in Geschichte, Literatur und Kunst sehr fihlbar, namentlich ftir den, welcher nicht Zeit und Geld genug halt, um alle grossen und kleinen Residenzen, Haupt- und Universilatsstadte zu bereisen und die dortigen Bibliotheken, Archive und Kunstsammlungen zu durchsuchen, bei der Ungewissheit irgend elwas Erhebliches fiir seine speziellen Zwecke zu finden. Aus diesem sehr fihl- paren Uebelstande erwuchs die Idee, auch fir Deutschland ein Nationalmuseum zu errichten, aber ein den besondern Ver- hiltnissen des Landes, welches eine Centralisation der Originalschdtze nicht zulasst, anpassendes, daher ganz cigenthimlich deutsches Museum. Es sollen nemlich allerdings auch Originalschatze der Literatur und Kunst deutscher Vorzeit, so weit dies durch Ankauf und Stiftungen méglich sein wird, zusammengebracht und damit zugleich eine Rettungsanstallt dessen, was ausserdem durch Handler ins Ausland wanderte, begriindet werden; daneben aber soll zugleich ein Centralrepertorium fir die simmtlichen in Deutschland bestehenden zersireuten Staats- und dffentlichen Sammlungen angelegt werden, um daraus zu ersehen, was an Quellen und Denkmilern der Geschichte, Literatur und Kunst deutscher Vorzeit (vorlaufig bis 1650) existirt und wo es zu finden sei. Mit Freuden kénnen wir Deutsche darauf verzichten, in Originalien alle diese Schitze in Ein Lokale zu vereinigen, (was gewiss der allgemeinern Verbreitung der Bildung nur Eintrag thun wirde), wenn wir so weit sind, zu wissen, wo elwas zu finden ist und vorléufig alles dies in organisch-wissenschaftlicher Ordnung zu Papier gebracht haben. Es wird dann durch reichliche Unterstiitzungen auch méglich werden, neben diesen blos beschreibenden Verzeichnissen von den wesent- lichsten und besten Gegenstinden Abgiisse, Zeichnungen, wie schriftliche Copien zu erlangen und im Nalionalmuseum wohl ge- ordnet zusammen zu stellen, um so dem Forscher in den meisten Fallen die Originalien selbst bei seinen Arbeiten entbehrlich zu machen. Aus den durch diese Vorbereitungen zuginglich und nutzbar gemachten Quellenschalzen sollen mit der Zeit durch tiichlige Fachmanner sowohl wissenschaftliche als populére Schriften zur Kunde der Geschichte, des Lebens und Strebens unserer Vorfahren in Stadt und Land hervorgehen und zu mdglichst billigen Preisen allgemein verbreitet werden. Dies ist nun was das im Herbst 1852 zu Dresden auf einer Versammlung deulscher Gelehrten und Kunstforscher be- schlossene, im Jahre 1853 als Nationalinstitut zu Niirnber g begriindete germanische Museum will und sich zur Auf- gabe gestellt hat, Eine Aufgabe, wiirdig einer grossen Nation, aber auch nur ausfihrbar durch Mitwirkung einer solchen! Haben wir ja selbst ohne allgemeine Mitwirkung, nur durch einzelne Manner der Wissenschaft und kleine Vereine Grosses leisten sehen, wobei wir nur an J.Grimm, Pertz, Béhmer, Chmel und Genossen erinnern wollen! Es ist zu hoffen, dass kein deutscher Gelehrter dem guten Werke seine Theilnahme versage, wenn es an ihn kommt, etwas hiefiir thun zu kénnen. Wir laden hiezu jeden Mann deutscher historischer Wissenschaft und Kunst ein. — Was aber die materiellen Mittel betrifft, so sind nicht nur jabrliche Geldzuschiisse aus Regierungsfonds zu hoffen, sondern es hat sich auch bereits ein Unterstiitzungsverein unter dem Namen ,Aktiengeselischaft fir das germanische Museum* gebildet, dessen Sitz zu Nirnberg ist; auch haben sich viele Stimmen erhoben, mit jahrlichen Geldbeitragen nach Kraften das Museum unlerstiitzen zu wollen. Doch um beides, Aktienzeichnung und Jahresbeitrage, durch alle deutsche Staaten sowohl als auch in den beim Museum historisch interessirten Landern, Schweiz, Elsass, Lothringen, Burgund, den Niederlanden und Ostseelandern, ja wo nur Deuts che sind, zu ermég- lichen, ist es nothwendig eigene Agenten aufaustellen, zur Verbreitung der Einladungen, zur Zeichnung und Eincassirung der Aktien und Jahresbeitrage. Wir zweifeln auch nicht, dass in jedem bedeutendern Orte nicht nur Deutschlands, sondern aller Lander, wo historisches Interesse dafir noch nicht erstorben ist, doch Ein wohlgesinnter Ehrenmann sich dazu finde, die oben bezeichneten Bemithungen uneigenniitzig auf sich zu nehmen. Und in diesem Vertrauen fordern wir alle die Lust haben dem Vaterlande diesen Liebesdienst zu leisten auf, dem unterzeichneten Vorstande ihre Namen zu nennen, um baldméglichst ihnen die gedruckten Einladungen zur Zeichnung der Aktien- und Jahresbeitrage zusenden zu kénnen. Damit wir aber auch Zeugniss ablegen kénnen von dem was wiahrend der kurzen Zeit des Bestehens des Museums geschehen ist, so laden wir jeden Freund der guten Sache ein, nach Nirnberg zu kommen und zu sehen welche Schilze deutscher Kunst und Literatur bereits durch patriotische Theilnahme im Besitz des Museums sind: eine Bibliothek von 10,000 Banden, reich an Hand- schriften und Seltenheiten, eine Urkunden- und historische Aktensammlung, eine Sammlung alter guter Gemalde, Miniaturen, Handzeichnungen, Kupferstiche, Holzschnitte, Sculpturen aller Gattungen, Miinz-, Siegel-~, Waffen-Gerath- und Instrumenten- Sammlungen, alles wohl geordnet und mit den speziellsten Nachweisungen versehen. Eine Zeitschrift ,Anzeiger fir Kunde der deutschen Vorzeit, neue Folge“ wird als Organ des Museums mit 1. Juli monatlich, woméglich alle 14 Tage, erscheinen und durch Post zum Jahrespreis von 2 FI. oder 1 Thr. 6 Gr. versendet. Ein Anfrage-, ein literarisch- artistisches Bureau ist organisirt, wodurch wir im Stande sind jetzt schon historische Arbeiten von Gelehrten und Kunstforschern einigermassen zu unterstiitzen, so wie tiberhaupt Anfragen die sich auf spezielle Zweige der Geschichts-, Rechts-, Sitten und Sprachkunde, so wie auf Kunst beziehen, sowohl schrifilich als bildlich zu erledigen. Fast taglich treffen kleinere oder grossere Gaben ein und viele sind in Aussicht gestellt, ja es ist nicht geringe Hoffnung da, dass, nach den bereits von einigen der bedeutendsten Buch- handlungen gegebenen Beispielen, simmiliche deutsche Buchhandlungen von ihren einschlagenden Verlagswerken dem Museum ein Gratisexemplar zukommen lassen wollen. So mégen sich denn von allen Seiten Krafie zum guten vaterlandischen Werke vereinigen und jeder nach seinem Stande und Berufe etwas dazu thun! Nirnberg, am 19. Mai 1853. Der Vorstand des germanischen Museums Frhr. H. v. u. z. Aufsess, Dr. jur. Die Mitglieder des Gelehrten- Ausschusses des Museums: Dr. Apelt, Prof. z Jena. Arneth, k. k. Reg-~R. u. Dir. d. k. k. Miinz- u. Antiken-Cab. z. Wien. Bauer, geh. Staalsarchiv, z. Darmstadt. Becker, k. pr. Steuercommiss. z. Wurzburg. Becker, Organist и. ord. Lehr. а. d. Conservat. d. Musik z. Leipzig. Dr. Beeg, Rekt. d. Gewerbsch. z. Firth. Dr. Bergmann, k. k. Rath u. Custos z Wien. Frhr. v. Beust, k. s. Oberberg—Haupt- mann z. Freiberg. H.Ph. Cappe, z. Dresden. Dr. Ennemoser, z. Minchen. Erbstein, ks. Staatsarchiy. z. Dresden. Dr. E. Forster, z. Minchen. Dr. Gengler, Prof. d. Rechts z. Erlangen. Dr. Gerber, Vice-Kanzler u. Prof. d. Rechts z. Tiibingen. Dr. Gersdorf, k. s. Hofr. u. Oberbibl. z. Leipzig. Dr. Haser, Prof. d. Medic. z. Greifswalde. Dr. J. H. v. Hefner, Prof. z. Miinchen. Jarwart, k. pr. Hofmaler z. Bayreuth. Dr. Klemm, k. s. Hoff. u. Oberbibl. z. Dresden. Dr. Kopp, Prof. z. Giessen. Dr. Kratz, z. Hildesheim. Krieg v. Hochfelden, grossh. bad. Obrist u. Mitgl, d, Milit-Commiss. d. d. Bund. z, Frankfurt. Dr.