21101 А ТЕ
	Zu dem
	 

Hentihen Runftblatt.
	Nordlingen.
	sterbibliotheken h. Kreuz zu Donauworth, St. Mang in Fiissen,
Kirchheim ete., kostbare Miniaturenbiicher, worunter besonders
hervorzuheben sind: eine Art Weltchronik mit vielen und herr-
lichen Miniaturen, von -Berthold Furtmayer, in den Jahren
1470 —72 ausgefiihrt, ein késtliches kleines Gebetbuch, schon
und reich ausgestattet, Manuscripte mit Malereien aus dem 11.
und 12. Jahrhundert; unter den Elfenbeinschnitzwerken: die
Riickseite eines Handspiegels, mit der héchst naiven Darstel-
lung des Angriffs einer Minneburg, welche, durch Jungfrauen
vertheidigt, aber so tbel_gewahrt wird, dass die angreifenden
Ritter, auf ihren Pferden sitzend, die in den Fenstern erschei-
nenden Vertheidigerinnen ktissen. Ausserdem mehrere Tafel-
chen mit ahnlichen Darstellungen der Minne. Eine interessante
Figur aus einem Schachspiel des 12. oder 13. Jahrhunderts.
Ein emaillirter, mit den plastischen Figuren einer Kreuzigung
verzierter Buchdeckel. Endlich eine Reihe der interessantesten,
ganz unbekannten Incunabeln des Formschnitts und des Kupfer-
stichs, daranter mehrere geschrotene Blatter und eine Anzahl
von jenen noch wenig erforschten Abdriicken von Metallplat-
ten, auf braunréthlichem Grund, welcher mit Blattgold oder
Silber tiberlegt war, wodurch die Taillen der Platte erhaben
erscheinen, von welchen Bechstein ein Exemplar in dem Deut~
schen Kunstblatt von 1850 8.131 beschreibt. — Der eben so
freundliche als unterrichtete Custos Maule zeigt diese Selten-
heiten den Kunstfreunden mit aller Zuvorkommenheit. Derselbe
ist in diesem Augenblicke mit der Ausmalung eines Geschlechts-
buchs der firstlichen Familie Oettingen beschiftigt, in wel-
chem alle einschlagige Bildnisse und sonstige Denkmiler auf-
	4). Beeker.
	genommen und trefflich ausgeftthrt werden.
	ели .
	Die wichtigen Gemalde der hier einheimischen Maler Fried-
rich Herlen und Hans Schauffelin in der Hauptkirche der
Stadt, welche Waagen in seinem Werke: Kunstwerke und
Kunstler in Deutschland, 1843. Th. I. 8. 347 u. ff. beschreibt und
die er damals theilweise dem Verderben ausgesetzt fand, sind
jetzt, durch Vorsorge der Kirchenverwaltung, von dem Maler
Higener in Augsburg gereinigt und trefflich restaurirt worden.
Besonders betrifft dies die frither als Fliigel am oberen Chor-
altare befindlich gewesenen vier grésseren und zwdlf kleineren
Bilder von Herlen, meist Scenen aus dem Leben Christi dar-
stellend, welche, mit stylgemaissen Rahmen versehen, in tberra-
schender Frische und Reinheit dastehen. Ausserdem sind noch
hergestellt: das grosse Familienbild des Malers mit der Inschrift:
Fried. Herlen Maller, 1488, FR; die Kreuzigung Christi,
Christus zeigt seine Wundmale, die Beweinung Christi, alle von
Herlen; Christus vor Pilatus, von Zeithlom, 1488 von Hans
Genger in Ulm gestifiet; die Verkimdigung, der Besuch der
Elisabeth, die Darstellung im Tempel und der Tod der Maria,
von Schauffelin’s Schiller, Sebastian Teig; eine Reihe Bilder
von Schaduffelin, darunter der von Waagen beschriebene
untere Fligelaltar mit der Beweinung Christi. Am vorztiglich-
sten sind jedoch vier kleine Tafeln, die h.h. Elisabeth, Barbara,
Nicolaus und ein Bischof mit einem Schwert. Der mitunter et-
was handwerksmassige Maler zeigt sich hier auf einer Hdhe
der Kunst, wo er mit den besten Kiinstlern seiner Zeit in. die
Schranken treten kann. Der Maler Eigener soll noch zehn
Gemilde zur Restauration in Hinden haben. Wenn diese eben-
falls im Chor der Kirche aufgestellt sein werden, so gewahren
dieselben in einer Folge von etwa vierzig Bildern, ohne jene,
welche noch als Epitaphien zerstreut in der Kirche hangen, eine
héchst interessante Uebersicht der Nérdlinger Malerschule. Auch
Schauffelin’s merkwirdiges und figurenreiches Wandgemilde
mit der Aufschrift: Johannes Scheifelin pinxit 1515, in
der kleinen Rathhausstube, die Belagerung von Bethulia, mit Ju-~
dith und Holofernes, ist trefflich restaurirt worden. Der Maler
Eigener soll den Vorschlag gemacht haben, dieses Gemalde
von der wenig haltbaren Holzfachwand abzulésen und auf Lein~
wand zu tibertragen, worauf aber die stadtische Verwaltung
vor der Hand nicht eingegangen ist. Herlen’s d. alt. Todten-
schild in der Stadtkirche, dessen Waagen nicht gedenkt, trigt
die Inschrift: .,Anno diti 1591 den 12 tag october starb der
Ernhafft und fiirnem Friedrich Herlin statt Maller alhie, dem
Gott gnadig sey.“ Darunter ein quergetheiltes Wappenschild,
oben ein schreitender Lowe in schwarzem Felde und unten ein
goldenes Herzschild in schwarzem Felde.

Kunstfreunde, welche Nérdlingen besuchen, mache ich auf
das etwa 2 Stunden entfernte, firstliche Oettingen- Wallerstei-
nische Schloss Maihingen aufmerksam. Hier befinden sich,
ausser dem reichen Schatz von Druck-Incunabeln aus den Klo-—
	Herltv. Dem Regierungs- und Baurath Zwirner in Kéln ist
der Charakter als Geheimer Regierungsrath verliehen worden.
Der Berliner Verein fir den Кошег Dombau hat far das laufende
	Jahr 1200 Thir. als Beitrag bestimmt.
	In diesen Tagen ist der Direktor der Disseldorfer Akademie der
Kiinste, Wilhelm v.Schadow, welcher seit einigen Jahren am graven
Staar erblindet war, durch dieselbe bewahrtc Meisterhand des Geh.
Rath Jiingken glicklich operirt worden, die vor siebenzehn Jahren
auch seinem, in gleicher Weise erblindeten Vater, das Augenlicht

wiedergegeben Паб. (У. 1.)
	Ht. Wirrsberg, den 1. August. So eben langt hier die Besla-
tigung des deutschen Bundes an, der das German. Museum als Na-
tional—Institut anerkennE und es den Regierungen zur Unterstitzung
empfiehlt. —- Der Grossherzog von Sachsen-Weimar fahrt in
freigebigster Weise fort, sein Anerbieten, das er im Ganzen gemacht,
im Einzélnen niher zu bestimmen. Sonst sind es vorziiglich die Prinzen
fiirstlicher Hauser und Personen der hdheren Aristokratie, die sich fir
das Institut interessiren und demselben Unterstitzung zufliessen lassen.
Von einer alleemeinen Theilnahme im Volke haben wir leider bis