beiden Seiten des Flusses bis in die Hilfte der umliegenden
Berge hinaufgebaut sind und dic imposante ehemalige bischéf-
liche Veste St. Willibaldsburg bietet einen wberraschend sché-
nen Anblick dar. Von mittelalterlichen Gebauden sind nur
spirliche Reste erhalten. Der Zopfstyl hat auch hier gegen
Ende des 17. und im Anfange des 18. Jahrhunderts so sehr
gewuchert und die Ueberhand gewonnen, dass ausser dem Dom
kein grésseres kirchliches oder weltliches Gebaude aus friherer
Zeit erhalten ist. Die ehemalige bischéfliche Residenz, jetzt
Eigenthum des Herzogs von Leuchtenberg, welcher hier grosse
Besilzungen hat, wurde im Jahre 1684 begonnen und im Laufe
des 18. Jahrhunderts erweitert, um den Sitz der Bischéfe von
der Bergveste Willibaldsburg in die Stadt zu verlegen. Die
alte an eine Bergwand angebaute Klosterkirche St, Walburg
wurde im Jahre 1631 eingerissen und an ihre Stelle trat eine
im Geschmack jener Zeit erbaute Kirche. Das alte Rathhaus
musste in jiingeren Jahren einem unbedeutenden neuen Gebiude
den Platz réumen.

Bereits im Jahre 740 ) soll der Christenapostel Willi-
bald, als er bei seiner Ankunft im damaligen Nordgau vom
h. Bonifacius zum Priester geweiht und zum Vorsteher eines
nach der Regel des h. Benedicts errichteten Klosters ernannt war,
eine der Jungfrau Maria geweihte Kirche in Eichstatt vorgefun-
den haben. Von dieser haben sich jedoch eben so wenig Spuren
erhalten, als von der unter Bischof Reginald (965—989)
errichteten Kirche. Letztere wurde vom Bischof Heribert
niedergerissen, um eine neue zu bauen, woran er jedoch durch
den Tod verhindert wurde. Sein Nachfolger, Gebhard I.
(1042—57), begann den Bau einer um 1060 vollendelen Dom-
kirche, welche in den Jahren 1259—69 durch den Anbau des
sogenannien Willibaldchors, an der Westseite, erweitert wurde.
Von diesen Bauwerken haben sich №05 die beiden Domthirme
und wahrscheinlich der untere Theil des nérdlichen Seiten-
schiffs erhalten, nachdem in den Jahren 1365—96 das heulige,
auf zehn Saulen ruhende Schiff der Kirche grésstentheils neu
erbaut und 1496 der runde Chorschluss durch einen aus drei
Seiten eines Achtecks construirten ersetzt und erweitert wor-
den war. Zugleich war noch eine an der Nordseite des Chors
gelegene und jetzt als Sakristei benutzte Kapelle hinzugefigt
worden. Das auf der Nordseite des Schiffs befindliche gothi-
sche Haupiportal, mit einem, wie es scheint, das Begrabniss
der h. Walburg darstellenden schénen Basrelief und einer An-
zabl gut gearbeitelen Statuen des h, Willibald, der h. Walburg
u. a. iragt die Jahreszahl 1396. Der Kreuzgang an der Siid-
seite der Kirche, mit der Halle, welche als Begrabnissplatz far
dje Domherren diente, wurde in den Jahren 1484—89 erbaut.
Eine ebenso geschmacklose, als unpassende Fronte im Zopf{-
styl, an der Westseite, rihrt aus dem Jahre 1721 her. Durch
dieses Gemisch von so verschiedenen Bauslylen erscheint der
Dom, bei einer Linge von 340 bayrischen Fuss und einer Breite
von 110 Fuss, keineswegs imposant, und die interessanteren
Theile des Baues verschwinden unter dem Flickwerk spaterer
Zeiten. Im Innern haben sich jedoch manche beachltungswerthe
Kunstdenkmale aus friiherer Zeit erhalten. Der 4lteste noch
yorhandene, in eine Seitenwand eingesetzte Grabstein vom Jahre
1305 stellt die lebensgrosse, gut gearbeitete und bemalle Fi-
our des Bischofs Conrad II, von Peffenhausen im bischif-
lichen Ornat dar und tragt die Inschrift: Cunradus de Feffen-
husen epe . evesteth. WQ, anno. domini. MCCCF . XV 1. Kal. Julii.
Ein ahnlicher Grabstein des Bischofs Johann Il. von Heideck
	ist vom Jahre 1429.
	durch ersteren Umstand die Kunstfreunde in ihren Sammlungen
etwas Nichtallgemeines besitzen wiirden. Auch hatte der Kunstler
gesucht, einige Drucke im ersten Zustand der Platten vor ihrer
Vollendung fir Kunstfreunde abzudrucken.

Die namhaftesten Kunsthandlungen, Arnold in Dresden, Ar-
taria in Wien, Cometer in Hamburg, Frisch in Mannheim, De~
lavue in Paris, v. d. Kolk in Brissel, van Marck in Liltich,
Prestel in Frankfurt a. M., Sachse in Berlin und Weigel in
Leipzig, haben sich des Verkaufs jener zu empfehlenden Blalter
unterzogen  ), Frenzel.
	Wir haben in der Novembersitzung des Berlincr wissen-
schaftlichen Kunstvereins Gelegenheit gehabt, den reichen Schatz
Valerio’s anzuschauen und kénnen den Aquarellen in der
That die grésste Bewunderung nicht versagen. Dem Kinstler
war der Mensch gewissermaassen als das héchste Naturprodukt
interessant. Wie ihn die dortigen Gegenden hervorbringen, wie
er sich noch in den einfachsten Bezichungen zur Natur zeigt,
mehr von einem Seelen-, als von einem Geistesleben bewegt,
so schildert Valerio ihn in den Fischern, Hirten, Bauern, Zi-
geunern und Soldaten. Eine scharfe Beobachtung giebt das
	geunern und Soldaten. Hine scharfe Beobachtung giebt das  
Costiim mit der gréssten Treue wieder, aber zugleich stehen  
	die Gestalten nicht wie Costiimfiguren da, sondern geben selbst
als Einzelwesen durch den lebendigen Seelenausdruck, der hier
einen Gemithsvorgang, dort einen Charakter verrath, jedesmal
ein Genrebild. Wie sehr es dem Kistler auf das Miterfassen
eines Charakters, einer Nationalilat ankam, zeigen die grésse-
ren Portraits von Volksindividuen, die er seinen Studien ein-
gereiht hat. Der ganze Complex derselben ist die lebendigsle
Culturschilderung, die uns vorgekommen ist; und Alles ist mit
so poetischem Sinn vorgetragen, dass man meint, man miisse
die Volkslieder von den Lippen der Manner und Frauen tonen
héren. Die Fischer von den Ufern der grauen Theiss; dic
Hirten mit den malerischen Manteln; die Soldaten, darunter der
Oberbascha eines ungarischen Regiments, mit phantastischem
Kopfputz und Hunderten von glinzenden Knépfen, mit dem ro-
then Mantel und weiten, weissen Unterkleidern, eine lange Flinte
	zur Seite und einem ganzen Arsenal von Pistolen im Gurtel;
die hohen schlanken Frauen, diister von Angesicht, darunter
	eine Yornehme, von stolzer Haltung, deren Wuchs von der
sainmtenen mit Pelz verbramten Kasawaika umschlossen wird,
um das Haupt tragt sie ein einfaches schwarzes Tuch; und dann
wieder die braunen Bauern mit den Zoltelhaaren — Alles ist
keck und frisch vergegenwartigt und vor Augen gestellt. Am
meisten bewunderten wir eine junge Zigeunerin, die mit dem
unheimlichen Glanz des Auges, mit einer gewissen Thierleben-
digkeit in der Erscheinung von der ganzen, eigenthimlichen
Poesie ihres Slammes umweht schien und mit einer ungemeinen
Kraft wiedergegeben war. Е. E.
		Der in einem reizenden Thale der Altmth! gelegene,
alle Bischofssitz Eichstatt, mit seinen freundlichen, meistens
mit weissgelbem Kalkschiefer gedeckten Hausern, welche an
	1) Weigel in der eben erschienenen No. 25 semes MKunstlager— hata-
ogs No. 19660 bemerkt, dass die ganze Folge 30 Blatter enthalten werde
und giebt folgende Preise dabei an:

A. Abdriicke vor der Schrift und den Nummern (avant 1. 1.) 8 Thir.

B. Ebenso und auf chin. Pap. (a, 1. 1.) 12 ТЫг.

C. Seltene Probedricke, weniger vollendet (II. état) 16 Thlr.

YD. Sehr seltene Aetzdriicke (I. état) 16 Thir.

Es werden a. a, O. noch viele andere Radirungen des Urhebers genannt.
	1) Th. D. Popp, Anfang und Verbreitung des Christenthums. besonders
‘a der Didzese Eichstatt. Ingolstadt, 1845, 8°.