Dewtlehes Zeitung liir Dildende Kunst und Bankunst. KRoovttblatt, Organ der deutschen Kunstvereine. Unter Mitwirkung yon Kugler in Berlin — Passavant in Frankfur — Waagen in Berlin — Wiegmann in Diisseldorf — Schnaase in Berlin — FGrster in Minchen — Eitelberger vy. Edelberg in Wien herausgegeben von Dr. F. Eggers in Berlin. Sonnabend, den 17. December. S3nbhalfi: Theodor Valerio’s Aquarelle und Radirungen. Frenzel. — Der Dom zu Ejichstétl. C. Becker. — Kunstliteratur. Die Bronzethire des Domes zu Augsburg von Dr. Franz Joseph y. Allioli. Erust Firster. — Kleine Schriften und Studien zur Kunstgeschichte von Franz Kugler. ` у. Гаьке — Lithographie. Kinderhimmel von Gust Sass. I]. Weiss. — “Zeitung. Berlin. Liegnitz. Dresden. Minchen. Niirnberg. Briisscl, Вош. — Kunstvereine. Aur Nachricht an unsere Lesey. Die Direction des Kunstvereins in Bremen аБег das Looff-Eggers’sche Project. — gefuhrter Blatter jener Volksdarstellungen fir ihre Albums oder Portefeuilles zu .erwerben, wodurch der Kinstler auf langere Zeit reichlich beschaftigt ward. Doch dieses nicht allein fillte seine Zeit, er fasste den Entschluss, cinen Theil seiner charakteristischen Studien durch die Radirnadel zu bearbeiten, wo er das Malerisch -Originelle jener Volksbilder, besonders aus der ungarischen Nation, in trefflich geordneten Gruppen oder einzeinen Figuren darstellte. Unter dem Titel: ,,Seuvenir de la Monarchie Autrichienne “ vollendete der Kiinstler bei seiner Riickkehr nach Dresden das dste Heft mit 6 Blalt Radirungen ungarischer Nationalitaten, welche folgende Darstellungen enthallen: 1. Eine junge Frau von Arockszallas; sie ist in reicher Pelzklcidung, das Gebetbuch in der Hand und von sehr feinem Charakler. 2. Ein junger Slawake von Tyrnau. 3. Ein Schafer mit seiner Heerde an der Pusta. 4, Gruppe von zwei angelnden’ Fischern in einem Kahne an den Ufern der Theiss. 5. Ein Hirt (Kondas) oder Schweinhiiler an der Theiss. G. Ein Gulyas oder Ochsenhirt mit seiner Heerde, aus dem Pesther Comilale. Sammiliche Blatter sind in kl. Fol.-Format und vier noch folgende Hefte werden die erste Abthcilung bilden. Ein ausserordentlich treuer und wahrer Charakter herrscht in der Zcichnung dieser Blatter, man méchte sagen, der Ktinstler lauschle jenen Naturen das Originelle bis ins Kleinste ab. Er legte zugleich das Feine und Zarle cines ausgefiihrten Bildes in seine Radirung, da er Geschmack und fleissige anspruchs- lose Vollendung durch die Nadel und durch das Aetzen, so wie durch die Behandlung mit der kalten oder trocknen Nadel in der trefflichsten Betonung vercinigte, wodurch nichst dem Geist der Auffassung vieles im Geschmack der Rembrandtschen Radirungen erscheint. Denn in den dunkeln Ténen verbindet sich das tiefe Farbige und Sammetartige zu einer herrlichen Wirkung, im Einklang mit den grauen Ténen des Helldunkels, Der Kunstler hal bestimmt, keine zu grosse Zahl der Ab- driicke von den Platten machen zu lassen, um jene Blatler nicht in geringen, abgenulzten Drucken zu uberliefern, wo natiirlich 5 Theodor Valerio’s Aquarelle und Radirungen. ‘Pheodor Valerio aus Paris, schon friiher bekannt als liichliger Kiinstler in der Aquarellmalerei, worin er ireffliche und mit ausserordentlicher Kraft vollendete Genregemalde lie- ferte, bereiste seit einigen Jahren Deutschland. Nach lingerem Aufenthalt in Dresden, wo ег ausgezeich- nete Studien in der К. Gemialdegalerie fertigle, begab er sich nach Wien. Dort war es, wo die Neigung des Kinstlers zur Auffassung des verschicdenartigen nationalen Lebens, das sich ihm hier zeigte und worin Wien ein eigenthimliches Charak- terbild durch die vielen Nalionalitaten der Monarchie darbictet, aufkeimte, Er bereiste die ungarischen Kronlinder in den verschie- dencn Comitaten und Kreisen, von dem cullivirtesten Theile des Reiches an bis an die tirkische Grenze, wo er die mannichfal~ ligen, reich abwechselnden Charaklere des eigenthiimlich Na- tionalen kennen lernle. Obgleich die Schreckenszeit der Revolution in Ungarn vor- @Бег war, so zeigten sich hier und da noch einzelne Spuren der Zerstérung, nicht allein in den Oertlichkeiten, als auch in dem moralischen Wesen ecinzelner der entfernteren und zer- streuten Einwohnerschaflen, wodurch der Kinstler, wiewohl er durch die k. k, Oberbehérden den besten Schutz und die grésste Vergiinstigung genoss, dem ohngeachtet manchen grossen Un- annehmlichkeiten ausgeselzt war, zumal er auch die dortige Landessprache wenig oder gar nicht kannle. Ohne alle diese Beschwerlichkeiten der Reise und alle Ent- behrungen zu achten, liess er sich nicht abhalten, seinen Plan durchzufiihren, und es gelang ihm, bei dem ausdauernden Fleiss cin reich gefiilites Portefeuille der verschiedenartigsten Studien als die Frichte seiner Thaligkeit zusammenzubringen, Gegen- stinde, welche ein doppeltes Interesse darbieten, da sie ein~ mal rein kinstlerischer Natur sind, andererseits dem Gebiet der Wissenschaft der Ethnographie in der Darstellung der verschie- denen Volkerstimme angehdren. Bei des Kiinstlers Rickkehr nach Wien beeiferten sich die dorligen Kunstfreunde und Notabilitaten, eine grosse Zahl aus- ТУ. Jahrgang.