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	Zu dem
	Феи фею Bunftblatt.
	Der Festzug der Disseldorfer Kinstler dargestellt von
Otto Knille.
	Kaum irgend eine Stadt méchte weniger geeignet sein, der
Kunst einen erspriesslichen Boden zu gewahren, als Diisseldorf.
Keine anziehende Umgebung, keine Art eigenthimlichen, an-
regenden Lebensverkehrs, nicht die Anschauung dllerer oder
neuerer Musterwerke, nur schwerfallige alltiglichste Prosa ist
es, was dieser Ort bietet; glalte Hauserfacaden mit einer da-
hinter unsichibaren Aristokratie, das Einzige, was ihn aus-
zeichnet. Den Einfluss dieses Uebelstandes bemerken wir deut-
lich an dem ganzen genreartigen Leben der hierortigen Kunst,
bemerken wir besonders schmerzlich, wenn wir selbst alte
Feuergeister ermatten und nicht mehr aus Begeisterung, son-
dern nur noch aus der Erinnerung schaffen sehen. Wo aber
einmal ein Stick selbstandigen Lebens, ein Hauch frischer Poe-
sie sich offenbart, fehlt es auch nicht an Kraften, die demsel-
ben kiinstlerische Gestaltung zu verleihen wissen. So hat jetzt
einer unserer jiingeren Kiinstler, der sein Talent nicht zum er-
sten Male bezeugt, es unternommen, den komischen Zug der
Diisseldorfer Kistler, den sie bei Gelegenheit des vorjaihrigen
Friihlingsfestes ausgefiihrt, zu einem reinen Kunslwerke umzu-
bilden, und hat sein Unternehmen in solcher Weise ausgefiihrt,
dass es nicht hinreicht, das geniale Werk in allgemeinen
Ausdriicken zu charaklerisiren, und doch uns auch der
Raum mangeln wiirde, den ganzen Inhalt des bedeutungsvollen
Stoffes zu wirdigen. Denn der behandelte Gegenstand ist kein
anderer, als jenes grosse Prinzip, in dessen Widerspriichen die
ganze Menschheit seit ihren Jahrtausenden schon sich umher-
windet, dessen getrennte Elemente auf der einen Seite noth-
wendig das Chaos zurickfiihren miissen, auf der anderen Alles
in cine eben so trostlose Abstraktion aufzulisen drohen. Diese
Frage der beiden Naturen, die Philosopheme und Concilien
nicht zu entscheiden vermochten, hier finden wir sie auf einem
24 Fuss langen Friese — nicht gelést, aber in héchst anmu-
thiger Weise gezeichnet.

’ Wie das Prinzip selbst, stésst zu Beginn des Bildwerkes
der Herold machtig in’s Horn und ladet Jeden ein, ihm zu fol-
gen, der Muth und Beruf spiirt, zur Entscheidung der Frage
den Kampf zu wagen. Kénig Arlus mit seiner Tafelrunde er-
scheint zunachst auf dem Plan. Aber die armen Ritter! wie
zerstreut halten sie ihre Lanzen, wie mattiugig blicken sie vor
sich! Sie wollen auszichen zum Siege und tragen in sich selbst
den Streit noch unenlschieden. Der ihnen folgende getreue
Ekhard scheint auch wenig erbaut von seinen Kimpfern; mit
ernsiem, fast sorgendem Blicke beherrscht er von seinem Wa-
gen aus den Zug. Aber wie keck schreiten die Hakenschiitzen
einher; sie vertrauen ihrer neuen Erfindung und sind ihres
Ruhmes gewiss, gerade wie dic Hakenschtitzen in der jelzigen
Wissenschaft, die auch mit ihren neuen Erfindungen die Welt
zu erobern ausgchen und doch nichts Anderes thun, als -keck
	einherschreiten. — Die Lanzknechle aber sind erfahrene Leute,
jeder von besonderem Schnilt und eigener Farbe, die echten
Sophisten des Mittelalters, denen das Prinzip des eigenen Ich
das einzig gewisse geblieben, und die ihren Arm der Verthei-
digung jeder Frage Icihen, wenn jenes Prinzip nur dabei ge-
sichert bleibt. So zicht man aus mit Ross und Reitern und
allem Kriegsgeriiste; auch die néthigen Erfrischungen bleiben
nicht 2игаск. Aber ach! der Feind, den man zu bekampfen
geht, folgt selbst hinten nach; der grosse Drache, das Prinzip
im Allgemeinen, und dasselbe in mehr konkreter, menschlicher
Gestalt, als der Venuswagen mit der Liebesgéttin und dem Ritter
Tannhauser, umgeben von blondgelockten Pagen, aber auch
schwarzen Mohren und anderen schamanenhaften Gestalten. Den
Zug des Ganzen heschliesst ein fahrendes Zechgelage, so dass
gewissermaassen das bése Prinzip siegt, nur gemildert durch
die komische Erscheinung. Die Reihe der vor uns hergefihrten
Bilder macht vollkkommen den Eindruck einer Aristophanischen
Komédie, etwa wie die ,Végel“, wo die schwerfalligen Gétter
des Olymp endlich auch ihren leichtbeschwingten Nebenbuhlern
die Herrschaft abtreten miissen. — Das aber ist der Forlschritt
und Triumph des Menschengeistes, dass er eine so gewichtige
Frage mit solcher Anmuth und Leichtigkeit zu behandein ber
sich vermocht hat.

Wir wirden bedauern, wenn dieses vortreffliche Kunst-
werk in den Besitz eines Einzelnen tiberginge, glauben viel-
mehr, dass ein Verleger nicht zu viel wagen wiirde, wenn er
unternahme, durch Vervielfaltigung dasselbe dem allgemeinen
Kunstinteresse zum Genusse zu bringen. A. v. E.
	Die Jungmeister’sche Versteigerung.
	Ia der am 22. Noy. 1802 zu Leipzig stattgehabten Versteigerung
der reichen Jungmeister’schen Sammlung wurden u. A. folgende Preise
bezahlt:

N. Berghem, 4 BI. Ziegen. Qu. 8 BI. 36—40. Erste, sehr
seline, wie Aetzdrucke, vor den Nummern und die Platten nicht rein
gewischt. 13 Thir. 5 Sgr. — A. Both, 5 BI. Die Sinne. Bauern-
sticke. Van Andries und Johann Both. Fol. BI. 1f—15, Erste Ab-
driicke vor der Adresse und den doppelten Nummern: 14 Thir. 25 Sgr.
— P. Delaroche, Sainte Amélie, P. Mercurj sc. KI. Fol. Бег
schoner Abdruck, bloss mit einer unausgefallten Zeile Schrift vor dem
Zusalze Reine de Hongrie. Chin. Pap.: 10% Thir. — Derselbe,
Charles I. Die Verspottung des Kénigs. A. L. Martinet sc. Qu.-
Fol. Sehr schéner Abdruck: 13 4 Thir. —- A. Diirer, 16 BI. Die
berihmte Passion. 8. BI. 3— 18. Gute Abdricke, meist mit drei Li-

nien breitem Papierrand. 28 /, Thir. — Der Ritter, Tod und Teufel.
Fol. Bl. 98. Capitalblatt in trefflichem Abdrucke. 15 Thir. 12 Sgr.

16 Bl. Die Offenbarung Johannis. Fol. Bl, 60—75, Alte kraflige
Abdracke, simmtlich mit lat. Texte auf der Riickseite, 11 Thir. 13 Sgr.
—- Albrecht Direr’s christlich - mythologische Handzeichnungen (zu Kai-
ser Maximilians Gebetbuche). 46 BI. Lith. von J.N. Strixner (Man-
chen 1808). Gr. Fol. Seltene Original-Prachtausgabe, auf Velinpap., -
farbig, gedruckt und unbeschnillen. 16 Thir. 5 Sgr. — C. du Sart,