefft darauff sind komen 17672 perlen etc. 5. Zwen swariz gemusiret sametein harréck, durchaus mit perlen und mer zway messgewand und ein messpuch., 6. Ain gantz guldin kelich von 3 mark 4 lot 2 quintet goldes. 7. Das pild unser lieben frawen mit einem todenpild irs kindes auf der schoss, als er ab dem Creuwtz genommen ward, und sitzet under ainem tabernackel und hat einen fuss und ein rickplat und in dem fuss ire fiinff leiden verstochen, wigt al- Jes 13 mark 3 lot. 7. §. Katherin pild von 10 mark silbers, hat in der cinen handt ein swert und in der andern ein rat und slat auf einem silberein fuss under einem silbrein tabernackel und hat an dem rick ein silbrein plat und in der Icisten ir legend verstochen und damit ir marter. 8. St. Jorgen pild das von alabaster gesniten und auf е1- nen silberein fuss gesetzt und ein silberein riickplat dahinder cemacht ist und in dem fuss sein heiligltumbd verslossen. Wigt an silber 10 mark.