gesiellt, da die darauf hindeulendeu Spuren nicht sicher genug schienen. Aus diesem Befunde folgert nun der Verf., dass der ur- spriingliche Bau eine Basilika, sei es mit Pfeilern oder wie die Limburger Kirche mit Siulen, gewesen und die Anlage auf Ge- wolbe erst spiler hinzugetreten sei. Gestiiizt auf seine An- nahme iiber den Neubau des Mainzer Domes nach dem J. 1137 ist er hierdurch berechtigt, auch hier die Gewélbeanlage dem 12. Jahrhundert, und zwar in Berticksichtigung der vollkom- menern Formen des Speierer Domes nicht der Zeit nach dem J. 1137 (wo es auch hier brannte), sondern der nach dem J. 1159 zuzuschreiben. Eine Unterstiitzung dieser Annahme fand der Verf. in einer andern Wahrnehmung in der an den Dom an- stossenden 8. Afrakapelle. Diese Kapelle ist zufolge historischer Nachricht von Heinrich IV. nach 1064 erbaut und diente nach seinem Tode fiinf Jahre Jang zur Aufstellung seiner Leiche. Der Verf. entdeckte nun aber auch hier einen zwiefachen Bau, nimlich eine an die Westseile des Kreuzschiffes anstossende Altarnische, die aber durch die mit dem gegenwartigen Bau der Kapelle durchaus zusammenhingende grade Ostwand der- selben verdeckt wird. Er schliesst daraus, dass auch diese Kapelle erst spiter als Gewdlbebau ernevert sei. In der That lassen die zierlichen Formen dieser Kapelle auf das zwélfte Jahrhundert schliessen, wobei denn aber freilich auch ibre er- hebliche Verschiedenheit von den Details der untern Theile des Langhauses zu heachten ist. Meine aus den bewundernden Acusserungen der Zeitgenossen tiber den Bau Heinrichs IV. ent- nommenen Grinde beseitigt der Verf. durch die Hinweisung auf die ricsigen, bisher unerhérten Dimensionen der von ihm an- genommenen Basilika, deren Hohe ohne Zweifel der erwiesenen Ausdehnung des Grundplanes entsprochen habe; das aus dem Stillschweigen der Chroniken tiber den Neubau von 1159 ge- xogene Argument dadurch, dass in vielen andern Fallen ein ahnlicher Mangel an schrifilichen Nachrichten existire. Beides, wie ich anerkennen muss, mil Recht, wenigstens sind jene meine Griinde nicht von enlscheidendem Gewichte, und erschei- nen neben den Walrnehmungen, die das sachkundige Auge des Verfassers und seiner Begleiler an den glicklicherweise ent- Dléssten Mauern machte, als unbedeutend. Allein dennoch mtissen wir naher priifen, was aus diesen Wahrnehmungen folgt. Die Ummantelung der déstlichen Theile scheint schon an und fiir sich fir die Hauptfrage tiher die An- , legung des Gewdlbebaues minder wichtig; sie kann sehr wohl mit den Bauten, die Bischof Benno von Osnabriick nach 1070 leitele, um den Dom gegen die Angriffe des Rheins zu sichern, zusammenhangen. Unendlich wichtiger ist die Einlassung der Pfeilervorlagen in die altere Wand. Allein erweist sie an und fiir sich, dass wirklich ein Langhaus im Basilikenstyle bestan- den, dass von diesem jene riihmenden Aeusserungen tiber den Bau Heinrichs IV. sprechen, die sich noch bei Otto v. Freisingen um die Mitte des 12. Jahrh. finden? Mich diinkt, es folgt zu- nachst nichts mehr daraus, als dass man, nachdem bereits die Mauer dastand, beschlossen hat, sie nachtraglich mit Gewélb- tragern auszustatten. Dies kann sehr wohl geschehen sein, ehe die Basilika, die man beabsichtigt hatte, vollendet war. Beim , Tode Kaiser Conrads (1039) war kaum die Krypta fertig, Hein- rich Il. (+1056) war dem Bau nicht giinstig, 1061 wurde erst der Chor geweiht, um 1070 nahmen die dringenden Bauten zur Abwehr der Wassersgefahr die vorhandenen Krifte in Anspruch. Da ist es denn sehr denkbar, dass wahrend dieser Zeit der Bau des Langhauses stillstand, und dass man nach der Riickkehr zu demselben den veranderten Plan fasste und die Vorrichtungen zur Ueberwolbung anlegte. Jene wichtige Entdeckung beweist allerdings, dass Kaiser Conrad im J. 1030 den Dom wie die Kirche zu Limburg als grade gedeckte Basilika bauen wollen, dass man auch spiter, als man zum Bau der Seitenwinde des Langhauses gelangte, dieser Absicht treu gcblieben war, nicht aber dass nun auch wirklich jene Basilika ausgeftihrt, nicht zu welcher Zeit der Plan geaéndert wurde. Dies kann, in Erman~ gelung anderer geschichllicher Nachrichten, nur aus den For- men und zwar eben dieser Halbsiulen entschieden werden. Da- bei wird man denn, da die fortlaufenden Zeugnisse, Zeugnisse so unterrichteter Mémer wie Otlo von Freisingen, tiber den Fortbestand des Baues aus der Zeit Heinrichs IV., bis um 1150 fortlaufen, wohl nur die Wahl haben, sich zwischen diesem Bau und einem méglicherweise nach dem Brande von 1159 begon- nenen zu entscheiden. Hier aber, diinkt mich, sprechen denn doch die iiberwiegenden Griinde fiir jene frithere Zeit. Die Basis ohne Eckblalt, die rohen, aus einfacher Abschragung be- stehenden Kampfergesimse, die einfachen Wiirfelkapitale, alles spricht nach meiner Meinung dafiir, dass wir in den untern Theilen des Baues nicht die Arbeit der zweiten Halfte des 12. Jahrh. vor uns haben. Wie sollte man zu einer Zeil, wo selbst kleinere Bauten, wie z. B. die bekannte Grabkirche Erz- bischofs Arnold von Kéln zu Schwarzrheindorf ganz andere, sehr viel reichere Formen, ein entschiedenes Sircben nach Man- nigfaltigkeit zeigten, bei einem grossen, aufwandigen, mit allen Kunstmitteln ausgestatteten Dome so einfache, selbst rohe De~ tails gegeben haben. Kine erhebliche Reparatur namentlich der obern Theile des Gebaudes wird allerdings nach jenem Brande von 1159 statt- gefunden haben. Wie tief sie sich unterwarts erstreckt habe, bediirfte naherer Untersuchung. Schon die Kapitile, welche die zum Hauptgewdlbe aufsteigenden Halbsaéulen in der Mitte ihrer Hohe theilen, haben einen von dem untern Bau abweichenden Character; noch abweichender sind die obern Kapitale dersel- ben Halbsaulen, welche, wie wir in der vorliegenden Schrift erlanren, nach der Zerst6rung von 1669 in Gyps hergestellt sind. Ganz gewiss aber gehért die Arcadengallerie, welche unter dem Dachgesimse des ganzen Gebiudes herumlauft, kei- ner friihern Zeit als der zweiten Halfte des 12. Jahrh. an; ihre Formen sind zwar roher als die der gleichzeitigen niederrhei~ nischen Bauten, aber sie weichen doch von dem Style der un~ tern Theile bedeutend ab, und tiberhaupt hahen wir kein Bei- spiel einer solchen Gallerie vor der Mitte des zwé6lften Jahr— hunderts. Man erkennt auch, wenn mich meine Erinnerung nach einem mehr als zehnjéhrigen Verlaufe nicht tauscht, an ihr Erginzungen einer spalern Zeit, elwa des 15. Jahrhunderts. Vielleicht wirde eine nahere Untersuchung dieser obern Theile noch weitere Beweise geben, dass diese Gallerie ein den Altern Mauern gegebener Zusatz sei. Wenn dies aber auch nicht sein sollte, berechtigt uns schon ihre Verschiedenheit yon den un- tern Theilen, sie fiir jtinger zu halten. Ebenso deutet die Ab- weichung der eingesetzten Altére des Kreuzschiffes und der Afrakapelle, die wir doch wohl keiner spatern Zeit als der zweiten Halfte des 12, Jahrh. zurechnen dirfen, von jenen un- tern Theilen darauf hin, dass diese Alter sind. Und so sind wir denn, ungeachtet der wichtigen Entdeckun- gen, die wir dem Herrn Verf. verdanken, vor der Hand noch gendthigt, den untern Bau und mithin die Anlage auf Wélbung, zwar nicht der Zeit Kaiser Konrads, aber doch der Zeit Hein- richs 1V., mithin dem Ende des elften oder dem Anfange des zwolften Jahrhunderts zuzuschreiben. Allerdings ist dies auf den ersten Blick eine harte Zumuthung; der ganze Eindruck, den die Kirche mit ihren schlanken Verhdltnissen, ihren hoch~ aufstrebenden Blendnischen gewahrt, ist von der Art, dass er uns schon an die Bauten des Uebergangsstyles erinnert. Aber die Entscheidung hangt doch von den Details ab und diese zei-