Aktuelles aus dem


amerikanischen Reklameleben Direktor i. j. davis Vizepräsident des Österreichischen Reklame
Schutzverbandes
Einleitend möchte ich bemerken, daß mir dieser Besuch die erste direkte Bekanntschaft mit den Vereinigten Staaten von Amerika vermittelte und meine Aufnahmsfähig
keit für die zu empfangenden Eindrücke erschien daher durch nichts getrübt. Es erscheint mir daher bemerkens
wert, daß dieser Besuch eine gewisse Enttäuschung in mir hinterließ, denn ich hatte mir davon eine größere Ausbeute an Neuem und Lehrreichem versprochen, trotzdem die verfügbare Zeit nur so kurz bemessen war.
Vom Standpunkte moderner Reklamemethoden aus betrachtet, fand ich wenig, das meines Erachtens als »neu
angesprochen werden könnte, obgleich im Hinblick auf das österreichische Reklameleben die Propaganda durch das Radio als ein Novum anzusehen wäre. Die Radio
reklame findet in Amerika einen besonders großzügigen Ausbau und ist tatsächlich zu einer Bedeutung herangewachsen, die eine Reihe amerikanischer Großreklamefirmen veranlaßt, in ihrem Budget einen reichlich dotier
ten, sogar oft einen Extraposten dafür vorzusehen. Ich habe den Eindruck gewonnen, daß viele dieser Großfirmen, die in ausgiebigem Maße und unter sehr erheblichen Kosten das Radio als Sprachrohr für ihre Ver
kaufsargumente benützen, nicht so recht davon über
zeugt sind, daß ihnen diese Propaganda 100% Reklame für ihr Geld bietet. Sie verwenden das Radio entweder, weil es die Konkurrenz tut oder auch in der Hoffnung, durch diese geeignete Mittel jenen vollen Erfolg zu er
zielen, der an die Anfänge dieser Reklameform geknüpft war. Gewissermaßen als klassischer Nutznießer dieser Erstlingsreklame, wird stets Pepsodont angesprochen. Dieses Produkt erwarb sich die Dienste von zwei ge
schickten humoristischen Sprachkünstlern Arnos n’Andy
und erreichte damit einen durchschlagenden Erfolg. Der Name Arnos n’Andy wurde zu einem Schlagwort in der amerikanischen Öffentlichkeit, ein Name, den jung und alt kennt und der in allen Winkeln des Landes, in die das Radio reicht, immer wieder aufklingt. Auf dem Namen Pepsodont baut sich ihr Ruhm auf, doch fand
ich keine andere Reklameform, in der dieser Name wieder auftaucht, und es bliebe der Überlegung anheim
gestellt, ob eine enge Verbindung mit einem Namen wie Arnos n’Andy, der wieder streng an eine typische Re
im nachstehenden sind einige Eindrücke wiedergegeben, die der Schreiber empfing, als er sich im August 1930 kurze Zeit in Amerika aufhielt, um einen knappen Einblick in amerikanische Reklameund Verkaufsmethoden zu gewinnen.
k lameform, das Radio, gebunden erscheint, eine befriedigende propagandistische Auswirkung erzielen kann, ohne daß eine Verbindung mit anderer Reklame besteht. Ich glaube darin einen wunden Punkt der intensiven Radioreklame zu erblicken.
Die gewöhnliche Form, in der sich die Reklame mit dem Radio darbietet, sind Vorträge oder musikalische Dar
bietungen. So kann man oft ein erstklassiges Repertoire,
von einer geschulten Kapelle exekutiert, wohl eine Stunde oder länger genießen und hört nach dessen Beendigung den Sprecher sagen: »Diese musikalische Darbietung
wurde den Radiohörern durch die Shell Company ge
stiftet!« Oder auch, das Konzert findet seine Einleitung durch die Ankündigung, das Shell-Orchester werde nun
dieses oder jenes zum Vortrag bringen. Ein weiteres Reklamemoment wird durch die laufenden Ankündigungen der Radiovorträge erzielt.
Die gesprochene Reklame knüpft sich an Vorträge, die durch Kapazitäten über dieses oder jenes Thema ge
halten werden. So mag der Sprecher das Kapitel der Hygiene behandeln und beispielsweise gegen Schluß er
wähnen: ein gesunder Körper sei nicht alles, so kann
wohl mancher ohne sein Wissen mit B. O. (Body Odour = Körpergeruch) behaftet sein und dagegen kann nur Lifebuoy-Seife helfen!
Die Form, in der das Reklamemoment im Radio in Erscheinung tritt, ist außerordentlich mannigfaltig und, wie eingangs erwähnt, findet die Radiopropaganda eine immer mehr ansteigende Anwendung. Am besten illu
striert erscheint diese rapide Entwicklung vielleicht durch die Tatsache, daß beispielsweise eine der führenden Re
klameagenturen New Yorks eine eigene Radioabteilung besitzt, in der gegen 40 Angestellte tätig sind.
Ich konnte mich des Eindruckes nicht erwehren, daß die amerikanische Öffentlichkeit in Angelegenheiten der Reklame, sei es mittels Radio oder in vielen anderen täglichen Erscheinungsformen, eine bemerkenswerte Nach
sicht bekundet. Ein vielleicht typischer Fall knüpft sich
an die Einführung einer neuen Zigarettensorte, die jetzt stattfindet und wobei sich die Erzeuger die Reklame-Idee zurechtgelegt haben, nach welcher sie einen Mann mit verbundenen Augen darstellen, dem fünf verschiedene