jedoch ein Zurückfiellen der eigenen perfönlichen Anfichten, und der Entwerfer wird, wenn auch fchweren Herzens, immer diefen Kompromißen zuflimmen müffen. Man kann jedoch die Hoffnung haben, dab das Wefen des gegenwärtigen Stils noch fo weit in die Druckfachen verbrauchenden Kreife eindringt, dab fie dem Gehalten des Entwerfers volles Verfiändnis ent


gegenbringen werden und die eben erwähnten Kompromiße


nicht mehr fo oft gefchloffen werden müffen. — Allen denen aber, die aus Prinzip oder auch aus Anhänglichkeit zum Ver
gangenen dem fachlichen Stil ablehnend gegenüberfiehen, feien Goethes Verfe ins Gedächnis gerufen:
Erff veracht man s dann bedacht man’s und verlacht man’s und betracht man’s
und dann macht man s.
Als Illufiration zu den oben befprochenen modernen Drudefachen aber mögen die zahlreichen Beilagen der „Schweizer Graphifdren Mitteilungen“ dienen. K. P.


AUS DER PRAXIS DES FARBENDRUCKERS.


So abwechslungsreich und intereffant auch die Arbeit des Farbendruckers ifi, fo birgt diefe doch auch mancherlei Unannehmlichkeiten in fich, welche
dem Drucker oft Kopffchmerzen verurfachen. Dies kann auch dem tüchtigfien Drucker paffieren, wenn er die zu verarbeitenden Materialien in feiner Zufammenfefeung nicht kennt. Speziell in der Farbenfabrikation kommt es oft vor, daft die zu einer befiimmten Farbe verwendeten Rohmaterialien wechfeln. Bei der Herffellung gewöhnlicher Druck
fachen hat dies keine befondere Bedeutung. Etwas anders liegt die Sache, wenn verfchiedene Farben übereinander gedruckt werden. Hier fpielt fpeziell die Trockenfähigkeit der Farbe für den Drucker eine grobe Rolle, denn von derfelben hängt jede weitere Verarbeitung der Druckfache ab. Bei der meifi zu kurzen Lieferzeit ifi hierauf ganz befonders zu achten, foll die Druckfache lebten Endes beim Verpacken nicht noch verfchmiert werden.
Bei der Herfiellung von Farbendrucken fpielt der Trockenprozeb eine bedeutende Rolle. Vor nicht zu langer Zeit wurden mir Abzüge vorgelegt, auf denen die zuerfl gedruckte Farbe Gelb nicht haften wollte. Der Drucker behauptete, die Farbe trockne nicht. Die Farbe felbfi war fchon trocken, nur fehlte derfelben die Bindung mit dem Papier. Durch Zufab von fett
haltigen Mitteln wurde die Bindung verhindert, welche durch den Trockenfioff hergefiellt wird. Diefer Fehler wurde erfi be
merkt, als die zweite Farbe Rot aufgedruckt werden follte. Schon nach einer kleinen Anzahl Drucken füllte fich der Raffer der roten Platte mit gelber Farbe, fo dab ein Fortdrucken unmöglich war. Um nun die Auflage zu retten, mubte verbucht werden, die auf dem Papier lofe liegenden gelben Farbkörper mit dem Papier zu binden. Auf mein Anraten wurde die gelbe Platte nochmals eingerichtet und von diefer ein Überdruck von Mifchweib, Trockenfioff und ein wenig Mattpafia gemacht. Das Refultat war fehr befriedigend. Die Farbe wurde dadurch zum Haften gebracht, ohne dab die Nuance derfelben beeinträchtigt wurde. Der Aufdruck der zweiten Farbe Rot konnte daraufhin ohne jede Störung vor fich gehen, und die Auflage war fomit gerettet. Nach Angabe des Druckers habe er der gelben Farbe nur ein wenig Leinöl zugefetjf. Normalerweife follte dies keine fo fiörenden Folgen haben; es fei denn, dab der Farbe bei der Herfiellung in der Fabrik fchon zu wenig Trockenfioff bei
gegeben wurde. Es ifi jedem Drucker zu empfehlen, die zu verarbeitenden Farben vor dem definitiven Druck auf ihre Trockenfähigkeit zu prüfen.
Bei Arbeiten, wo mehrere Farben übereinander gedruckt werden, kann auch ein zu fchnellesTrocknen verhängnis
voll wirken. Dies trifft fpeziell dann zu, wenn den Farben Trockenmitfel zugefefjt worden find, welche nach dem Trocknen eine glafige Schicht bilden. Diefe glafige Schicht, welche fich in den tiefen Partien des Druckes am meiffen auswirkf, wird niemals einen glatten Aufdruck ermöglichen, fondern die auf
zudruckende Farbe abfioben. Ifi eine Auflage mit einem folchen Trockenmittel gedruckt, fo ifi es fchwer, dagegen etwas zu tun. Ein allerdings nicht ganz zufriedenfiellendes Mittel ifi der Aufdruck einer vollen Tonplatte mit Mattpafia. Die Mattpafia hat
ziemlich viel Fettgehalt und bewirkt ein Aufweichen der glafigen Schicht, ohne der vorgedruckten Farbe zu fchaden; fie hat jedoch den Nachteil, dab einige Tage mit dem Druck der nächfien Farbe zugewartet werden mub. Handelt es fich jedoch um eine kleine Auflage, fo dürfte ein Neudruck den entfiehenden Zeitverluff aufwiegen.
Das Kleben der Drucke aneinander und fogar im Durchfchubpapier ifi auch eine Folge des zu fchnellen Trocknens. Uber diefen Ubelfiand verbreitet fich ein Korrefpondent in Heft 12 diefer Zeitfchrift. Diefe Ausführungen find dahingehend zu ergänzen, dab man auch mit denjenigen Trockenmitteln vorfichtig umgehen mub, welche als nicht klebend angepriefen werden. — Der erfahrene Drucker weib, dab jedes Trocken
mittel in einem befiimmten Zuflande klebt, nur ifi dies bei dem einen mehr und beim andern weniger der Fall. Ebenfo verhält es fich mit der Wirkung der Trockenmitfel. Da wird z. B. behauptet, dab bei Anwendung eines befiimmten Trocken
mittels die Farbe in kurzer Zeit wohl auf dem Papier trockne, nicht aber auf den Walzen. Dies ifi fehr leicht verfiändlich und bei jedem Trockenmittel der Fall, denn die aufgedruckte Farbfchicht ifi doch wefentlich dünner als die Schicht auf den Walzen. Zudem befifjen die Maffewalzen ein gewiffes Mab Feuchtigkeit, durch welche die Farbe weniger einfrocknen kann. Ein Trockenmittel, welches die Farbe auf dem Papier fchnell trocknen läbt, wird verhältnismäbig auch auf den Walzen fchnell wirken; es kommt eben auf die Stärke des Trockenmittels an.
Ein weiterer unangenehmer Ubelfiand im farbigen Illufirationsdruck ifi das Abliegen der Farbe in den fchweren Partien im Durchfchubpapier. Schon beim Druck der erfien Farbe achte man darauf, dab die gedruckten Bogen in ganz kleinen Stöben weggefefß werden. Der Drucker darf fich ja nicht damit tröffen, dab die kleinen Flecken, welche durch das Abliegen in den tiefen Stellen entflehen, von der nächfien Farbe wieder gedeckt werden. Der zweite und der dritte Druck werden niemals glatt erfcheinen. Wird der gleiche Fehler auch beim zweiten Druck gemacht, fo fieht der fertige Druck ganz fleckig aus. Die Farben, welche für den Buntdruck verwendet werden, follen fireng gehalten fein. Jeder Zufatj von Hilfs
mitteln ifi zu vermeiden, fofern es das Papier erlaubt. Mub die Farbe wegen dem läfiigen Rupfen einen fetthaltigen Zufafe erhalten, fo füge man auch dementfprechend wieder Trocken
fioff bei. Eine firenge Farbe ergibt eine fatte Deckung mit wenig Farbgebung und trocknet demzufolge beffer; in ganz kleinen Teilen weggefetjt und öfters umlegt, wird auch das läfiige Abliegen der tiefen Flächen verhütet.
Das Ideal des Farbendruckers wäre eine Trockenvorrichtung, wie folche an der Tiefdruckmafchine angebracht ifi. Der Druck follte nach dem Verlaffen der Mafchine auf einer langen Bahn,
über welche Gebläfe für Heibluft angebracht find, weiter laufen und dann erfi durchfchoffen werden. Auf diefe Weife würde die Farbe doch leicht angetrocknet, fo dab ein Abliegen der Farbfchicht am Durchfchubpapier nicht fo leicht möglich ifi.
Leider find folche Arbeiten zu feiten, und es würde fich eine folche Anlage nicht rentieren, fo dab diefelbe wohl immer nur ein frommer Wunfch des Druckers bleiben wird. D.