auch angeführt, daß das verhältnismäßig trockene Klima lieh diefem Verfahren beffer anpaßt als z. B. in England. (Vielleicht trägt auch die Trockenlegung in Amerika dazu bei!)
Von Wafferfeftigkeit der fertigen Drucke kann man felbfiverfiändlich nicht fprechen. Die Farbe liegt auch mehr auf der Oberfläche der Papierfafer, fie hat nicht, wie die reine Ölfarbe, die Fähigkeit, in die Fafer vollfiändig einzudringen, fich mit ihr zu verbinden und zu verharzen. Dementfprechend muß das Papier der Farbe entgegenkommen, muß faugfähiger fein und eine mehr fchüttere Öberflächenfafer aufweifen.
Zum Jean-Berte-Verfahren gehört die Herfiellung der in Gummi gefchnittenen Platten. Auch kann man nicht irgend eine beliebige Vorlage dazu nehmen; es hat fich darum hier eine befondere Technik ausgebildet, worauf der Künfiler fchon beim Anlegen feiner Zeichnung Bedacht nehmen muß. Da es fich um einen Flächendruck handelt, werden gern gegenfäßliche Farben verwendet. Wenn fich die Waflerfarbendrucktechniken auch bei uns einführen follen, fo ifi es empfehlenswert, daß fich die Gebrauchsgraphiker bald mit ihnen näher befaffen.
Das Jean-Berte-Verfahren ifi patentiert; es werden beträchtliche Lizenzgebühren verlangt oder ein ProzentfaßvomTaufend- Verbrauchspreis der Auflage. Daher haben fich fchnell die
konkurrierenden Verfahren entwickelt, welche die unter 2. genannten Farben verwenden. Auch hier wurden fchöne Refultate erzielt. Erwähnt feien nur das „Econa“-Verfahren, welchem auch das Verfahren der englifchen Nikoloit Co., London, (“Ocol” oder “Rolokote”) zugrunde liegt.
Bei diefen Druckmethoden kann man wie von Gummi fo auch von Metall drucken; leßteres muß etwas vorbereitet fein, damit die Farbe beffer angenommen wird (d. h. ein wenig an
gerauht). Derartige Drucke zeigen wohl etwas mehr Glanz, wirken auch nicht fo pafios wie Jean-Berte-Drucke, find aber dafür wafferbefiändig und nicht fo empfindlich. Die englifchen “Pafiello”-Farben (Shuk and Maclean), auch in Deutfchland fchon eingeführt, gehören ebenfalls zur zweiten Gruppe. Sie
zeigen guten Wafferfarbeneffekt, decken befonders auch auf dunklem Papier und Karton gut und find unverwifchbar. Hier werden bei einmaligem Druckgang entfprechendej Refultate erzielt.
Wie alles Neuartige, fo haben auch die angeführten Druckmethoden gewiffe Vorteile und Nachteile. Sie wollen und können natürlich keines der bisherigen Druckverfahren ver
drängen, find aber doch geeignet, diefe in mancherlei Beziehung zu ergänzen. Befiechend wirkt vor allem die Brillanz der Farben, die beim abfoluten Wafferfarbendruck (zu 1.) natürlich nicht lichtecht fein können. Hindernd ifi vor allem, daß es ein addi
tives Verfahren ifi, bei dem die Farben nebeneinander liegen, im Gegenfaß zum üblichen Drei- und Vierfarben-Buchdruck, der fubfiraktiv aus den Grundfarben die Komplementärfarben ergibt. Hiervon könnte in erfier Linie der Buchdruck profitieren, weil er dadurch bei Annahme geeigneter Arbeiten beweglicher wird.
Der Wafferfarbendruck repräfentiert eben nur vollkommener das Medium, das er darfiellen foll: die dafür gefchaffene künfilerifche Zeichnung. — Vielleicht erheitern die neuen bunten Farben in all diefen fchweren Zeiten auch etwas die bedrückten Gemüter; jedenfalls bieten fie dem Reklamemann neue Möglichkeiten, das Gefchäft zu beleben. O. Kerff, Berlin.
Bezüglich des Wafferfarbenbuchdruckes wirdunsvon einem Fachmann, der fich damit befchäftigt, u. a. gefchrieben:
Als Druckträger verwendeten wir Neßäßungen aus Zink, geäßt für Naturpapier. Bei den Farben handelt es fich um Aquatinta-Farben. Helle Farben find mit möglichfi wenig Weiß zu mifchen, da Weiß zum Zufeßen der Neßäßung neigt. Um eine Farbe heller zu bekommen, fügten wir einen Teil Wafferfarbenfirnis bei. Dabei ifi indes darauf zu achten, daß die Farbe nicht zu dünn wird.
FürdenWafferfarbendruckverwendet man ambefien ältere, fchon etwas hart gewordene Walzen. Das Farbwerk ifi öfters
als beim Druck mit Firnisfarben zu wafchen. Zum Wafchen der Maffewalzen muß Spiritus, und zum Wafchen der Stahlzylinder Waffer verwendet werden. Die Stahlzylinder find natürlich gut trocken zu reiben.
Die Maffewalzen müffen hin und wieder, am befien über Nacht, mit Glyzerin eingerieben werden. Selbfiverfiändlich gehört zum Wafferfarbendruck auch ein gefchulter Meifier der Mafchine, der große Sorgfalt auf die Ausführung legt.


ÜBER PFLEGE UND BEHANDLUNG DER DRUCKMASCHINEN.


Auch in einer Buchdruckerei iff das inveffierte Kapital für Mafchinen und mafchinelle Behelfe von großer Bedeutung. Troß der Kapitalabfchreibungen, die periodifch vorgenommen werden, iff es noch eine wich
tige Aufgabe, die gute Erhaltung der Mafchinen zu fördern, um ihre Leifiungsfähigkeit auf lange Sicht zu ffellen. Nur durch gute Pflege und geeignete Behandlung ifi dies möglich. — Die Praxis hat mir nur zu oft Gelegenheit gegeben, unwirtfehaftliche Behandlung der Mafchinen fefizufiellen, ebenfo in meiner Umgebung nachläffige Mafchinenpfiege zu beobachten. Diefe Beobachtungen geben mir nun den Anlaß zu einer Ausdeutung einwandfreier Mafchinenpfiege mit Berückfichtigung von Arbeitsvor
richtungen, die heutzutage nachhaltiger betrieben werden müffen als ehedem. Denn die Technik unferes Jahrhunderts bringt förm
liche Wunderwerke auf den graphifchen Markt. Werke, die durch ihre Automatik und Mechanik die größte Aufmerkfamkeit des Betreuers erfordern und nicht zuleßt eine forgfältige Pflege und Behandlung. Die Technik zeigt auch immer nachdrücklicher das Beffreben, die Leifiungsfähigkeit, zumal in quantitativer Beziehung,
zu erhöhen. Ziffern zeigen da Höchfiausmaße, die aber in der Praxis feiten oder gar nicht erreicht werden können, da die Konffruktion der Mafchine beim Höchfffchnellgang leidet und auch die
Güte des Druckes fraglich wird. Es können bei allzu fchnellem Druck Erfcheinungen und Zwifchenfälle auftreten, die die Druckqualität fchädigen und auch die Stunden- bzw. Tagesleiffung herunfer
drücken. Selbfiverfiändlich iff auch die Art der Druckforte maßgebend für die quantitative Leifiung.
In Amerika nüßt man eine Mafchine einige Jahre im höchfien Tempo aus, und dann wirft man fie ins alte Eifen. Bei uns in der alten Welt können wir nicht fo wirtfehaften; hier iff die Lebens
dauer einer Mafchine auf lange Sicht geffellt. Bei uns muß man die „Teure“ kosmetifch pflegen, auf daß fie lange lebe auf Erden. Bei einer fauber gehaltenen Mafchine iff es nicht möglich, daß fich Staub und Schmuß in den Schmierlöchern einniflen und zuweilen die ©lzufuhr abfperren. Wenn die Größe der Mafchine es bedingt, daß der Meifier durch einen Hilfsarbeiter von der ©larbeit ent
hoben ifi, fo iff es doch notwendig, die Ölung von Zeit zu Zeit
eigenhändig vorzunehmen, da der Verantwortliche den Bedarf der Lager beffer einfehäßen kann und auch leicht überfehbare
Schmierlöcher berückfichtigt. Neuaufgeffellte Mafchinen bedürfen eine überaus forgfame Schmierung und mehrmals einen Nachfchub in die Hauptlager, da hier Zapfen oder Welle in dem Lager noch feff fchließen. Sehr empfindlich find die halbfeitigen oder, beffer gefagt, die Pendelbewegungen einzelner Mafchinenteile. Im Lager einer Pendelbewegung kann fich Schmuß oder ein Fremdkörper leichter einnifien als bei einer rotierenden Bewegung.
Bei diefer Gelegenheit mache ich auf die Tiegelpreffen aufmerkfam und fpeziell auf den Typ „Falke . Hier pendelt die Hälfte der Mafchine, die Druckform und Farbwerk trägt, in zwei Lager. Die kurze Bewegung und der fiarke Druck des maffiven