Ein vorztgliches, aus rolhem Salzburger Marmor gearbei-
teles Grabmal des Bischofs Wilhelm von Reichenau, gest.
1496, steilt die unter einem Crucifixe knieende Figur des Bi-
schols, umgeben von Maria, Johannes, Magdalena und Jakobus,
dar. Die Figuren zeichnen sich durch naturgetreve kiinstle-
rische Behandlung aus. Das Grabmal des Bischofs Gabriel
von Eyb, gest. 1535, mit ciner Iebensgrossen, in weissem
Marmor gearbeiteten Statue des Verstorbenen, ist ein in der
Ausfihrung gelungenes Kunstwerk. Zwei im decorativen Styl
seiner Zeit gearbeitete Grabmaler, mit den Iecbensgrossen Figu-
ren in Bronze der Bischéfe Johann Conrad von Gemmin-~
gen, gest. 1612, und Marquard Schenk von Castell, gest.
1685, sind von kunstreicher und gediegener Arbeit. An einer
Seitenwand des Willibaldchors erblickt man noch einen Theil
der alten Tumba, in welcher die Gebeine des h. Willibald
ruhelen, bevor sie in den neu errichteten Allar niedergelegt
wurden. Dieses interessante Denkmal stellt in kleinem Maass—
stabe den Chor einer gothischen Kirche dar.

Ein vyorziigliches Werk deutscher Sculptur ist der aus
Sandstein gearbeitele, im linken Seitcnfligel des Schiffs be-
findliche Altar von etwa 12 Fuss Héhe und 5 Fuss Breite. In
der Mille ist die Kreuzigung Chrisli mit jener der Schicher, von
emer Menge Figuren umgeben, in der fleissigsten Ausfthrung
dargestellt. In der Composition, in dem Ausdrucke der Figu-
ren und in dem Gefalle der Gewinder spricht sich der Styl
der Wohlgemuth’schen Schule aus. In der rahmenarligen Ein-
fassung sind eine Anzahl von zierlichen Heiligenstatuetten unter
reichverzierten Baldachinen angebracht. Der Ktinsiler hat die-
ses schéne Werk mit nachslehendem unbekannlem Monogramm
	versehen:

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	Der im Besilze des Domcapitels befindliche wichtige Codex
(Pontificale Gundacari episcopi), welcher aus der letzlen Halfte
des 11. Jahrh, stammt und ausser einer Menge historischer
Nolizen die in Minialur gemalten Abbildungen der Bischéfe von
Richstatt vom Jahre 1075 bis 1535 enthalt, so wie die litur-
gischen, mit merkwtirdigen Kupferstichen verzierten Bicher,
welche unter dem Bischof Wilhelm von Reichenau durch Mi-
chael und Georg Reyser in den Jahren 1478—84 in Eich-
stalt gedruckt wurden, waren wegen Abwesenheit des Biblio-
thekars nicht zu sehen. Cc. Becher.
	Héunstliteratur.
	Die Bronzethiire des Domes xu Augsburg, ihre Deutung
und ihre Geschichte von Dr. Frans Joseph v. Allioli,
Domprobst. Augsburg, 18353.
	Freunde kunstgeschichtlicher Studien werden jede Mono-
graphie mit Freuden begriissen und jedem Schriftsteller Dank
wissen, der die Gelegenheit des Orls und Amts zu nutzen weiss,
verborgene Schiatze fiir die Wissenschaft zu heben und Licht
прег дип е Stellen zu verbreiten. Schon von diesem Stand-
punkt aus muss man mit Vergniigen auf den oben angezeigten
Titel sehen; aber auch der Gegenstand selbst und die ernste
und wirdige Behandlung desselben werden den Leser anziehen.

Die Augsburger eherne Domthire ist mehrfach Gegenstand
historischer und kritischer Forschungen gewesen; namentlich
hat (in neuester Zeit) Kugler darauf Riicksicht genommen (Klei-
nere Schrifien IL. p. 148). Ich habe in meiner Deutschen Kunst-
geschichte sie nur obenhin erwahnt, weil in dem sehr kleinen
Raum meines Buches nicht mehr Platz fiir sie war neben be-
deutenderen und charakteristischeren Kunstwerken. Wenn aber
Hr. v. Allioli meine Acusserung, dass ihre Darstellungen ,, cha-
rakterlos* seien, auf den Inhalt bezieht, so hat er mich miss-
verstanden. Ich sprach von dem Kunstwerth, der im Vergleich
mit den Bamberger Arbeiten vom J. 1000 und mit gleichzeili-
gen von Augsburg allerdings kein anderes Beiwort in Anspruch
nehmen kann als das, was ich gegeben und das, was ich gleich-
falls hinzugefiigt, naémlich ,form- und charaklerlos, wenn auch
nicht ganz ohne Eigenthimlichkeit*.

Der Verf. giebt zuerst eine Beschreibung der Thire, wo-
bei dem Leser eine Abbildung zu Hilfe kommt, die im Ganzen
geniigt, obschon die Figuren sehr klein sind und durch Aus-
fiillung des Grundes hinter den Figuren eine ganz falsche Vor-
stellung vom Aussehn der Thiire erweckt wird. (Aus Kugler’s
zwei Zeichnungen 1. c. wird man den Charakter des Ganzen
leichter und richliger erkennen.) Ehe er sodann zur Erklarung
libergeht, erériert er drei einleitende Fragen. Die erste heisst:
Kann man bei unsrer Thire, wie beidenchristlichen
Baudenkmalern tiberhaupt, von dem Gedanken aus-
gehen, dass darin alles Einzelne seine symbolische,
auf die christliche Idee beziehliche Bedeutung
habe? Der Verf. ist (im Widerspruch mit Andern, namentlich
mit Kugler 1. ¢. II. Lieferung р. 195) der Ansicht, dass die
Symbolik bis in das Einzelnste durchgefiihrt sei. Fiir die alte-
ren Zeiten und mit unerlisslichen Einschrankungen oder Be-
dingungen hat er gewiss Recht; allein im fiinfzehnten Jahrhun-
dert kann man (wenn nicht stellenweis schon friiher) cine Menge
bedeutungsloser Ornamente finden, so gut, wie kindische Spie-
lereicn mit der Symbolik. An den Augsburger Domthiren diirfte
kein Nagel ohne symbolische Bedeutung sein. Dennoeh kann
man dabei in die Irre und viel zu weit gehen und einem alten
Werke selbst in seinen Nebendingen einen Tiefsinn beimessen,
	der etwa erst der neuesten Zeit entsprang. Da ists wie in der
51 *
	Auf dem Боске] рейпае! sich folgende Inschrilt:

Deneraviles ac nobiles Oni. farriqgue romani imyperii in
Pappenfeiem MWarfcalci Johaneds Eisen . anno galutig 14..8
Geptima feirnarit, Gearging auguéten . nec non Cijstetten. no-
Ligue collegii iibem pracposit. anna cohen die Dicesima gquinta
julii . Caspar Eseetten. Erclesiarum canonicug anna — —
2 — —_ ббобапией bera sper. altavig Acti. Leonardi €ij-
Stetren. rcciegie bicaring auna bomini INCCCC ALYY in Вог
ming guicherunt gua пибе. апае pace fruantur arterna. guide
пие Пес iegeng cunctid fibeliiug bic ora requiem.

In dem Kreuzgange befinden sich mehrere interessante
Grabmaler, worunter die merkwirdigsten sind: die Darstellung
des jiingsten Gerichts, oben gerundet, welche sich wahrschein-
lich friiher iber einem romanischen Portal befunden hat, ein
	h. Sebastian auf dem Grabmale Carls von Wipfeld, gest.  
	1491, und ein Grabmal mit Maria, Christoph und dem 1508
verstorbenen Ulrich von Wolfersdorf. Eine mit Ranken
und Bandern reich verzierte Saule, welche das Gewédlbe tragt,
hat die Jahreszahl 1489. Die dstliche Seite dieses theilweise
zerstérten Kreuzgangs dient dem nahegelegenen Gasthofe als
Pferdestall, und eine sehr alte Sculptur, die Anbetung der Ké-
nige darstellend, befindet sich jetzt iber der Fulterkrippe der
Pferde. Es ist auffallend, dass das jeizige Domeapitel diesen
Uebelstand noch nicht beseitigt hat.

Ein in der Nahe des Doms, auf cinem freien Platze be-
findlicher Springbrunnen, dessen Wasser sich in mehrere Schalen
ergiesst, tragt die tichtig gearbeitete lebensgrosse Statuc des
В. Willibald aus Bronze. Das Wasser springt aus dem Rachen
von Delphinen. Dieses schéne Kunstwerk wurde im J. 1695
von dem Bischofe Johann Eucharius Schenk von Ca-
stell errichtet und zeigt die Vollkommenheit des damaligen
	Metallousses.