SCHWEIZER
GRAPHISCHE MITTEILUNGEN
MONATSSCHRIFT FÜR DAS GRAPHISCHE KUNSTGEWERBE
REDAKTEUR UND HERAUSGEBER: AUG.MÜLLER - DRUCK: BUCHDRUCKEREI ZOLLIKOFER & CIE. ST.GALLEN
Die „Schweizer Graphifchen Mitteilungen“ erfcheinen monatlich einmal. — Abonnementspreis per Halbjahr bei direkter Zufiellung inklufive Porto für die Schweiz Fr. 6.— (mit Schuhkarton Fr. 7.—), für die Länder des Welf pol? Vereins Fr. 7.50 (unter Kuvert mit Schuhkarton Fr. 9.—). — Bei einem Poftbureau in Deutfchland befiellt per Halbjahr RM. 5.80 (unter Kuvert mit Schufjkarfon RM. 6.70) zuzüglich Befiellgebiihr. — Durch den Buchhandel in Deutfchland Fr. 9.— per Halbjahr. — Inferate 40 Cts. die Pefitzeile. Bei Wiederholungen Rabatt. Beilagen nach Übereinkunft.
APRIL 1931 * * VIERTES HEFT * * 49. JAHRGANG
DER BUCHDRUCKER UND DIE OFFSETDRUCKPLATTE.
Der Offfetdruck hatte bis vor kurzem verfchiedene Vorteile dem Buchdruck voraus: in erfier Linie die rafchere und billigere Druckplattenherfiellung bei ein- und mehrfarbigen Illuflrationen, dann die Möglichkeit, bei groben Auflagen ein und dasfelbe Bild foundfo oft aufeine Druckplatte unterzubringen, wodurch _____________die Mafchine weniger belafiet wird, ferner
fällt beim Offfetdruck die Zurichtung weg, die Offfetpreffe leifiet eine gröbere Tourenzahl und hinzu kommt noch die Eigenfchaft des Gummituches, auf rauhe Papiere drucken zu können.
Wenn auch in neuerer Zeit dem Buchdruck Mittel zur Verfügung flehen, diefe vorerwähnten Vorteile für fleh auszunüfjen, wie die rafchere Herftellung der Autotypieklifchees in der Ätjmafchine und die Äpung von Autotypien für rauhe Papiere (flehe Heft 2 d. J.), To find damit die wefentlichen Vorteile des Ofifetdruckes, der Wegfall der Zurichtung und die Möglichkeit der fog. Sammeldruckformen nicht fo fchnell einzuholen. Den Vorfprung, den der Offfetdruck dem Buchdruck gegenüber hat, buchen betriebfame Unternehmer als Lockmittel zu verwenden,
den Buchdrucker zu veranlaßen, in feinem Betriebe auch den Offfetdruck einzurichten. Einmal wird dem Buchdrucker ein Plattenherfiellungsverfahren angeboten und zum andern offeriert man eine Offfetpreffe handlichen Formates.
In Heft 2 diefer Zeitfchrift ifi auf Seite 37 unter der Uberfchrift: „Ein Rückblick auf das Jahr 1930“ in Spalte 1 ein fog. Photoplafiik-Pofitiv-Kopierverfahren befchrieben, eben das Ver
fahren, welches, durch Beilagen in Fachzeitfdhriften aufgemuntert,
dem Buchdrucker ermöglichen Toll, fich die Druckplatten felbfi herzufiellen.
Wie falfch der Inhalt folcher Profpekte aufgefabt werden kann, beweifi die Befchreibung diefes Verfahrens in erwähnter Nummer. Was hier von dem Verfahren als Neuheit gefagt ifi, ifi jedem Offfetkopierer, der mit der Pofitiv-Kopie arbeitet, feit Jahren bekannt und keine neue Erfindung, wie aus dem Artikel hervorgehen foll. Wenn alles fo ralch und einfach ginge, dann hätten wir tatfächlich ein ideales Plattenherffellungsverfahren. Aber dem ifi nicht fo.
Dab diefes Verfahren feine Mucken hat, beweifen die Beilagen in verfchiedenen Fachzeitfchriften, die kürzlich erfchienen find. Dem Verfaffer liegen drei Exemplare vor, deren Druck
ausfall zweierlei fagen, nämlich die Bilder find unter fich derart verfchieden, wie dies dem Buchdrucker wohl nicht paffieren dürfte, fobald er vom Klifchee druckt. Entweder hat die Druck
platte, wenn alle drei Profpekte von einer und derfelben Platte gedruckt fein follten, keinen gleichmäbigen Druck hergegeben; die Rafierpunkte find bei dem einen Druck übernormal grob, daher ifi das Bild zu voll; beim anderen Druck erfcheinen he
in normaler Grobe, und beim dritten Druck find die feinen und feinfien Rafierpunkte ausgefallen; das Bild macht einen zerfreffenen Eindruck. Sind aber die drei Profpekte von verfchie
denen Plcitten gedruckt worden, die nscheinnnder kopiert wurden, fo ifi daraus zu fchlieben, dab mit dem Verfahren es nicht mög
lich ifi, gleichmäbig druckende Platten herfiellen zu können. Beim Druck von einer und derfelben Platte würde bewiefen fein, dab diefe Platte keine Dauerdruckplatte war.
In dem Profpekt ifi gefagt: „Es wird dies einmal durch ein Plattenverfahren erzielt, das jede Druckerei ohne lithographifche Abteilung durch ihre bisherigen Kräfte ausführen kann. Die Hauptnachteile des bisherigen Ofifetdruckes, nämlich die fchwierige Plattenherfiellung fowie der Mangel einer Dauerplatte, werden durch diefes Verfahren behoben.“
Einmal wird behauptet, dab der Mangel einer Dauerplatte befiehen foll, zum andern, dab eine jede Buchdruckerei durch ihre bisherigen Kräfte die Druckplatten herfiellen könne.
Wenn es nun dem Erfinder felbfi nicht gelingt, eine gleichmäbig druckende Dauerplatte herfiellen zu können, wie es die erwähnten drei Profpekte beweifen, wie foll dann ein vollkom
mener Laie auf dem Gebiete des Ofifetdruckes, und das ifi nun einmal der Buchdrucker, mit dem Verfahren fertig werden?
Es foll durchaus nicht behauptet werden, dab das Platfenherfiellungsverfahren für den Offfetdruck mittels Kopie vom Pofitiv für den Buchdrucker unerlernbar fei, im Gegenteil, das Kopieren kann nach dem heutigen Stand der Technik jeder intelligente Menfch lernen, und zwar in kurzer Zeit, nur mub er fich mit einigen chemifchen und phyfikalifchen Gefetjen etwas
vertraut machen. Die Hauptfache ifi, dab er ein Verfahren unter die Hände bekommt, das einfach in feiner Anwendung die nötige Sicherheit auf gutes Gelingen bietet.
Anders ifi es mit dem Druck der Platte in der Mafchine. Beim Rakeltiefdruck braucht der Buchdrucker nicht fo viel von der Chemie zu wißen, wie beim Flachdruck. Es genügt nicht, die Druckplatte in die Mafchine einzufpannen; fie foll auch eine entfprechende Auflage aushalten, und beim Fortdruck zeigen fich allerlei Erfcheinungen. Da fängt plötzlich das Bild an, in feinen feinfien Raflerpunkten zu verfchwinden; ein ander
mal werden die Rafierpunkte gröber, das Bild wird voller, dann wieder fängt die Platte an zu tonen, und fo kommen derart viele Schwierigkeiten zum Vorfchein, die nur ein Drucker befeitigen kann, der die Materie genau kennt.
Wenn ein Buchdrucker fich zur Einrichtung des Ofifetdruckes entfchlieben Tollte, fo mub er von vornherein alle diejenigen Einrichtungen treffen, welche eine Gewähr für ein rationelles Arbeiten leifien. Hier gehört in erfier Linie ein Fachmann her, der die Behandlung der Flachdruckplatte von der Kopie über den Andruck bis zum Mafchinendruck kennt. Wird dies alles vom Buchdrucker verlangt, fo kann es dem Druckereibefiber paffieren, dab er in kurzer Zeit feinen Entfchlub verwünfeht, weil die Geldausgaben nicht aufhören und ein Kunde nach dem andern verloren geht.
Kommt es vor, dab die Kopiererei bei der Mafchinenplatten
herfiellung mit Schwierigkeiten zu kämpfen hat, was in jeder