DAS KLISCHEE IM DRUCKEREIBETRIEB.
Der Umgang mit Klifchees erfordert von allen Beteiligten ein gewilfes Maß von Sorgfalt und Verfiändnis fchon von dem Augenblick an, wo fie in die Seßerei gelangen. Und nicht gering find die an den Drucker geffellten Anforderungen an Routine und Erfahrung, deren Befiß ihm erfi die Möglichkeit gibt, die Erzeugnilfe der Re
produktionstechnik zu vollkommener Darffellung zu bringen. Der Rahmen diefer Arbeit fchließt nun freilich das fchwierige Gebiet
des Illuffrationsdruckes nicht mit in fich ein; fie befaßt fleh vielmehr mit allerlei Wilfenswertem allgemeiner Natur aus der Praxis der Klifcheebehandlung vom Zeitpunkt des Einbauens in den Saß bis
zur Aufbewahrung im Klifcheelager. Dies iff gar oft ein weiter Weg, und es iff mancherlei zu beachten, wenn diefen feilweife fo empfindlichen Objekten in allen Abteilungen die ihnen zukom
mende fachgerechte Behandlung zuteil werden, und wenn fie vor unliebfamen Nachteilen gelchüßt bleiben follen.
Das Klifchee in der Seßerei.
Weitaus in den meifien Fällen werden Klifchees von der Anflalt montiert geliefert. Diefe Montage ifi jedoch nur eine proviforilche; die Platten find gewöhnlich nur fchwach befeffigt, um leicht ab
genommen werden zu können. Die Holzunterlagen find in der Regel weder genau winkelrecht, noch haben fie zufammen mit der Platte die genaue Schrifthöhe. Seif langer Zeit fchon wurde von der Fachprelfe immer wieder die Forderung erhoben, daß die Anfialten die Klifchees nach typographifchem Syfiem liefern follen. Die Nichtbeachtung diefer Forderung dürfte jedenfalls ihre befonderen Gründe haben, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann. Zweifellos wären die Vorteile nicht von der Hand zu weifen; aber Vorteile wären es nur dann, wenn die typographifchen Maße auch wirklich genau eingehalten würden. Dies dürfte jedoch — ganz abgefehen von dem fich ffändig verändernden Material, dem Holz fchon aus technilchen Gründen fo gut wie undurchführbar fein.
Die erfie Arbeit des Seßers ifi die Prüfung der Klilchees hinlichtlich feiner Winkel, die völlig rechteckig fein müffen. Als Meßinfirumente kommen in Befracht Jufiierwinkel, genaue Winkelhaken und exakte Schiffe. Zur Bearbeitung der Holzunferlagen find eben
falls eine Anzahl Werkzeuge und Materialien nötig, um die es aber, zumal in kleineren Druckereien, meiff recht fchlimm befiellt ifi. Aber felbfl bei Vorhandenfein reichlicher und guter Gerätfchaften ifi das exakte winkelrechte Jußieren eine Sache, die ein gewiffes Maß von Feingefühl erfordert, das aber nicht jeder befißt. Schlecht und recht hilft man fich eben, fo gut man kann. Die Werkzeuge werden gewöhnlich vernachlälfigf, niemand kümmert fich um deren Infiandhaltung.
In Druckereien mit rationeller Arbeitsmethode werden die Klifchees gewöhnlich vor dem Einbauen fachgemäß fix und fertig montiert und jufiiert. Nicht feiten kommt es aber vor, daß der Seßer nach dem Juffieren diefes oder jenes Klifchee nochmals bearbeiten muß, z. B. dann, wenn der vorgefehene Plaß nicht aus
reicht. Beim Verkleinern des Klifcheerandes geht dann nicht feiten die Unterlage verloren, und der Drucker fleht fich genötigt, eine nochmalige Jufiierung vorzunehmen. Die tägliche Praxis zeitigt eben Fälle, die oft nicht vorausgefehen werden können. Deshalb iff es auch hier von Vorteil, wenn fich alle Beteiligten eines verfiändnisvollen Zufammenarbeitens befleißigen und einander in die Hand arbeiten. Dem Sefjer kann es nur Nufjen bringen, wenn er fich alles das aneignet, was über die fachgerechte Behandlung der Klifchees zu wißen notwendig iff.
Um zu beurteilen, wie ein Klifchee hinfichtlich Montierung und Jufiierung zu bearbeiten ifi, muß mancherlei beachtet werden. Es ifi genau zu prüfen, ob der Stock an allen vier Kanten völlig winkelrecht, ob der Fuß hohl oder gewölbt ifi und ob etwa die Seiten
kanten nach unten oder oben fchräg verlaufen. Bei ungenügendem Ausgleich der oft winzigen Differenzen können unter Umfiänden große, nicht wieder gufzumachende Nachteile entliehen. Anders ifi es mit dem Jußieren der Höhe nach, das eine Angelegenheit
des Druckers iff und ein Kapitel für fich bildet. Für den Seßer wird es in den meifien Fällen genügen, wenn er das Klifchee fo weit unterlegt, daß es gerade noch einen fichtbaren Abzug ermög
licht. Die Unterlagen find nur ganz lofe anzubringen, da fie bei der eigentlichen Jufiierung wieder abgenommen werden müffen.
Das Ausfchließen von Klifchees iff gewiß eine einfache Sache, wird aber dennoch fehr oft falfch gehandhabf. Gewöhnlich füllt man den feitlichen Raum fo weit mit Material aus, bis die Länge des Klifchees erreicht ifi, wozu nicht feiten Quadraten bis herunter zur Einpunktffärke und felbfl noch Kartenfpäne verwendet werden. Eine andere Methode fleht den Vorteil darin, jede Stückelei zu ver
meiden, möglichfi ganze Stücke zu nehmen und den freien Raum einfach leer zu laffen. Beides iff nicht richtig. Richtig iff vielmehr, das Klifchee immer fyfiematifch auszufchliefien, alfo auf halbe oder ganze Cicero ausgehen zu laffen. Der überfchülfige Raum wird entweder oben oder unten mit Regletten in möglichfi ganzen Stücken ausgefüllt. Das erleichtert die Kontrolle beim Auszählen des Materials und bei etwaigen Verfchiebungen und gibt auch die Möglichkeit zu rafchem Auffinden von etwa noch vorhandenen Diffe
renzen. Bei Änderungen in der Mafchine kommt das fyfiematifche Ausfchließen ebenfalls vorteilhaft zur Geltung, weil fich Verände
rungen ohne Brechen und Stückeln leicht vornehmen laffen. Befchriftungen oder Einfaffungen follen nie unmittelbar ans Holz zu flehen kommen, fondern wenigfiens eineViertelpetit Abffand haben.
In der Seßerei find Klilchees mancherlei Gefahren ausgefetjt, und man muß ffändig auf der Hut fein, um fie vor Schaden zu be
wahren. Nicht feiten kommen Befchädigungen vor, deren Urfache nicht aufgeklärt werden kann, was befonders bei Autotypien der Fall iff. Ohne fchüßende Zwifchenlagen follten Klifchees nie übereinandergelegt werden. Bei Verwendung von Portepages iff darauf zu achten, daß kein feuchtes Papier genommen wird, was befonders bei Zinkklifchees leicht zu Oxydation führen kann. Wegen des Ver
ziehens der hölzernen Unterlagen und wegen der Oxydationsgefahr ifi jede Feuchtigkeit ffreng fernzuhalten, was befonders beim Anfeuchten des Saßes zu beachten iff. Beim Abziehen in der Handpreffe ifi befonders dann Vorficht geboten, wenn zu niedere Klifchees etwa mit Regleften unterlegt worden find, die leicht übereinander geraten können. Nach dem Abziehen laffe man die Klifchees nicht mit der Farbe ffehen, da diefe einfrocknet, allmählich eine harte Kruffe bildet und bei langer Dauer fchwer zu befeitigen ifi. Beim Abwafchen muß darauf geachtet werden, daß keine Ichadhafte Bürfie genommen wird und daß die Borfien frei find von etwaigen metallenen Beffandfeilen, die zu Kraßern Anlaß geben können.
Bei der Erledigung von Revifionen an Klifcheeformen muß fehr forgfältig verfahren werden, denn auch hier gibt es verfchiedene Gefahrenquellen. Mir ifi ein Fall erinnerlich, wo der Drucker auf den Abzügen nach der Revifion fiarke Verkraßungen auf einer Autotypie fefifiellen mußte, die vorher tadellos war. Der Seßer be
teuerte, daß ihm nichts palfierf fei. Nach längerem Forfchen konnte die Urfache gefunden werden: Der Seßer hatte fich auf die Form
gelegt und durch die an feinem Arbeitsmantel fich befindlichen metallenen Knöpfe die Kraßer verurfacht. Es ifi ratfam, die Form
auf der gefährdeten Stelle fiefs zuzudecken. Beim Wiedereinfügen von herausgenommenen Klifchees überzeuge man fich fiets davon, daß nicht etwa umgefallenes Material oder Schmuß unter die Klifchees zu liegen kommen. Ahle, Pinzette oder fonfiiges Material lege man nie auf Klilchees; nach beendeter Revifion prüfe man forgfältig, daß nichts liegen geblieben ifi.
Säße mit Klifchees fchieße man nie auf feuchte Schließplatten oder Saßbretter, weil außer dem Holz befonders die Kartenfpäne die Feuchtigkeit anziehen und aufquellen, wodurch der Saß feine urfprüngliche Genauigkeit einbüßt. Klifcheeformen follten nicht
an folche Pläße gefiellt werden, die viel begangen werden, weil immer die Gefahr des Darauffallens von Gegenffänden befieht, befonders in der Nähe von Stegregalen. Auf alle Fälle iff es ratfam, folche Formen nach dem Abffellen fofort mit trockenem Material gut zuzudecken (Fortfeßung folgt.)