siognomicen und wohlthuende Harmonie der Farbung. Ein zwei- tes kleineres Bild dieses Meisters, ,Maria wird von Engeln zum Himmel emporgetragen“,. ibt einen wahrhaft zauberischen Reiz durch den, den lieblichen Gestalten aufgepragten Typus golt- licher Weihe und frommer Andacht. Von A. Wichmann in Dresden sehen wir dic biblische Stelle ,Kommet her zu mir Alle, die ihr mithselig und beladen seid“, in einem figurenreichen Bilde behandelt, Auf der rechten Seite erscheint im Profile, an einer Saulenhalle sitzend, Chri- stus, wahrend ihm gegentiber zahlreiche Hilfesuchende heran- ziehen, seinen Segen zu empfangen. Obschon simmtliche Fi- guren in buntem Gemisch, vorwartsdringend, dargestellt sind, ireten doch einzelne Gruppen, unter denen wir einen blinden Greis, gefiihrt von seiner Tochter, eine Braut am Arme des Brauligams, hervorheben, durch die in Ausdruck und Bewegung klar entwickelte Idee, dem Auge des Beschauers verstindlich entgegen. In technischer Beziehung zeichnet sich das Bild durch pastose Behandlung aus; es ist mit breitem und sicherem Pin- sel vollendet. Durch gleiche Art der Behandlung und gute Wirkung in der Farbe ist die ,Aussetzung des Moses* von Chr. Koehler in Dtsseldorf erwahnenswerth. Ueber ein Bild biblischen Inhalts von Vogel v. Vogel- stein in Dresden gehen wir stillschweigend hinweg, um uns den Werken rein historischer Malerei zuzuwenden. . Albert Graefle, dessen, zum grésseren Theile vortreff- liche Studienképfe und Portraits wiederholt erwahnt wurden, behandelt in einem grossen und figurenreichen Bilde ,Hermanns Triumphzug*. Im Mittelpunkte erblicken wir, auf cinem Schilde sitzend und von Jinglingen emporgehoben, den gefeierten Hel- den; rings umschaart von jubelnden Kriegern und aus der Ferne von Weibern und Madchen begriisst; der Zug bewegt sich an den Leichen gefallener Rémer, die im Vordergrunde sichibar sind, voriber. Graefle hat wahrend seiner Anwesenheit in Pa- ris cine grosse Virluositat erlangt, durch brillante Farbung un- miltelbar auf das Auge des Beschauers zu wirken, dasselbe zu bestechen, dabei aber eine so weiche, stissliche Manier in Be- handlung, besonders der Carnalion, sich angeeignet, dass wir in den meisten Figuren seines Bildes die Wahrheit der Natur vermissen, statt kraftiger deutscher Manner und Jiinglinge, auf deren Darstellung es ankam, idealisirte Pariser Modelle, in den zarten und siissen weiblichen Figuren aber franzésische Gri- setlen in altdeutschem Costtime zu erblicken glauben. Diese Richtung, mit Consequenz verfolgt und vielleicht gar auf junge, strebende Schiller vererbt, kénnte leicht auf unsere Kunst cine nachtheilige Wirkung dussern. Von Feodor Dietz, hinreichend bekannt durch seine friheren Arbeiten und in jiingster Zeit oft genannt gelegentlich seines grossen Bildes ,die nachtliche Heerschau“, das im Be~ sitze Napoleon’s III. sich befindet, bringt unsere Ausstellung in grosser Composilion: ,Max Emanuel, Churfiirst von Bayern, ersttirmt Belgrad am 5. September 1688%. Folgende historische Angabe liegt der Arbeit zu Grunde: »Am 12, August 1688 breitete sich das Heer unter dem Oberbe- fehle des Churfarsten von Bayern vor Belgrad aus und erdffnete die Laufgraben. Am 26, August begann das Bombardement. In der Mit- ternacht des 4. September sprang eine Mine und warf die Contresearpe zwischen zwei Thirmen in den Graben. Die entstandene Bresche war gangbar, aber schmal und dem Kreuzfeuer der Tiirken ausgesetzt. Der Kriegsrath war gegen den Sturm, aber Max Emanuel wollte keine Stunde Aufschubs. Herzhaft drangen die bayrischen Regimenter vor- warts; ein Regen von Kugeln, Pfeilen, siedendem Wasser, Pech, Schwe- fel- und Pulversaécken empfing sie; es fielen der Bayern-General Steinau, die Grafen Schaerfenberg und Auersberg, und der Landgraf Em. Far-~ stenberg. Der Angriff stock(; da dringt Max Emanuel selbst auf die Physiognomie der Miinchner Kunstausstellung 1853. Vou O. v. Sechorn. Obschon die letzte grosse Kunslausstellung zu Munchen im Jahre 1851 stalifand und urspriinglicher Bestimmung gemiss nur alle drei Jahre eine solche veranstaltet werden soll, wurde dennoch von S. M. dem regierenden Kénige der Vorstand der Akademie der Kinste beauftragt, noch im Laufe dieses Jahres eine Ausstellung ins Leben zu rufen. Die ndthigen Anstalten wurden gelroffen und an alle bedeutenden in~ und auslandi- schen Kiinstler Einladungen, ihre Werke einzusenden, abge- schickt. Diese Einladungen, zugleich die erste Bekanntmachung des Vorhabens, datiren sich vom 21. Juni d. J. und da bis zum 25. August die Eréffaung anberaumt war, blieb den aufgefor- derten Kiinstlern nur wenige Zeit, das Fertige zur Einsendung vorzubereiten; gréssere noch unter dem Pinsel befindliche Ar- heiten zu diesem Zwecke zu vollenden, war keine Méglichkeit vorhanden. Hieraus entsprang die unmiltelbare Folge, dass anfangs die Anzahl der Beitrige eine sehr geringe war, dann aber nach der Eréffnung immer neue und neue Werke hinzugefigt wer~ den mussten, in einzelnen Zwischenréumen vier Nachtrage des Katalogs sich néthig machten und dem Beschauer die Uebersicht des Vorhandenen erschwert wurde. Schliesslich erreichte die Anzahl der Nummern doch bei Weitem nicht die vom Jahre 1851 und die Mittelmassigkeit ist starker vertreten, als es da- mals der Fall war; eine nicht geringe Reihe von Gemalden end- lich, die schon in den wéchentlichen Kunstvereins-Ausstellungen sich vorfinden und zum Theil auch bereits im D. Kunstblatte besprochen wurden, stellen sich abermals dem Publikum vor Augen. Aus alledem geht hervor, dass die diesjahrige Aus- stellung hinter den Erwartungen Vicler, ja wohl Aller zuriick- bleiben masste. Uns schien es néthig, diese Bemerkungen vorauszuschicken, bevor wir auf-die Besprechung der einzelnen Werke eingehen, um dem Leser den Standpunkt zu bezeichnen, den er, uns durch die verschiedenen Sale im Geisle begleitend, einnehmen шбое. Die stalistische Zusammenstellung alles Vorhandenen ergiebt foloende Resultate. Der Katalog enthalt mit vier Nachtragen: 388 Nummern, also um 100 weniger als 1851. Hiervon kom- men auf Oelgemalde 170, Aquarellen, Pastellgemalde, Cartons und Handzeichnungen 87, Porzellangemalde 8, Kupferstiche, Stahlstiche und Lithographieen 44, architektonische Zeichnungen 32 und plastische Werke 67. Die Oelgemalde theilen sich in Historienbilder 34, Genre- bilder 32, Portraits 25, Landschaften 54, Seesliicke 7, Archi- tekturen 15 und Stillleben 3 der Zahl nach. Wir wollen jetzt die einzelnen Facher der angedeuteten Reihenfolge nach naher ins Auge fassen und sehen, was an einzelnen vorziiglichen und bessecren Werken geliefert wurde. Die Malerei religidser und historischer Vorgange. In unserer Ausstellung finden wir nur wenige Gemalde, denen biblische Stoffe zu Grande liegen, vor, und unler die~ sen sind als die bedeutendsten die Arbeiten Jos. Ant. Fi- scher’s zu bezeichnen. Schon friher haben wir darauf hin- gewiesen, dass Fischer durch die erhabene geistige Auffassung seiner Composilionen sich auszeichnet und finden jetzt, in sei- nem grossen Altargemalde, ,Christi Abnahme vom Kreuze~, jene Bemerkung abermals- gerechtfertigt. Unser Blick wird ge- fesselt durch die edle und einfache Anordnung und Gruppirung der Figuren, durch scharfe Charakteristik der einzelnen Phy-