in der steif-ceremoniellen Weise des Jahrhunderts seiner, mut einem Facher bewaffneten, Schénen den Arm, wogegen sie ihm den ihrigen mit gleicher seriéser Grazie darreicht. So gemes- sen und dusserlich formell dies nun auch abgemacht wird, so deutet dennoch der sich begegnende Blick Beider auf еше т- пеге Gegenseitigkeit, wie sich solche eben durch alle Epochen menschlicher Kultur in unverfalschter, allgemein verslindlicher Weise erhalten hat. —- Das Lithographische des Blattes ist, wie schon gesagt, von Feckert und demnach mit der, ihm eigen- thimlichen Sorgfalt und dem kiinstlerischen Eingehen in das Wesen des Originals in trefflicher Weise bemeistert. Fassen wir die in diesem Hefte enthaltenen Darstellungen ihrem kiinstlerischen Werthe nach zusammen, so erscheint das- selbe als eine durchaus wirdige Fortsetzung des Unternehmens. Da indess ein Album, welches ein Kiinstlerverein heraus- giebt, fiir das sammelnde Publikum besonders dadurch an Werth ‘und Interesse gewinnt, dass es auf solche Art von den ver- schiedenen Kiinstlern eigenhandige Werke erhalt, so ist es na- tiirlich dusserst wiinschenswerth, dass fiir die Folge, neben den bereits genannien Ktinstlern, welche das erste und aweile Heft ausstatteten, auch andere, talentvolle Mitglieder des Ver~ eins das Unternehmen durch selbslindige Arbéiten in gleicher Weise férdern. H. Weiss Heitune. slyl ccomponirter Erker, dessen architektonischer Schmuck an die tippige Zeit der Ludwige gemahnt, ist mit Fleiss und Sorg- falt behandelt. Obgleich der Kunstler bemtiht gewesen ist, sei- nem Gegenstande die méglichste Abrundung zu einem geschlos- senen Bilde zu geben, so war ihm dies dennoch nur bis zu einem gewissen Grade moglich, indem ein so fiir sich beste- hender Architekturtheil stets mehr den Charakter einer: Studie behaupten wird. Dass der. Kiinstler dies selbst fihlte, kénnen wir wohl mit ziemlicher Gewissheit vorausselzen, wie er denn auch nicht unterlassen hat, das Interesse des Beschauers an der Gesammtdarstellung wenigstens dadureh zu theilen und zu erhéhen, dass ér den Erker mit Figuren staffirte, um uns auf diese Weise einen Blick in das Leben im Inneren des Palastes thun zu lassen. Wir sehen némlich an dem gedffneten und mit Wappen gezierten Fenster einen wiirdigen Pralaten in Amts- tracht, der dem Spiel eines aber seinem Haupte, auf einem Ringe schwebenden Affen zusieht, wahrend er mit einem Edel- mann im Gesprache begriffen ist. Ob sich der Kunstler bei dieser originellen Zusammenstellung noch etwas Besonderes ge- dacht hat, wagen wir nicht zu bestimmen, mdglich indess, dass diesem Kleeblatt gewisse Beziehungen zum Grunde liegen, die mit der unter dem Fenster angebrachten, leicht lesbaren In- schrift im Zusamenhange stehen diirften. Von Steffeck liegt ein reizend componirtes Blatt vor, Es bringt denselben Gegenstand, der schon auf der letzten Kunst- ausstellung die Freunde der Kunst anzog: eine, von einem Wachtelhtindchen angebellte Ziege. Diese hat sich in der dem Thiere eigenthimlichen, fast madchenhaft koketten Weise auf die Hinterbeine gestellt, ohne jedoch dem kleinen, schwarzen Blaffer besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Sowohl das Technische dieses Blattes, wie dessen wirkungsvolle Zeichnung und Tonung stehen hier so im harmonischen Zusammenklang, dass wir in ihm ein wahrhaft vollendetes Kunstwerk besitzen. Es gehért nicht nur zu den besten, lithographirten Thierstiicken von Steffeck, sondern tberhaupt zu den vorziiglichsten Ar- beiten der Art, welche die moderne, vervielfaltigende Kunst hervorgebracht hat. Die beiden, das Heft beschliessenden Compositionen sind Arbeiten von H. vy. Blomberg und zwar ist die eine von ihm eigenhandig, dic andere von dem rihmlichst bekannten Litho- graphen Feckert auf Stein gezeichnet. Erstere gewahrt uns einen Blick in die Werkstatt eines Malers. Das Kostiim, wel- ches hier v. Blomberg wahlte, lasst uns zweifeln, ob wir einen Kinstler der Jetztzeit oder etwa einen der niederlandi- schen Meister des siebzehnten Jahrhunderts vor uns haben. Er scheint eben im Begriff, eine Composition zu beginnen, denn noch ist der, vor ihm auf der Staffelei stehende Leinwandrah- men weiss und diirfte, da eine neben ihm auf der Fussbank sitzende, weibliche Figur (die uns leider den Ricken kehrt) seine volle Aufmerksamkeit auf sich lIenkt, vorlaufig noch eine zeitlang weiss bleiben. Solche Situationen kommen in Ma- lerwerkslatten haufig vor, besonders bei jiingstverheiratheten Kinstlern, Uebrigens ist das Bildchen, was die technische Be- handlung betrifft, so fein und wirkungsvoll durchgefihrt, dass es dem Hefte zur heiteren Zierde gereicht. Dasselbe gilt denn auch fiir die andere Composition. Diese bewcist ausserdem, dass selbst durch das steife Kostiim der schwiilsligen Roccoco-~ zeit das Herz es dennoch verstand, den Weg zum Herzen zu fin- den. Ein niedliches Paérchen — , ein Mannlein und ein Frau- lein* — in den frischesten Jahren der Jugend, verlisst soeben mit graciédsem, tandelndem Schritt einen mit Hermen und Ka- ryatiden geschmiickten Gartensalon, um sich im Freien freier bewegen zu kénnen. Nur ein kleines, verwunderlich blicken- ‘E Serliw. Der unerschdpfliche Kaulbach hat eine Zeichnung von grdsserer Ausdehnung vollendet, welche des Feuergeistes und der Wasserfee ,,unerhértes Minnespiel* — wie Geibel sagt — darstellt. Die elastisch und voll gebauten Formen der hochbusigen Nixe ruhen auf ihrer Urne am schilfumkranzten Orte. Da hat sich ihr der heisse Feuergeist genaht und zwingt sie und sich selber, wie durch hdéhere Gewalt getrieben, zur glihendsten Umarmung, Und sieh,-aus ihrem dunklen Bunde, Aus Lieb und Abscheu, Brunst und Kampf Erwachst in mitterndcht’ger Stunde Das starke Riesenkind, der Damp f.« Diesem aber, der aus dem wilden Brautbett mit herkulischen Gliedern, in denen ,des Vaters Zorn und der Mutter Kraft galirt® hervorgesprungen ist, diesem hat die héhere Gewalt des Herrn der Schdpfung sofort Fesseln angelegt und ‘ — ,wo der Mensch von Ejisenschienen Da muss er mit des Windes Fligel Sein unabsehbar Netz gespannt, Wettlaufen in erglihter Hast, Da muss in hartem Frohn er dienen, Und dber Haide, Strom und Hiigel Ein Herkules im Knechtsgewand, _ Dahinziehu die gethirmte Last.“ Man sieht ihn, grimmig und widerwillig, zwei Rader mit den Fiissen vor sich herstossen, welche die-sich nach der Seite hin verlierenden Eisenbahngeleise durchmessen sollen. Andere Dampftheile, welche das schépferische Wirken der Natur nicht zu festem Muskel- und Glieder- bau verdichtet hat, kreisen im Bogen tiber den Hauptern der Minnenden und stiirzen sich wieder, —- wie unyollkommen phantastische Anfange und Versuche zu Gliederwélbungen und Rundungen, langgezogene und krauswalzende, quellende Schemen — in das aus der Urne dahinfliessende Wasser, dem die Amphibien mit raschem Sprunge enteilen, weil es ihnen vermuthlich plétzlich 2a heiss darin geworden. — Es ist die Ab- sicht des Kinstlers, eine Reihe solcher Darstellungen zu schaffen, welche phantaslischer Weise das Walten der Naturkriafte, ihr urfreies sowohl, wie ihr vom Geist beherrschtes veranschaulichen sollen. Ус. Bekanntlich hatten die Handbicher der Kunstgeschichte bis jetzt daraber Klage zu fihren, dass far eine eingehende Wirdigung byzantinischer Architektur es an genauen geometrischen Aufnahmen fehle. Besonders galt dies von dem wichtigsten der dahin gehérenden Denkmiler, der Sophienkirche in Constantinopel, deren Aufnahme sich fast undbersteiglich scheinende Hindernisse in den Weg stellten. Unter Protektion Sr. Maj. des Kénigs ist es endlich dem Architekten W. Sal- zenberg gelungen, dieselben zu beseitigen, und das Kénigl. Preuss. des Lowenhiindchen ist ihm ‘gefolgt. Der Jiingling bietet ganz Handels ~Ministerium ist im Begriff, die Resultate jener Arbeiten in