VORZÜGE UND MÄNGEL IN DER KONSTRUKTION UNSERER SCHNELLPRESSEN. Von einem erfahrenen Praktiker.
(2. Fortsetzung. )
Das Grundgestell der Maschine muß kompakt d. h. aus einem Guß hergestellt und durch Rippen und Unterziehungen der Laufschienen genügend ver
stärkt sein, dadieses die Grundlage füreinen ruhigen und gleichmäßigen Gang der Maschine bildet. Nur der den Antrieb tragende Bock darf an das Grundgestell an
geschraubt werden, jedoch ist es besser, wenn auch dieser direkt mit dem Grundgestell durch Anguß verbunden ist, wie wir es bei einem neuen, nach modernen Anforderungen gebauten Schnellpressen-Typus ausgeführt finden. (Rockstroh & Schneider. ) Zu
sammengeschraubte Grundgestelle können niemals eine so stabile Widerstandsfähigkeit besitzen, wie sie mit Recht ge
fordert werden muß, besonders nicht bei großen Maschinen,
bei denen die zusammensetzbare Form in der Hauptsache nur wegen des leichteren und einfacheren Transportes, der ja bei
normalen Verhältnissen nur einmal und zwar von der Fabrik in die Druckerei zu geschehen hat, seitens der Maschinenfabriken beliebt wurde. Von dieser Methode ist man im allgemeinen
glücklicherweise abgekommen, denn wenn auch nicht direkt anzunehmen ist, daß sich die Verbindungsschrauben lockern, so ist ein Durchbiegen oder Nachgeben des geteilten Grund
gestelles doch immerhin mit einiger Sicherheit vorauszusetzen, und daß dieses eine Unvollkommenheit darstellt, welche dem
Druck zum Nachteil und der Maschine zum Schaden gereicht, ist selbstverständlich.
Der Antrieb, gleichviel ob dieser sich mit seinen wesentlichsten Teilen inner- oder außerhalb der Maschine befindet, soll so kon
struiert sein, daß seine Übersetzung die Anwendung möglichst gleich großer Riemenscheiben auf der Schwungradwelle und Transmission gestattet, damit der Treibriemen bei beiden Schei
ben ungefähr die Hälfte des Umfanges derselben umspannt und
so beidseitig genügenden Halt findet, um in richtiger Weise wirken und der Maschine einen gleichmäßigen, ruhigen Gang sichern zu können. Bei großen Maschinen sollten die Riemen
scheiben für den Antrieb niemals unter 40 Centimeter und bei kleineren Maschinen nicht unter 30 Centimeter Durchmesser gewählt werden müssen (bei einer normalen Transmissions
Tourenzahl von 180 in der Minute). Die Antriebszahnräder müssen zum Zwecke geringer Abnutzung breite Zahnung aufweisen. Eine den Maschinenmeistern sehr willkommene Ver
besserung ist die Verlegung des gesamten Antriebes an den hinteren Teil der Maschine, wodurch dieselbe vorne am Fun
dament bedeutend zugänglicher gestaltet worden ist; auch der korrigierende Setzer ist mit dieser Neuerung sehr einverstanden,
da sie ihm ebenfalls große Erleichterung gewährt. Man denke nur daran, was für eine Plackerei es früher war, wenn bei großen Maschinen an der linken Eckkolumne oben am Kapital Korrekturen angebracht werden mußten!
Ganz unzulänglichen Konstruktionen begegnen wir mitunter bei den Exzentern, welche auf der Kurbelwelle angebracht sind, indem dieselben vielfach zu klein,also zu gering im Durchmesser oder auch zu schmal geformt sind. Der erstere Fall be
dingt die Anwendung übermäßig scharfer Kurven, welche die Bewegungen der durch sie dirigierten Maschinenteile unruhig und stoßend gestalten, im letzteren Falle wird eine vorzeitige Abnutzung der Exzenter, dieser wichtigen Teile der Schnell
presse, begünstigt, da die starke Reibung, welche sich bei der unvermittelten Überwindungderscharfen Kurven geltend macht, auch bei noch so fleißigem Schmieren mit der Zeit eine sehr nachteilige Rückwirkung durch schnelles Schleißen der Rei
bungsflächen im Gefolge haben muß. Man achte, insbesondere bei den Exzentern für die Zylinder-Auffanggabel, darauf, daß sowohl die Exzenter selbst wie auch die Exzenterrollen mög
lichst groß und breit sind, denn es ist nur natürlich, daß ein Stahlexzenter mit breiter Lauffläche sehr viel mehr gegen Abnutzung geschützt ist, als ein schmaler gußeiserner. Selbstver
ständlich sind die Exzenter stets tleißig zu schmieren, weil das Öl durch den Druck der Rollen auf der Lauffläche immer wieder nach kurzer Zeit gänzlich verdrängt wird und dann Gefahr vor
handen ist, daß die Exzenter trocken laufen. Die Lauffläche muß stets blank, wie poliert aussehen, ist dieselbe grau oder mit dunklen Flecken durchsetzt, dann schließen entweder die Rollen nicht mehr kompakt, oder es ist unzulänglich geschmiert worden. Man sollte nun meinen, daß von vornherein bei der wichtigen Rolle, die an dieser Stelle eine fortwährende präzise Schmierung spielt, in jedem Falle darauf Bedacht genommen worden wäre, die Schmierung durch eine selbsttätige Vorrich
tung zuverlässig und konstant zu gestalten, aber leider ist dies
nur bei einigen Fabrikaten in wirklich auskömmlicher Weise der Fall. Die Vorrichtungen mit Dochtschmierung erheischen öftere Erneuerung der Dochte, da dieselben durch Schmutz,
Staub und verharztes Öl bald ihre Saugfähigkeit verlieren; die Schmierung dagegen, welche durch Eintauchen der Exzenter in Öl bewirkt wird, ist äußerst ausgiebig und macht sehr geringen Anspruch auf die besondere Aufmerksamkeit des Ma
schinenmeisters. Die mäßig tiefen Ölbehälter müssen aber leicht abnehmbar sein, um dieselben allmonatlich wenigstens einmal reinigen und mit frischem Öl beschicken zu können.
Bei den Schnellpressen mit Eisenbahnbewegung muß die Drehung der Kurbel, welche den Karren hin- und herbewegt, in der Richtung stattfinden, daß sie beim Niedergange den Karren zu sich heranzieht und beim Aufwärtsgange, vom toten Punkt sich entfernend,denselben in entgegengesetzter Richtung, also von sich fort, stößt. Ist der Kurbelgang umgekehrt, dann wird ein unruhiger Gang der Maschine zu konstatieren sein, und das hat seine Ursache darin, weil die Kurbelstange den Karren bei seiner Anfangsbewegung von vorne nach hinten
und umgekehrt stets nach aufwärts drückt oder zieht, so daß er auf den Schienen nicht fest und gleichmäßig aufliegen kann. Besonders auffällig tritt dieser Übelstand dort zu tage, wo die Kurbelstange kurz ist; hier werden die vorderen Karrenräder, wenn sie keine sie arretierende Zahnung aufweisen, in der Regel vorne und hinten (über den toten Punkt) schleifen, d. h. durch den Schwung, den sie beim Durchgang des Fundamentes erhielten, sich noch weiter in gleicher Richtung herumdrehen, was beweist, daß der Karren bei falscher Kurbeldrehung tat
sächlich etwas gehoben wird. Hiernach ist es leider begreiflich, wenn an solchen Maschinen das Steigen der Spieße besonders lästig auftritt.
Aber auch dann, wenn die Richtung der Kurbeldrehung derart ist, daß sie den Karren auf die Schienen niederdrückt, darf die Kurbelstange nicht, wie es beim Bau «besonders kurzer» Maschinen beliebt wird, zu kurz konstruiert sein. Es ist nämlich durchaus nicht gleich, in welchem Winkel die Zugstange bei
höchstem und tiefstem Stande des Kurbelzapfenlagers in ihrer Stellung zu den Schienen steht, denn gerade hier liegt die Ur
sache eines gleichmäßigen, möglichst geräuschlosen, oder im andern Falle, eines stoßenden, knarrenden und unruhigen Arbeitens des gesamten Antriebes. So lange die Zugstange in ihrer höchsten Stellung einen flachen Winkel zu den Schienen
bildet, wie es beispielsweise bei den langen Zugstangen der Augsburger Maschinen der Fall ist, wird der Karren gleich
mäßig und absolut stoßfrei hin- und herbewegt; je mehr sich
aber dieser Winkel durch weniger günstige Konstruktion (große Hubhöhe der Kurbel und kurze Kurbelstange) dem rechten nähert, desto unruhiger und stoßender wird der Lauf des Kar
rens und desto geräuschvoller auch der Gang des Antriebes werden. Dazu kommt in diesem letzteren Falle noch ein nicht zu unterschätzender Kraftverlust. Nähert sich die Kurbelstange,
infolge ihrer Kürze oder der kurzen Bauart der Maschine, in ihrer höchsten oder tiefsten Stellung zu sehr der vertikalen Richtung, dann muß dementsprechend der Druck der Kurbel