Darstellung der Entwickelung der Bankunst in den obersachsischen Lin- dera vom 10. bis 15. Jaurhundert*, Hen. Dr. jur. und Ritter Puttrich, die Auszeichnung zu Theil geworden, durch ein eigenhandiges Schreiben des kénigl. bayerischen Gesandten in Dresden die Benachrichtigung zu empfangen, wie: ,das k6nigl. bayerische Staatsministerium des Innern far Kirchen und Schulen, sowohl die Senate der kénigl. Universitaten zu Manchen, Wirzburg und Erlangen, als auch die konigl. Akademie der bildenden Kinste auf dieses Werk aufmerksam gemacht behufs etwaiger Anschaffung far deren Bibliotheken, sodann auch das kénigl. Staatsministerium des Handels und der 6ffentlichen Arbeiten die Regie- rungen von Oberbayern, Mittelfranken und Schwaben beauftragt hat, die Rectorate der polytechnischen Schulen in Minchen, Augsburg und Nirnberg auf genanntes Werk zur Anschaffung und Benutzung hinzu- weisen.© (A, Z.) Loudon. Der Kristallpalast zu Sydenham wird aussen nun bald —vollendet sein. Auch die innere Einrichtung des Gebaudes ist weit vorgeschritten, und ein grosser Theil der Kunstwerke, die darin auf- gestellt werden sollen, sind vollendet, wenn auch noch nicht geordnet, und auf ihre Standorte gebracht. Die planmassig verbundenen Werke sollen dem Beschaver einen Ueberblick aber die hervorragendsten Mei- sterwerke aller Zeiten gewahren. Schon sind auf der untern weslli- chen Gallerie tausende von Gewachsen aller Zonen aufgestellt, die im projektirten Wintergarten verwendet werden sollen; schon hat man im westlichen Transept mit der Uebertinchung begonnen, so dass hie und da Einzelnes bereits harmonischer hervortritt und ahnen 18556, wie grossartig der Gesammteindruck sein wird. Der Mittel-Transept mit seiner kolossalen Glasw6élbung und seinem riesigen Eisenbogen, zu de- ren Fixirung das Genie der Baumeister neue Maschinen erfinden musste, steht vollendet da und bildet einen der schénsten grossartigsten Raume, die in unserer Zeit zu Tage geférdert wurden. An ihn schliessen sich rechts und links im Schiff die einzelnen Abtheilungen oder Héfe, in denen die architektonischen und kinstlerischen Meisterwerke der gréss- ten Kunstepochen aller Vélker und Zeiten anschaulich dargestellt werden. Hier arbeitet Owen Jones mit Bonami und Manti an dem Bau und der Ausstattung der agyptischen, griechischen, rémischen und mauri- schen Héfe, die nach Originalien entworfen, bis in die kleinsten De- tails nachgeahmt werden und aus deren Innern man sogar einen Fern- blick auf eben jene Arten von Pflanzen~ Vegetation haben wird, die dem einen oder andern derselben auf ihrer Heimatsstatte eigen sind und die der Nachahmung einen wunderbaren Reiz verleihen werden. Das Pantheon und die Alhambra werden in dieser Abtheilung die her~ vorragendsten Punkte sein. Auf der Sidseite des Schiffes schwingt Digby Wyatt das schépferische Scepter. Er im Bunde mit Signor Abbata bauen und meisseln und malen an dem pompejanischen Hause, das uns zuriick in die schénste Kunstepoche der Rémerzeiten fahren wird. Dieser Bau ist weit vorgeschritten, und die andern Héfe im Norden des Schiffes, zur Vergegenwarligung des byzantinischen, ita- lienischen und Renaissance~Styles sind ebenfalls in Angriff genommen. Sie bieten den Copisten weit weniger technische Schwierigkeiten als die Monumente aus der agyptischen, assyrischen und griechischen Epoche. Das Marienkloster von Koln und vom Lateran mit den Goldmosaiken des Letzteren werden die Mittelpunkte des byzantinischen Hofes, in dessen Mitte eine Fontaine von Heisterbach springen wird. Im mittel- alterlichen Hofe wird es der Unterabtheilungen mehr geben, um die Spitzbogen - Architektur der deutschen, franzdsischen, englischen und italienischen Schulen zu versinnlichen, die alte deutsche Kunst wird hier durch Copien von Peter Vischer und Adam Kraffts unsterblichen Werken veranschaulicht sein; die franzdsische unter anderem durch Basreliefs vom Chor der Notre-Dame- Kirche; durch eine dem Hotel Bourgtherould in Rouen entlehnte Facade; die italienische durch das srosse Fenster der Certosa und Ghibertis Thiiren aus Florenz; far die spatere Kunstepoche durch Werke Vignola’s, Michel Angelo’s und Anderer, zumeist aus dem Palazzo Farnese. (VY. Z.) Mauerverbande mit den Pfeilern. Indessen ist doch die Gewolb- anlage bei beiden sehr primitiv, und andere gleichzeitige roma- nische Bauten scheinen es zu bestdtigen, dass man so friihe schon auf Gewélbanlagen dachte, so dass ich aus diesen und mehreren anderen Griinden eher eine Aenderung des Planes wahrend des Baues, als die Anlage neuer Kirchen mit einem anderen Griindungsjahre annehmen méchte. Wir werden daher auch hier auf das Ende des 11. oder den Anfang des 12. Jahrh. yerwiesen, und diese Daten gereichen wiederum denen unserer beiden genannten 4ltesten Gewdélbebauten zur Unterstiitzung. Denn wenn auch die Baukunst damals noch nicht zur Wissen- schaft geworden war, und neuerfundene Formen sich nicht mit der Leichtigheit wie in spateren Zeiten, und noch weniger mit der Genanigkeit, wie sie Zeichnungen gewahren, verbreiteten, so fehlte es doch nicht an einem regen Verkehr dieser Lander, durch welchen die Nachricht von solchen Neuerungen mitge- theilt, und Gedanke und Muth zu ahnlichen Unternehmungen angeregt werden konnte. Zweierlei erhielt die Basilikenform in so langer Geltung: die Tradition, welche sich an die ersten grossen christlichen Basiliken in Rom anschloss, und die Furcht vor den Schwierigkeiten und Kosten. Jene erste Ricksicht konnte durch die blosse Nachricht von der in andern Gegenden -ausgefihrten Ueberwélbung gebrochen werden; es war das Ei des Columbus, und der Gedanke musste durch den Hinblick auf die mit der Balkendecke verbundene Feuersgefahr schlagend wirken. Die andere war hartnackiger; sie konnte nur da wei- chen, wo man tiber bedeutende Mittel und gréssere technische Krafte gebot. Da war denn aber die Ueberwélbung so gewal- tiger Réume, wie sie schon die (auch nach der Annahme un- sers Verf. schon frihzeitig im 11, Jahrh. entstandene) Krypta des Speyerer Domes enthielt, eine bedeutende Vorarbeit, die wohl hier oder in Mainz zu der Ucberwolbung der obern Schiffe ermuthigen konnte. Kann ich hienach die Annahme des Verf. nicht theilen, so will ich doch nicht schliessen, ohne die Bedeutung und den Werth dieser Schrift anzuerkennen. Der Verf. giebt in der That durch die Art, wie er urkundliche Nachrichten und die Prifung der Monumente in ihren Details verbindet und neben- einander stelJt, ein héchst nachahmungswerthes Beispiel. Er fiihrt uns dadurch, wenn wir auch seinen Schliissen nicht tiber- all beipflichten kénnen, und nicht zu der gewiinschten genaue- sten chronologischen Bestimmtheit gelangen, an die Granze des Erreichbaren und befreit uns von den willktirlichen und un- wissenschaftlichen, von blossem Stylgefihl bestimmten Zeitan- gaben, die eine Zeit lang in der Kunstgeschichte herrschten. Ausserdem aber sind schon die mitgetheilten iechnischen Er- mittelungen von solcher Bedeutung, dass jeder Freund dieser Forschungen sie in ihrem genauern Detail beachten muss, End- lich ist auch der beigegebenen Zeichnungen zu erwahnen, die mit dem modglichst geringen Aufwande von Raum und Arbeit uns die Gebiude genauer veranschaulichen, als manche gros- seren Werke. Mége daher der verehrte Verf. uns bald wieder mit einer so gediegenen Arbeit beschenken. ео. деф. Von Seite der kéniglich bayerischen Steatsregierung ist kirzlich dem hier lebenden, verdienten Verfasser der ,Systematischen (Der heutigen Nummer liegt das Beiblatt No. 12 bei.) Verlag von Rudolph und Theodor Oswald Weigel in Leipzig. — Druck von Gebr. Unger in Berlin.