und Heims zu Berlin nach Kugler’s Radirungen hergesteiit, in treffendster Charakteristik veranschaulicht, sondern auch die Beschreibung der héchst merkwirdigen alterthiimlichen Kunst- schatze jener Kirche, namentlich der Teppiche und der Reli- quienkasten, hat durch beigedruckte Abbildungen an Deutlich- keit erheblich gewonnen. Unter den tbrigen lllustrationen die- ser Lieferungen sind diejenigen hervorzuheben, welche die Mil- theilungen der ,Reiseblitter vom Jahre 1834“ hegleiten, Diese umfassen die Kunstdenkmaler von Halle, Merseburg, Naumburg (aus Halle und Naumburg Képfe aus dortigen Gemalden in Um- risszeichnung), Schulpforte, Memleben (mit vorirefflich cha- rakieristischen Abbildungen der auf den Pfeilern der Kirche gemalten Figuren), Freiburg an der Unstrut, Meissen (mit Dar- stellung des Kopfes vom Christkind aus dem Altargemalde im Chore des Doms). Ganz besondern Dank verdient der grosse Abschuitt tiber antike Polychromie, der nicht allein die fir die Auffassung antiker Architektur Epoche machende Schrift des Verf. vom J. 1835 enthalt, sondern in einem reichen Anhang die neuesten Resultate der Forschung @Бег diese Punkte klar zusammenfasst. Die fortgesetzle Untersuchung und Prifung der Denkmaler hat Kuglers Ansicht, die scharf und bestimmt das Wesen der Frage ergriff und im Gegensatze zu den extremen Ansichten der An~ hanger vollig bemalter Architektur rund und knapp beantwor- tete, so ziemlich in allem Wesentlichen als die richtige besta- ligt. Von den neuerdings festgestelllen Modificationen erscheint die, welche die Triglyphen betrifft, uns als die am meisten zu beionende. Bekannilich hatte Kugler diese cigenthimlichen Glieder des dorischen Frieses weiss angenommen, wahrend er vom blauen Metopengrunde die weissen Bildwerke sich abheben liess. Gegenwirtig stellt sich heraus, dass die Triglyphen meistens blau gefarbt, die Metopen manchmal blau, oft aber auch ganz weiss gehalten wurden. Dass K. es vorgezogen hat, seine Schrift vom J. 1835 unverandert wieder abdrucken zu las- sen, mit Hinzufiigung der neuen Resultate als Anhang, und dass er demzufolge die schéne, nach einer Zeichnung yon H. Strack in Farbendruck ausgeftihrte, bildliche Darstellung sei- nes Systems der Polychromie beigegeben hat, ist unsers Er~ achtens der richtigste Weg gewesen. Jene Schrift gehort nicht allein der Geschichte der Kunslforschung an, indem sie einen wichtigen Wendepunkt eines besonderen Theiles derselben mar- kirt, sondern sie enthalt auch eine so feine, sinnige Entwick- lung des Wesens griechischer Kunst, dass man sie noch immer gern lesen wird, wenngleich man neuerdings durch die That- sachen belehrt worden ist, dass das System der griechischen Architektur dennoch nicht so consequent durchgebildet war, wie der geistvolle Verf. angenommen halle. Die Seele seiner Abhandlung tiber die Polychromie des Tempels war namlich die Untersuchung tiber die dsthetische Bedeutung der Formen: mit richtigem Blick hatte er hierin allein die Richtschnur zur Ent- wicklung des Wesens ihres farbigen Schmuckes erkannt, und somit die brennende Frage jenes Streites vom Gebiele subjek- tiven Geschmacks auf die Bahn fester, in der Sache selbst lie- gender Geselze gefiihrt. Diese halte er in meisterhafter Weise entwickelt, und zwar von einer Auffassung ausgehend, die un- sers Erachtens allein im Stande ist, das innere Wesen kiinst- lerischer Gestallung gentigend zu erkliren. Indem er myslisch- symbolische Elemente ebensowohl ablehnte, wie die gequalte Herleitung der architektonischen Formensprache aus dem hete- rogenen Gebiete vegetaliven Lebens ausschloss, ging er nur darauf aus, die Bedeutung der Formen aus ihrer consirukliven Funktion nachzuweisen und aus dem kinstlerischen Bestreben, das slruktive Wesen in entsprechender Formhille auszudricken, Wie sich nunmehr die Sache stellt, werden wir allerdings мов Zeilbestimmung hinausgeht. Es war dies die Kegierungszeil Bischof Heinrich’s II, der friiher Geheimschreiber Kaiser Hein- rich’s IV gewesen (woraus beiliufig! sich’s erklaren mag, wie es diesem Kaiser gelungen, fiir seinen Dom in Speyer eine grosse Fusszehe von der h. Afra aus Augsburg zu gewinnen). Als Slifter der Thiire werden die zwélf Hausgenossen der Goldschmiede aufgefiihrt und der Verf. giebt sehr interessante Mittheilungen tber die Innungsverfassung dieses Gewerkes. Dass die Thiire ihre jetzige Stelle an der Siidseite erst 1808 erhalten hat, wird schliesslich auch noch yon ihm berichtet. Als Kunstbeilagen sind ausser der Abbildung der Thiire der Grundriss und eine Seitenansicht des Domes zu erwahnen; doch ist letztere nicht bestimmt genug, um fiir wissenschaftliche Un- tersuchungen und Betrachtungen einen Anhalt zu gewahren. Eenst Forster. Kleine Schriften und Studien xur Kunsigeschichte von Franz Kugler. Mit IMustrationen und anderen artisti- schen Beilagen. 2.—4. Lief. Stuttgart bei Ebner und Seu- bert. 1853. Zweck und Plan dieser Sammlung haben wir bereits be Besprechung der ersten Lieferung im diesjabrigen D. Kunstblatt №. 21 angedeutet. Die gegenwarlig vorliegenden, in rascher Nachfolge erschienenen drei neuen Hefte gewahren eine solche Fille des mannichfachsten Stoffes, dass die Aufzaéhlung des Ein- zelnen hier zu weit fiihren wiirde. Nicht allein, dass in den gesammelien ,Berichten und Kriliken*, die von 1833—37 laufen, der grosste und wichtigste Theil der wahrend jenes Zeitraums auf dem Gebiete der Kunslforschung, der vervielfaltigenden Kunste etc. aufgetauchten Erscheinungen sich spiegelt; dass in den hineingeflochtenen ,,Reiseblattern® weiterhin die Kunde deutsch ~ miltelalterlicher Denkmialer um ein Wesentliches be- reichert wird: auch gréssere, durchgefiihrtere Abhandlungen sind in der chronologischen Folge ihres Entstehens mit ein- gereiht. Dahin gehért zunichst ein Aufsatz ,,uber die rémisch-christ- lichen Bausysteme“, welcher in eine Betrachtnng tiber Gewélbe und Séule in der antiken Baukunst, tber die christliche Basi-~ lika, tiber die Veranderungen im christlichen Basilikenbau, tiber das byzantinische Bausystem als eigenthiimliche Modificirung des rémisch-chrisllichen zerfallt. Die Bedeutung dieser mit eben so viel Feinheit kinstlerischen Verslandnisses wie kriti- schen Scharfblicks durchgefihrien Arbeit fir die Kunstwissen- schaft tritt in ein um so helleres Licht, wenn man erwigt, wie selten zur Zeit des Entstehens derselben (1833) die Vorzige einer solchen Behandlung in jener wissenschaftlichen Disciplin waren. In einem ahnlichen Verhaliniss wie diese Abhandlung zur Geschichte der Architektur, steht der unter dem Gesammt- Titel ,,Italienische Studien“ abgedruckte Aufsatz zur Geschichte der Malerei. Er enthalt zunéchst schiatzenswerthe Nachrichten uber die Mailinder Schule in ihrer mannichfachen Verzweigung, sodann wichtige Aufschliisse tiber die Alleren Maler Neapels, die friiher von der Kunstgeschichtschreibung zu wenig berick- sichtigt worden waren, endlich eine Uebertragung der Ricci’- schen Arbeit tiber Genlile da Fabiano. Die Schrift tiber die Schlosskirche zu Quedlinburg und die verwandlen Kirchenanlagen der Umgegend, die hier ebenfalls wieder folgt, hat durch die Radirungen Kugler’s, mit welchen sie reich ausgestaltet ist, eine wesenlliche und sehr dankens- werthe Bereicherung erfahren, Nicht allein die Ornamente, Ka~- pitale, Friese u. dgl., die in der urspringlichen Ausgabe die- ser interessanten Monographie etwas ungentiigend herausgekom- men waren, sind hier, im chalkolypischen Institut von Behr